Alkohol, Süßigkeiten, Fleisch, Tabak – was der Miniverzicht ab Aschermittwoch bringt (und was nicht)

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Für viele Menschen gehört der Verzicht fest zur Fastenzeit dazu. Laut einer Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK wollen die meisten Deutschen die nächsten 40 Tage auf Alkohol (73 Prozent), Süßigkeiten (68 Prozent), Fleisch (56 Prozent) und Rauchen (43 Prozent) verzichten. Die Gründe für den Verzicht sind unterschiedlich, doch hat es gesundheitliche Effekte kurzzeitig auf Alkohol oder Süßes zu verzichten?

Auch nach der Fastenzeit sollte man maßvoll sein

Wer in der Fastenzeit auf Alkohol, Süßes, Fleisch oder Tabak verzichtet, kann den eigenen Umgang damit hinterfragen, sagt Silke Willms. Sie ist Ökotrophologin und Ernährungsexpertin bei der Krankenkasse DAK. "Jeder gesundheitliche Effekt durch das Fasten ist schnell dahin, wenn ich nach dem Verzicht wieder genauso viel Alkohol trinke oder Süßes esse, wie vor dem Verzicht." 

Welche Effekte der Verzicht im Einzelnen hat:

Alkohol

Die Ernährungsexpertin der DAK berichtet, dass sieben Wochen ohne Alkohol, dabei helfen können, den eigenen Umgang damit zu hinterfragen. "Welchen Effekt der Verzicht auf Alkohol hat, kommt auch darauf an, wie viel Alkohol man gewöhnt ist. Es ist eine andere Dosis, wenn ich ein Glas Wein zum Essen trinke oder mehrere Flaschen Bier am Tag." Viele Menschen, die 40 Tage weder Schnaps noch Wein oder Bier trinken, berichten häufig, dass sie besser schlafen können, sich fitter fühlen und besser zwischen Hunger und Appetit unterscheiden können. "Alkohol belastet den Organismus im Grunde genommen immer, daher ist ein Verzicht gut, um nachzufühlen, ob man gesundheitliche Effekte spürt." Wer sich einen Gewichtsverlust erhofft, dürfe Alkohol nicht durch andere kalorienreiche Getränke wie Saft oder Limonade ersetzen, rät Silke Willms. Nur wer die gewohnte Kalorienaufnahme reduziere, könne etwas abnehmen.

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Der Verzicht auf Alkohol oder der Einstieg weniger Alkohol zu trinken, könne nur Vorteile haben, sagt Astrid Donalies, Ökotrophologin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). "Zum Beispiel nehmen Männer im Alter von 25 bis unter 51 Jahren im Durchschnitt etwa sechs Prozent der täglichen Energie in Form von alkoholischen Getränken zu sich. Diese hohe Zufuhr an sogenannten leeren Kalorien trägt nicht nur zur Entstehung von Übergewicht bei. Bei regelmäßigem und reichlichem Alkoholkonsum besteht langfristig eine hohe Suchtgefahr mit schwe­ren Gesundheitsschäden für Organe (unter anderem von Leber, Bauchspeicheldrüse und Herzmuskel) und Nerven sowie psychische Störungen und einige Krebskrankheiten." In Untersuchungen zum vierwöchigen Alkoholverzicht haben Forschende der Universität Sussex und dem University College London festgestellt, dass der Alkoholverzicht bei den Teilnehmenden unter anderem zu niedrigerem Blutdruck, höherer Konzentrationsfähigkeit und zu schönerer Haut führte.

Süßes

"Wir essen gerne Süßes, weil der Zucker das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert. Unser Körper gewöhnt sich an den süßen Geschmack, doch das können wir uns auch abtrainieren. Die Fastenzeit ist ein guter Einstieg dazu", meint Silke Willms. Wichtig sei, Zucker nicht durch Süßstoffe zu ersetzen, um wirklich das Verlangen nach einem süßen Geschmack zu reduzieren. "Wem der komplette Verzicht auf Süßigkeiten schwerfällt, kann auch ab heute bis zum Wochenende sukzessive weniger Süßes essen und trinken, um sich daran zu gewöhnen." Fastende berichten ähnlich wie beim Alkoholverzicht darüber, dass sie sich ohne oder mit weniger Kuchen, Limo oder Eis besser und fitter fühlen.

