So erkennen Sie eine Essstörung – bei sich selbst und bei anderen

Essstörungen sind verbreiteter, als viele denken. Und das nicht nur bei jungen Mädchen. Wir klären die wichtigsten Warnzeichen für die schwere Erkrankung – und zeigen, was hilft.

Sophia Thiel hat einmal mehr offen über den Kampf gegen ihre Essstörung gesprochen und damit vielen Mut gemacht. Noch immer werde sie von bestimmten Lebensmitteln getriggert, berichtete die 28-Jährige in einem emotionalen Video. Aber sie mache große Fortschritte in ihrer Therapie und manische Fressanfälle seien Geschichte. „Auch wenn ich noch sehr viel vor mir habe, habe ich in der Therapie solche enormen Besserungsschritte machen können, wie ich sie mir ein Jahr zuvor nie hätte erträumen können. Ich möchte euch damit auch sagen, es gibt da einen Weg heraus.“

Tatsächlich ist die Krankheit verbreiteter, als viele denken. Allein in Deutschland haben etwa 14 von 1000 Frauen und fünf von 1000 Männern eine Essstörung. Es handelt sich dabei nicht um ein Ernährungsproblem, sondern um eine ernsthafte psychische Erkrankung. Die gute Nachricht: Sie kann erfolgreich behandelt werden. Doch dafür muss sie zunächst als solche erkannt werden. 

Magersucht, Bulemie und Binge-Eating – die drei Hauptformen von Esstörungen

Unterschieden werden drei Hauptformen von Essstörungen. Laut dem Portal „Patienten-Information.de“, das von Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Bundesärztekammer betrieben wird, gibt es drei Hauptformen der Erkrankung, die auch ineinander übergehen können:

Alle Formen gehen mit seelischen Problemen und einem niedrigen Selbstwertgefühl einher. Viele Betroffene versuchen oft unbewusst, ihre inneren Konflikte über das Essverhalten zu lösen. Die Erkrankung verläuft meist über mehrere Jahre.  

Essstörungen – das sind die Warnzeichen

Es ist oft nicht einfach zu erkennen, wann auffälliges Essverhalten in eine krankhafte Form übergeht. Allerdings gibt es Warnzeichen, die Sie ernstnehmen sollten:

  • ständiges Sorgen um Gewicht und Essen
  • Nahrungsverweigerung oder unkontrollierte Essanfälle
  • heimliches Essen
  • Panik vorm Zunehmen
  • Ablehnen des eigenen Körpers
  • hoher Leidensdruck

Betroffene oder Eltern können sich an den Kinder- oder Hausarzt oder eine psychotherapeutische Praxis wenden. Eine Beratung erfolgt auch über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter Tel. 0221/89 20 31 oder online www.bzga-essstoerungen.de.

Schlimme Folgen der Unterernährung bis hin zum Tod

Die Folgen einer Essstörung sind fatal für den Körper. Die Unterernährung kann zu

  • Muskelschwund
  • brüchigen Knochen
  • erhöhter Infektionsanfälligkeit
  • Haarausfall
  • ausbleibender Monatsblutung bei Frauen und
  • Potenzstörungen bei Männern

führen.

Auch Organe wie Herz und Niere können durch Nährstoff- und Flüssigkeitsmangel geschädigt werden. Außerdem beeinträchtigt häufiges Erbrechen die Zahngesundheit. Die ätzende Magensäure, die dadurch in den Mund kommt, greift den Zahnschmelz an, was bei Kranken häufig zu Karies führt. Auch Speiseröhre und Magen nehmen durch häufiges Erbrechen Schaden. So tritt beispielsweise die Refluxskrankheit häufig als Spätfolge auf, bei der der Schließmuskel durch das häufige Erbrechen nicht mehr funktioniert. Vor allem Magersucht kann aufgrund der Unterernährung tödlich enden.

Behandlung und Therapie

Essstörungen sind ernsthafte Erkrankungen und müssen in aller Regel behandelt werden. Wichtigster Faktor dabei ist die Psychotherapie, die darauf abzielt, seelische Probleme aufzuarbeiten sowie neues Essverhalten zu erlernen. Betroffene können die Therapie ambulant, teilstationär oder stationär machen. Die BzGA hat hier ein Themenblatt zu den Therapieformen (inklusive Kostenübernahme) zusammengestellt.

Eine Ernährungstherapie sowie eine Bewegungstherapie können weitere Stützen der Behandlung sein. Auch Medikamente können vereinzelt zum Einsatz kommen. Wichtig ist: Je eher die Behandlung beginnt, desto größer ist die Aussicht auf Erfolg.

Sophia Thiel macht vielen Mut: „Du bist ein großes Vorbild für mich“

Auch Sophia Thiels Offenheit scheint vielen Betroffenen Mut zu machen. Unter dem neuen Video finden sich viele Kommentare. „Danke für deinen Mut, mit diesem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich leide ebenfalls an einer Essstörung und es hat mir gerade sehr gutgetan zu hören, dass es einen Weg rausgibt, aber es einfach Zeit braucht“, lautet zum Beispiel einer.

Eine Nutzerin schreibt: „In dem, was du erzählst, finde ich mich zu 100 Prozent wieder. Du bist ein großes Vorbild für mich.“

Hier geht’s zum Youtube-Video von Sophia Thiel

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