Ein neuer Bericht der Weltgesundheitsorganisation zeigt: Weltweit ist jeder sechste Mensch unfruchtbar. Die Gesundheitsexperten fordern einfacheren Zugang zu Behandlungen.
Jeder sechste Mensch auf der Welt ist nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Unfruchtbarkeit betroffen. Dabei gebe es praktisch keine Unterschiede zwischen reichen und armen Ländern, berichtete die WHO am Montag. „Die schiere Zahl der Betroffenen zeigt, dass der Zugang zu Fertilitätsbehandlungen ausgeweitet werden muss und dass dieses Thema in der Gesundheitsforschung und -politik nicht länger verdrängt werden darf, damit sichere, wirksame und erschwingliche Wege zur Elternschaft für alle, die dies wünschen, zur Verfügung stehen“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Behandlungen von Unfruchtbarkeit sind teuer
Ärztinnen und Ärzte sprechen nach der WHO-Definition von Unfruchtbarkeit, wenn auch bei regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr über einen längeren Zeitraum – ein Jahr oder mehr – keine Schwangerschaft zustande kommt. Die WHO hat für diesen Bericht 133 aus weltweit mehr als 12.000 Studien zwischen 1990 und 2021 ausgewählt und ausgewertet.
Dies könne zu erheblichen Qualen und Stigmata führen und die mentale Gesundheit der Menschen angreifen. Dennoch sei es für viele Menschen unerschwinglich, sich einer künstlichen Befruchtung zu unterziehen. Oft würden solche Dienste in erreichbarer Nähe auch schlicht nicht angeboten. Die Behandlungen seien teuer und müssten in den meisten Ländern größtenteils aus eigener Tasche bezahlt werden. Die WHO ist dafür, dass mehr Hilfe für ungewollt unfruchtbare Menschen überall zu tragbaren Kosten zur Verfügung gestellt wird.
Was hinter Unfruchtbarkeit steckt – und was dagegen hilft
Bei Frauen: Die Gründe für eine Unfruchtbarkeit sind sehr vielfältig, heißt es auf dem Portal „Frauenärzte im Netz“ vom Berufsverband der Frauenärzte. „Fruchtbarkeit ist keine unveränderliche Größe, sondern unterliegt bei jedem Menschen mehr oder weniger starken Schwankungen. Selbst bei jungen Paaren können übermäßiger Stress oder starke psychische Belastungen Phasen einer Unfruchtbarkeit auslösen.“
Entspanne sich die Situation wieder, könne sich auch die Fruchtbarkeit „erholen“. „Auch wenn ein Paar über die nicht eintretende Schwangerschaft betrübt sein mag, so ist diese Reaktion des Körpers doch in vielen Fällen sinnvoll. Großer Stress, psychische oder körperliche Belastungen verhindern, dass sich die Frau auf eine Schwangerschaft konzentrieren kann und sich die nötige Ruhe und Gelassenheit einstellt. Deswegen verhindert der Körper von selbst, dass in solchen Phasen eine Schwangerschaft eintritt.“
Bei Männern: Auch um die Fruchtbarkeit bei Männern ranken sich zahlreiche Mythen. Angeblich soll Radfahren kontraproduktiv sein, auch die Laptop-Strahlung steht im Verdacht, die Potenz zu beeinträchtigen. Wie Andrologin Andrea Salzbrunn FOCUS online sagte , steckt jedoch ein ungesunder Lebensstil dahinter. Sie lasse daher ihre Patienten immer erst einmal einen Fragebögen zu ihrem Lebensstil ausfüllen – wie ernähren sie sich, wie viel Sport machen sie. „Oft können wir auch hier schon ansetzen“, erklärt Salzbrunn. Ihre Empfehlung sei immer ein „Leben wie die Urgroßmutter“ mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und wenig Alkohol.
Auch wenn sich das viele wünschten, gebe es leider keine Zauberpille für Fruchtbarkeit. „Ich sage dann immer, ich kann die Sünden von 40 Jahren Leben nicht wettmachen. Rauchen, Saufen, Kiffen, Futtern aus Plastikschüsseln und wenig Bewegung – all das ist sehr schädlich.“ Der Körper funktioniere als Ganzes, der Fokus auf nur ein Organ – wie den Hoden – reiche da oft nicht aus.
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