Gebärmutterhalskrebs ließe sich weltweit eindämmen

Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen könnte weltweit schon bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich reduziert werden, berichten Forscher im Fachblatt “The Lancet Oncology”. Nötig wären dafür vor allem zwei Maßnahmen: umfassende Impfprogramme gegen humane Papillomaviren (HPV) und Vorsorgeuntersuchungen.

Das internationale Forscherteam hat mithilfe von Modellrechnungen analysiert, wie sich die beiden Maßnahmen auf die weltweite Zahl der Neuerkrankungen mit Gebärmutterhalskrebs auswirken würden. Ziel war es, die Fallzahlen von Gebärmutterhalskrebs von derzeit 14 pro 100.000 Menschen im globalen Mittel auf vier pro 100.000 zu senken.

In ihrer Simulation gingen die Wissenschaftler davon aus, dass es bis 2020 Programme gibt, in deren Rahmen mindestens 80 Prozent der Mädchen und jungen Frauen gegen HPV geimpft und 70 Prozent der Frauen im Alter von 35 und von 45 Jahren untersucht werden. Das könnte bis 2069 insgesamt rund 13 Millionen Erkrankungen verhindern, berechnen die Forscher. Für die Kalkulationen nutzen die Forscher Daten der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon.

Häufigste Ursache: HPV

Gebärmutterhalskrebs ist bei Frauen weltweit die vierthäufigste Krebsart. In Deutschland erkranken jährlich rund 4600 Frauen daran. Es ist bekannt, dass bestimmte HPV-Typen (vor allem HPV-16 und HPV-18) für rund 90 Prozent aller Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich sind. Gegen die gefährlichsten HP-Viren gibt es seit mehr als zehn Jahren Impfstoffe.

Ohne Impfung infiziert sich fast jeder Mensch einmal im Leben mit HPV, viele schon beim ersten sexuellen Kontakt. Die Infektion verläuft unbemerkt und heilt meistens von allein ab. Nur in wenigen Fällen kann das Immunsystem die Viren nicht eliminieren. Eine mögliche Folge: Zellveränderungen, die sich bis zu Krebszellen entwickeln können. Früh genug erkannt, können die Gewebeanteile mit Zellveränderungen entfernt werden, bevor ein bösartiger Tumor entsteht. Denn Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich meist langsam. Die Krankenkassen in Deutschland zahlen bisher Frauen ab 20 Jahren einmal jährlich einen sogenannten Pap-Abstrich.

“Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine globale Eliminierung in Reichweite ist – mit Mitteln, die bereits vorhanden sind”, sagte Karen Canfell von der Forschungseinrichtung Cancer Council New South Wales in Sydney, Hauptautorin der Studie.

So weit die Theorie. In der Praxis liegt die aktuelle Impfquote in vielen Ländern jedoch deutlich unter den geforderten 80 Prozent: In Deutschland waren Ende 2015 nur 31,3 Prozent der 15-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft, berichtet das Robert Koch-Institut.


Wer hat´s bezahlt? Die Studie wurde vom National Health and Medical Research Council (NHMRC) Australien finanziert.


Sollten Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen nicht ausgeweitet werden, wäre in den kommenden 50 Jahren mit 44,4 Millionen Neuerkrankungen zu rechnen, warnen die Forscher. Die Zahl der neu entstandenen Tumore würde sich dann wegen der zunehmenden Weltbevölkerung und der steigenden Lebenserwartung von 600.000 im Jahr 2020 auf 1,3 Millionen im Jahr 2069 mehr als verdoppeln.

Wann das Ziel von vier Fällen pro 100.000 Einwohnern erreicht würde, hängt vor allem vom Entwicklungsgrad eines Landes ab – vom sogenannten Index der menschlichen Entwicklung, kurz HDI. In Ländern mit sehr hohem Index wie etwa Deutschland oder den USA wäre dies zwischen 2055 und 2059 der Fall. Länder mit niedrigem HDI wie Äthiopien oder Haiti könnten das Ziel dagegen erst zwischen 2090 und 2100 erreichen oder gar nicht.

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