Mit rechtzeitiger Vorsorge lassen sich zahlreiche Todesfälle durch Darmkrebs verhindern. Dennoch schrecken viele Menschen vor einer Darmspiegelung zurück. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Es sterben immer seltener Menschen an Darmkrebs. Zu verdanken haben das Betroffene Vorsorgeuntersuchungen, allen voran der Darmspiegelung. Doch es ließen sich noch viel mehr Fälle verhindern, sagen Experten. Gerade unter jungen Menschen.
Tausende Darmkrebstode ließen sich durch Vorsorge verhindern
Rund 3000 Menschen unter 50 Jahren erkranken in Deutschland aktuell pro Jahr an Darmkrebs. Darauf verwies unlängst etwa Hermann Brenner, der Chef der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) auf dem Fachsymposium „Darmkrebsvorsorge 3.0“ des Netzwerks gegen Darmkrebs.
Demnach erkranken jährlich noch immer rund 60.000 Menschen, etwa 25.000 sterben. Der Arzt geht jedoch davon aus, dass sich diese Zahlen allein innerhalb der nächsten zehn Jahre halbieren ließen. Denn: Wird der Krebs früh erkannt, ist er meist heilbar. So lassen sich etwa bei der Darmspiegelung Krebsvorstufen entfernen. Die Vorsorgeuntersuchung kann also Leben retten – FOCUS online klärt die wichtigsten Fragen. Die Felix Burda Stiftung listet diese auf ihrer Website auf:
Ab welchem Alter sollte ich zur Darmkrebsvorsorge gehen?
Ab dem Alter von 50, wenn kein erhöhtes Risiko vorliegt. Die Krankenkasse zahlt ab diesem Alter für Männer die Vorsorgekoloskopie und für Frauen einen Stuhltest, mit dem sich versteckte Spuren von Blut im Stuhl erkennen lassen. Diese können ein Anzeichen für Polypen oder ein Karzinom sein. Ab dem Alter von 55 Jahren haben Frauen Anspruch auf eine Darmspiegelung.
Wenn aufgrund von Darmkrebs in der Familie oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ein erhöhtes Risiko vorliegt, sollten Sie wesentlich früher, bei Darmkrebs in der Familie spätestens mit 40 bis 45 Jahren eine Darmspiegelung machen.
Gibt es Symptome für Darmkrebs?
Symptome für Darmkrebs treten oft erst dann auf, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist. Es empfiehlt sich aber, bei allen länger anhaltenden Beschwerden im Verdauungstrakt einen Arzt aufzusuchen. Der Facharzt für Untersuchungen des Verdauungstrakts ist der Gastroenterologe. Er wird mit Ihnen zusammen entscheiden, welche Untersuchungen zur Abklärung Ihrer Beschwerden gemacht werden sollten.
Symptome, die die Durchführung einer Darmspiegelung notwendig machen, sind zum Beispiel:
- sichtbares Blut im Stuhl
- auffällige Veränderungen der Stuhlgewohnheiten wie zum Beispiel Durchfall und Verstopfung im Wechsel
- anhaltende Schmerzen im Bauchbereich
Woher weiß ich, ob ich familiär belastet bin?
Bei etwa 30 Prozent der Darmkrebserkrankungen sind Darmkarzinome und Darmpolypen bereits bei anderen Familienmitgliedern aufgetreten. Dies bedeutet für alle direkten Verwandten der Betroffenen – das sind Eltern, Geschwister und Kinder -, dass sie ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben. Nur ein direkter Verwandter mit Darmkrebs erhöht das eigene Risiko für die Entwicklung dieser Erkrankung um das Zwei- bis Dreifache. Wenn Sie familiär belastet sind, sollten Sie frühzeitig eine Darmspiegelung durchführen lassen. Ein Stuhltest ist dann auf jeden Fall nicht zu empfehlen, weil sich damit nicht alle vorhandenen Polypen und Karzinome erkennen lassen.
Ist die Darmspiegelung schmerzhaft?
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Ihnen eine Injektion anbieten, mit der Sie in einen kurzen Dämmerschlaf versetzt werden. Sie werden die Untersuchung dann im wahrsten Sinn des Wortes verschlafen. Die gesamte Untersuchung dauert nicht länger als circa 20 Minuten.
Reicht ein Stuhltest bei meinem Hausarzt nicht zur Vorsorge aus?
Der Test auf verstecktes Blut im Stuhl bietet keine Sicherheit, dass sich in Ihrem Darm nicht evtl. doch ein Karzinom oder Polypen gebildet haben. In dem Test finden sich nur dann Blutspuren, wenn vorhandene Tumore und Polypen gerade bluten, was diese aber nicht immer tun. Aus diesem Grund wird auch empfohlen, den Test jedes Jahr zu wiederholen. War ein Test positiv, muss die Ursache unbedingt durch eine Darmspiegelung abgeklärt werden. Diese ist die effektivste Vorsorgemethode, da sich mit ihr bereits die gutartigen Vorstufen von Darmkrebs (Polypen) erkennen lassen. Durch Entfernung der Vorstufen wird verhindert, dass die Polypen später zu Krebs entarten.
