Heuschnupfen: Warum er dieses Jahr besonders stark sein könnte

Rote Augen, Schnupfen und Husten: Die Pollenallergie ist für manchen schon so präsent, wie sonst im April oder Mai. Warum der Heuschnupfen 2019 nicht nur früh startet, sondern auch besonders heftig ausfallen könnte.

Zweistellige Temperaturen, teils kräftige Sonne und kaum Regen – noch vor dem meteorologischen Frühlingsbeginn am 1. März ist die Konzentration von Erlenpollen an manchen Orten in Deutschland auf außergewöhnlich hohe Werte gestiegen.

In Berlin sei vergangene Woche an einem Tag die höchste je seit 1985 gemessene Zahl von Erlenpollen in der Luft gemessen worden, sagt der Meteorologe Thomas Dümmel von der FU Berlin. Der bisherige Rekord von 2017, der bereits ein Extremwert gewesen sei, wurde demnach noch deutlich überschritten.

Die Deutsche Stiftung Polleninformationsdienst berichtete kürzlich in einer Vorhersage von "selten beobachteten Niveaus" bei der Konzentration von Erlenpollen im nord- und westdeutschen Tiefland. Die saisonalen Spitzenwerte seien dort bereits erreicht. Als Grund wurde vermutet, dass die Kätzchen angesichts frühlingshafter Bedingungen nahezu zeitgleich heranreiften und die Pollen sich dann optimal verteilten.

Pollenfreier Winter wird immer kürzer

"Für Allergiker war es nicht der Traumwinter", bilanziert der Leiter des Allergie-Centrums an der Berliner Charité, Torsten Zuberbier, mit Blick auf die weitgehend milde Witterung in den meisten Regionen Deutschlands. "Schon zu Weihnachten waren Haselpollen-Allergiker geplagt, außer vielleicht im Hochgebirge."

Der seit etwa 20 Jahren beobachtete Trend hin zu einer immer kürzeren wirklich pollenfreien Zeit im Winter setze sich damit fort, betont Zuberbier. Die Intensität des Pollenflugs habe dabei zugenommen. "Man hat das Gefühl, dass der Klimawandel bei uns angekommen ist. Pflanzen lieben dieses Wetter." Die Bäume nutzten "Warmzeiten" zur Fortpflanzung aus.

Welche Pollen als erstes fliegen

Auf Hasel und Erle, bei denen in der nächsten Zeit abklingende Werte erwartet werden, folgt der Allergikerschreck Birke: "Man kann jetzt schon damit rechnen, dass die Birke bald mit voller Kraft anfängt zu blühen", sagt Zuberbier.

Er rechnet mit einem ein bis zwei Wochen früheren Start der Blüte als üblich, möglicherweise Anfang März. Dümmel hingegen geht von einem Start nicht vor Mitte, Ende März aus – vorausgesetzt, es komme keine Kälteperiode mehr. Birken sondern im Vergleich zu anderen Bäumen deutlich mehr Pollen auf einmal ab.

Informieren Sie sich:Pollenflug-Kalendee – Wann es Allergiker besonders schwer haben 

Allergische Reaktionen bereits vor dem Pollenflug

Allergiker müssen sich nicht wundern, wenn sie schon vor Beginn der Blütezeit Reaktionen bemerken: "Selbst wenn in der Luft noch keine Pollen gemessen werden, können Allergene in der Nähe der Bäume vorhanden sein", sagt Zuberbier. Bei den Stoffen, auf die Allergiker reagieren, handele es sich um kleinste, für das menschliche Auge unsichtbare Eiweißstückchen im Pollenkorn. "Diese Teilchen können sich auch vor dem Beginn der Blüte absondern und mit der Luft weitergetragen werden", so der Wissenschaftler. Auch ohne tägliche Gartenarbeit kann man dann mit Allergenen in Kontakt kommen. "Wenn der Baum vorm Fenster steht, reicht das."

Heuschnupfen betrifft nach Angaben des Polleninformationsdienstes etwa zwölf Millionen Menschen in Deutschland, laut einer Studie des Robert Koch-Instituts sind mehr als eine Million Betroffene Kinder und Jugendliche. Das RKI sieht allergische Erkrankungen als eine der häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Kindern und Jugendlichen überhaupt. Das Vorkommen habe sich zuletzt auf hohem Niveau stabilisiert.

Pollen-Allergie – das sind die Symptome

Die Hygiene heutzutage gilt als einer der Faktoren, die das Entstehen von Allergien begünstigen. Blütenstaub ist eigentlich harmlos, das sensibilisierte Immunsystem von Allergikern schaltet dennoch beim Kontakt mit den Schleimhäuten auf Abwehr: Tränende, juckende Augen, Niesanfälle und starker Schnupfen sind mögliche Folgen.

Die Beschwerden können mit der Zeit – insbesondere wenn sie unbehandelt bleiben – neben den oberen Atemwegen auch die unteren Atemwege betreffen, chronisches Asthma droht.

Was bei Heuschnupfen hilft

Zum einen können Betroffene Medikamente einnehmen.

  • Sie können akute Heuschnupfen-Symptome mit Tabletten unterdrücken, sogenannten Antihistaminika.
  • Manchmal verschreiben Ärzte auch Arzneimittel mit Cortison gegen Entzündungsreaktionen.
  • Daneben steht außerhalb der Pollensaison die sogenannte Hyposensibilisierung zur Verfügung, eine in der Regel länger andauernde Therapie. Diese kann nach einiger Zeit zur Besserung der Krankheitsanzeichen führen.

Aber auch ein auf den Pollenflug abgestimmtes Verhalten kann helfen, die Heuschnupfen-Symptome zu lindern:

  • Meiden Sie während der Pollenphase längere Aufenthalte auf blühenden Wiesen und Feldern.
  • Gehen Sie nach dem Regen spazieren – denn der Schauer klärt die Luft von Schwebpartikeln wie Pollen.
  • Auch beim Autofahren die Fenster geschlossen halten, unter Umständen einen Pollenfilter einbauen lassen.
  • Lassen Sie die Fenster tagsüber geschlossen – und lüften Sie, wenn weniger Pollen fliegen. Stadtbewohner lüften am besten zwischen sechs und acht Uhr. Auf dem Land ist die beste Zeit zwischen 19 und 24 Uhr. Tipp: Pollenschutzgitter zumindest für das Schlafzimmerfenster können rund 85 Prozent der Pollen abhalten.
  • Vermeiden Sie es, selbst Pollen in das Schlafzimmer zu tragen und sich diesen dadurch nachts auszusetzen. Das bedeutet: Abends die Haare waschen, die Kleidung abseits des Schlafzimmers wechseln.
  • "Lungenärzte im Netz" raten,  Nahrungsmittel wie einheimische Teesorten oder Honig zu meiden, falls Unverträglichkeiten auftreten. Denn solche Lebensmittel können Reste von Blütenstaub enthalten.

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