"Durch den hohen Konsum an Süßwaren, Kuchen oder mit Zucker gesüßten Getränken, enthält unsere tägliche Nahrung große Mengen an Einfach- oder Zweifachzuckern (Haushaltszucker, Fruchtzucker, Traubenzucker, etc.)." Eine hohe Zuckerzufuhr kann unter anderem zu einem häufigen Hungergefühl führen und dazu, dass außerhalb der Mahlzeiten häufig gegessen wird. Das kann sich langfristig auf der Waage bemerkbar machen, sagt Astrid Donalies.

Fleisch

"Im Gegensatz zum Verzicht auf Alkohol und Süßigkeiten, schätze ich die gesundheitlichen Effekte eines kurzzeitigen Fleischverzichts eher gering ein", sagt Silke Willms. Wer aber normalerweise viel Wurst und Fleisch esse, müsse sich überlegen, wie er satt werden kann. Das sei eine große Umstellung, und es wird vermutlich mehr Gemüse und Hülsenfrüchte auf dem Teller landen. "Durch den Fleischverzicht kann ich sehen, dass es gute Alternativen gibt und es auch nicht unbedingt Fleischersatzprodukte sein müssen, sondern sich auch Bohnen verfeinert mit Gewürzen und Olivenöl püriert zu einem leckeren Brotaufstrich verarbeiten lassen." Wer sich bei dem Fleischverzicht überwiegend von Obst und Gemüse ernähre, könne durch die geringere Aufnahme von tierischen Fetten etwas abnehmen, sagt sie Ernährungsexpertin.

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Astrid Donalies sagt: "Fleisch enthält gut verfügbares Eisen sowie Selen und Zink. Fleisch und insbesondere Wurst enthalten, aber auch ungünstige Inhaltsstoffe wie Cholesterin und Fett. Nur tierische Lebensmittel enthalten in nennenswerten Mengen verfügbares Vitamin B12.  Allerdings braucht man keine Bedenken zu haben, wenn man auf Fleisch eine Zeitlang verzichtet, dass es hier zu einem Mangel kommt."  Es sollte aber immer auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden. Als Teil der vollwertigen Ernährung könne eine kleine Menge Fleisch die Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen erleichtern. Dafür reiche eine wöchentliche Menge an Fleisch und Wurst von insgesamt 300 Gramm für Erwachsene mit niedrigem Kalorienbedarf bis hin zu 600 Gramm für Erwachsene mit hohem Kalorienbedarf aus. "Der Fleischverbrauch in Deutschland ist etwa doppelt so hoch, daher kann ein Verzicht für eine gewisse Zeit durchaus sinnvoll sein", meint Donalies.

Rauchen

"Die Dämpfe, die ich durch das Rauchen aufnehme, müssen ja vom Körper verarbeitet werden, und wenn ich gar nicht mehr rauche, kann sich der Körper relativ schnell von den Stoffen wie Nikotin, die durch den Dampf aufgenommen werden, erholen", sagt Silke Willms. Laut "Lungenärzte-im-Netz.de" verbessert sich der Sauerstoffgehalt im Blut schon nach acht Stunden, und nach 24 Stunden ist sogar das Risiko für einen Herzinfarkt geringer. Die Geruchs- und Geschmackssinne beginnen sich ab dem dritten rauchfreien Tag zu verbessern, und nach einigen Wochen stabilisiert sich der Blutkreislauf und die Lungenfunktion steigt.

Raucherinnen und Raucher müssten allerdings damit rechnen, dass der Verzicht von einem auf den anderen Tag sehr schwerfallen dürfte. "Es können Entzugserscheinungen wie zittrige Hände, Kopfschmerzen oder Unruhe auftreten", sagt Silke Willms. Für manch einen Raucher oder eine Raucherin kann der 40-tägige Verzicht auf die Zigarette möglicherweise der Einstieg in ein rauchfreies Leben sein.

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