Kann der Darm bei der Untersuchung verletzt werden?
In der Hand eines erfahrenen Arztes ist die Darmspiegelung eine sehr sichere und schonende Untersuchungsmethode. Komplikationen können aber in Ausnahmefällen auftreten.
Wie oft sollte ich zur Darmspiegelung gehen?
Im Normalfall reichen die Empfehlungen der gesetzlichen Krankenkassen aus: erste Vorsorgedarmspiegelung für Männer mit 50 für Frauen mit 55 Jahren, bei befundloser Darmspiegelung eine Wiederholung nach zehn Jahren. Anders ist es im Fall eines erhöhten Risikos. Hier gelten individuelle Empfehlungen, die Sie mit Ihrem Arzt besprechen sollten. Felix Burda Stiftung Während der Koloskopie liegt der Patient entspannt auf der Seite, die Untersuchung dauert nur 15 bis 20 Minuten.
Kann ich nach der Untersuchung arbeiten?
Ohne die Dämmerschlafspritze ist man nach einer Darmspiegelung voll arbeitsfähig. Wenn Sie hingegen die angebotene Kurznarkose in Anspruch nehmen, sind Sie danach nicht sofort wieder arbeitsfähig. Sie dürfen auch nicht Auto fahren und werden gebeten, sich möglichst von einer Begleitperson in der Praxis abholen zu lassen.
Wenn ein Polyp bei mir gefunden wird, wie wird er entfernt?
Die bei der Darmspiegelung erkannten Polypen werden während der Untersuchung entfernt. Der Darm ist schmerzunempfindlich, sodass die Prozedur keine Schmerzen verursacht. Über den Arbeitskanal des Endoskops wird eine feine Drahtschlinge vorangeschoben, um den Polypen gelegt und zugezogen. Für einen kurzen Moment wird dabei ein Hochfrequenz-Strom durch die Drahtschlinge geleitet. Durch die Hitzeeinwirkung wird der Polyp abgeschnitten und die Blutgefäße werden verschlossen. Der abgeschnittene Polyp wird dann zusammen mit dem Endoskop aus dem Darm herausgezogen. Anschließend wird der Polyp zur feingeweblichen Untersuchung ins Labor geschickt. Dort wird analysiert, ob bereits Krebszellen vorhanden waren und ob der Polyp vollständig entfernt werden konnte.
Was passiert, wenn es wirklich Krebs ist?
Mit der Darmspieglung lassen sich gutartige Vorstufen von Darmkrebs erkennen und entfernen. Ein bereits vorhandener Krebs wird bei der Vorsorgedarmspiegelung mehrheitlich so früh erkannt, dass er komplett geheilt werden kann.
Besteht der Verdacht auf Krebs oder bestätigt sich dieser im Labor, gibt es außerdem eine Reihe weiterer Untersuchungsmethoden, um die genaue Ausbreitung der Erkrankung festzustellen. Daran sind häufig mehrere Mediziner beteiligt, etwa
- Gastroenterologen (Magen-Darm-Spezialist),
- Radiologen (auf bildgebende Verfahren spezialisierter Arzt) und
- Onkologen (Krebsspezialist).
In den meisten Fällen von Darmkrebs ist die Operation des Darmtumors dann ein wichtiger Schritt der Behandlung. Die anschließende, feingewebliche Untersuchung des Tumorgewebes vervollständigt die Diagnose hinsichtlich Krankheitsstadium und Wachstumsverhalten des Tumors. Diese Informationen fließen in die weitere Planung der Krebstherapie ein.
Bei vielen Patienten ist auch eine Chemotherapie Teil der Behandlung. Patienten mit Rektumkarzinom erhalten zudem oft eine Bestrahlung. Haben sich bereits Metastasen entwickelt, besteht die Möglichkeit, neben Chemotherapeutika auch so genannte zielgerichtete Medikamente einzusetzen. Die Immuntherapie wird derzeit auch bei Darmkrebs intensiv erforscht.
Wer bezahlt die Darmspiegelung?
Da die Vorsorgedarmspiegelung eine gesetzliche Leistung ist, entstehen Ihnen keine Kosten. Männer haben auf diese Untersuchung ab dem 50. Geburtstag, Frauen ab dem 55. Geburtstag Anspruch und können sie nach 10 Jahren kostenfrei wiederholen.
Anmerkung: Die Felix Burda Stiftung gehört genauso wie FOCUS online zu Hubert Burda Media.
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