Abhängig von Corona-Variante: Forscher finden drei Typen von Long-Covid

Noch immer gibt es viele Fragezeichen bezüglich Long-Covid. Forscher haben nun anhand der Daten von Betroffen drei Typen der Krankheit definiert und gezeigt, welche Varianten diese jeweils auslösen. Auch zu Omikron gibt es erste Ergebnisse.

Wegen der hohen Infektionszahlen steigt auch die Anzahl derer, die teilweise noch Wochen und Monate an den Nachwirkungen ihrer Corona-Infektion leiden. Experten, allen voran auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach, befürchten daher eine Flut von Long-Covid-Betroffenen in Deutschland. Denn auch Menschen, die eine milde Infektion durchgemacht haben oder asymptomatisch waren, sind vor Spätfolgen nicht gefeit.

Die häufigsten Long-Covid-Symptome

Doch was genau ist Long-Covid und welche Symptome treten auf? Bis heute gibt es noch keine abschließende Erklärung dazu. Verschiedene Studien haben bisher bis zu 200 Long-Covid-Symptome gefunden. Zu den häufigsten gehören demnach:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Kopfschmerzen
  • Atembeschwerden
  • Geruchs- und Geschmacksstörungen
  • kognitive Beeinträchtigungen wie Gehirnnebel, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • depressive Verstimmungen

Aber auch Herzbeschwerden, Nieren- und Stoffwechselstörungen können in Folge einer Infektion auftreten.

Drei Symptomcluster beim Post-Covid-Syndrom

Dennoch ist Long-Covid nach wie vor ein noch zu wenig erforschtes Gebiet. Zu diffus ist das Krankheitsbild, die Diagnose schwierig. Für mehr Klarheit wollen nun Forscher des Kings College in London mit ihrer neuen Studie sorgen, die jetzt als Preprint veröffentlicht und demnach noch nicht begutachtet wurde. Anhand von Daten, die über die Gesundheitsapp Zoe in Großbritannien gesammelt worden sind, haben sie nun die Symptome in Cluster geordnet und untersucht, bei welchen Varianten diese am häufigsten auftraten.

Dazu analysierten sie die Daten von 336.652 Teilnehmern in den Jahren 2020 bis 2021 als zuerst der Wildtyp von Sars-CoV-2, dann die Varianten Alpha und dann Delta vorherrschend waren.

  • 9323 Personen davon entwickelten Long-Covid, also Symptome die länger als 28 Tage anhielten.
  • 1459 hatten dagegen ein sogenanntes Post-Covid-Syndrom (PCS) mit Symptomen, die mehr als zwölf Wochen nach der Infektion noch anhielten oder auftraten.

Bezüglich der zweiten Gruppe, die an PCS litt, stellten Forscher fest, dass sich die am häufigsten berichteten Symptome, in drei Cluster einteilen lassen:

Symptom-Häufigkeit in Bezug auf verschiedene Varianten

Im Zusammenhang mit dem Wildtyp, Alpha und Delta traten folgende Cluster am häufigsten auf:

  • Der neurologische Cluster trat demnach am häufigsten in Zusammenhang mit der Alpha- und Delta-Variante auf. Beim Wildtyp war es das zweithäufigste Cluster.
  • Der Cluster mit Atemwegssymptomen trat am häufigsten beim Wildtypen von Sars-CoV-2 auf als es noch keine Impfung gab.
  • Der Cluster mit systemische bzw. entzündlichen und abdominalen Symptomen dagegen trat bei allen untersuchten Varianten auf.
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Impfung hatte kaum Einfluss auf Symptome und wie lange sie anhielten

Bezüglich der Impfungen zeichnete sich außerdem ab, dass weder bei Alpha- noch bei der Delta-Varianten unterschiedliche Symptomhäufungen bei Geimpften und Ungeimpften gab. Dazu heißt es in der Studie: „Unsere Daten deuteten darauf hin, dass der Impfstatus, d.h. die Infektion vor oder nach der Impfung, bei Personen mit PCS einen marginalen Einfluss auf die nachfolgende Dauer der Symptome hatte.“

Die Autoren schränken allerdings ein, dass es keine weiteren Analysen zu Impfzeitpunkt, Dosis und Impfstofftyp gab, was zusätzliche Schlussfolgerungen verhindere. „Leider konnten wir den Effekt der Impfung auf Alpha und Delta nicht richtig evaluieren“, schränkt eine der Studienautorinnen Liane Canas gegenüber „Medical News Today“ ein. Bei Alpha gab es zu wenig Geimpfte und für Delta zu wenig Ungeimpfte.

Dauer der PCS-Symptome bei unterschiedlichen Varianten

Bezüglich der Dauer der Symptome zeigte sich aber, dass der Wildtyp länger anhaltende Auswirkungen auf die Gesundheit nach der akuten Infektion hatte. Laut Canas ist

  • beim Wildtyp eine Dauer von 30 Wochen am häufigsten aufgetreten und
  • bei Alpha und Delta eine Dauer von 24 und 25 Wochen,

sagte sie weiter „Medical News Today“.

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Weniger Long-Covid-Betroffene bei Omikron

Auch bezüglich Omikron konnten die Forscher schon erste Ergebnisse mitteilen. Zu den häufigsten Long-Covid-Symptomen nach einer Omikron-Infektion gehören demnach

  • Müdigkeit
  • Kurzatmigkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Gehirnnebel

Auch sei der Anteil der Long-Covid-Betroffenen bei Omikron deutlich geringer als bei den anderen Varianten. Die Zoe-Forscher gehen davon aus, dass das Risiko Long-Covid zu bekommen bei Omikron um 20 bis 50 Prozent niedriger sei als bei anderen Varianten.

Als Entwarnung kann diese Aussage aber nicht gewertet werden. Denn hier gilt auch, was für den Anteil von schweren Verläufen bei einer akuten Infektion gilt: Je mehr Menschen infiziert sind, desto mehr Menschen wird es auch geben, die Long-Covid entwickeln.

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