Im Laufe der Pandemie hat sich nicht nur das Coronavirus verändert, sondern auch die Quarantäneregeln für Menschen, die sich mit Covid-19 infiziert haben. In Deutschland mussten sich Menschen zu Beginn der Pandemie noch 14 Tage isolieren. Aus ihnen wurden zehn Tage mit der Option, die eigenen vier Wände bereits nach sieben Tagen durch einen negativen Test zu verlassen. Heute sind es nur noch fünf Tage. Doch sind Menschen, die sich mit der Omikron-Variante infizieren wirklich nur kurze Zeit ansteckend?
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC begründete den Schritt die Isolationszeit auf fünf Tage zu verkürzen im Dezember 2021 damit, dass diese Entscheidung auf Erkenntnissen über Erkrankungen durch Omikron beruhe. Denn: Die meisten Menschen sind vor allem ein bis zwei Tage vor Symptombeginn und zwei bis drei Tage nach Symptombeginn ansteckend.
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Auch das Robert Koch-Institut informiert darüber, dass Infizierte dann am ansteckendsten sind, wenn sie selbst noch nicht um ihre Infektion wissen – also ein bis zwei Tage bevor Fieber, Husten oder Schnupfen einsetzen. Innerhalb von zehn Tagen nach Symptombeginn lasse die Ansteckungsgefahr deutlich nach.
Noch ansteckend oder nicht mehr ansteckend – das hört sich zunächst wie eine simple Rechenaufgabe an. Doch es ist komplizierter. Die Variante, der Impfstatus, die Immunität durch überstandene Infektionen können beeinflussen, wie schnell das Virus aus dem Körper verschwindet – und das entscheide letztendlich darüber, wie lange eine Person ansteckend ist, schilderte Benjamin Meyer, Virologe an der Universität Genf in der Schweiz gegenüber dem Fachblatt "Nature". Ein Beispiel: Ist eine Person mit einer Immunschwäche schwer an Covid-19 erkrankt, kann sie noch deutlich länger ansteckend sein als fünf, sechs oder acht Tage.
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Zwei aktuelle Studien liefern aber zumindest Hinweise. Forschende um Julie Bouceau vom Ragon Institute in Cambridge haben analysiert, wann Coronaviren nicht mehr vermehrungsfähig sind. Dazu haben sie Daten von 66 Proband:innen untersucht, die sich zwischen Juli 2021 und Januar 2022 mit dem Coronavirus infiziert hatten. 34 Teilnehmende hatten sich mit Omikron infiziert und 34 mit Delta. Die Forschenden haben untersucht wie viel Zeit zwischen dem ersten positiven PCR-Test und dem negativen PCR-Test vergangen ist. Das Ergebnis: Bei Delta-Infizierten lagen die Werte zwischen drei und fünf Tagen und bei Omikron-Infizierten zwischen drei und neun Tagen. Heißt: Ein Teil der Proband:innen in der Omikron-Gruppe sind mit unter neun Tage nach dem positiven PCR-Test noch ansteckend. Also noch vier Tage länger als die aktuelle Isolationspflicht in Deutschland.
"Die Fakten darüber, wie lange Menschen ansteckend sind, haben sich nicht wirklich geändert", sagt Amy Barczak, Spezialistin für Infektionskrankheiten am Massachusetts General Hospital in Boston, die an der Studie beteiligt war. "Es gibt keine Daten, die fünf Tage oder eine kürzere Isolation als zehn Tage unterstützen", sagte sie gegenüber "Nature".
Zwei Punkte schränken die Aussagekraft der Studie ein: Es ist eine sehr kleine Zahl an Proband:innen und PCR-Tests sind sehr sensibel. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass sie auch noch ein positives Ergebnis liefern, wenn jemand schon nicht mehr infektiös ist.
Besser nach Isolation noch Maske tragen
Wissenschaftler:innen aus Massachusetts haben in einer Studie die Infektiosität von 40 Proband:innen untersucht. Dabei haben die Forschenden bei Menschen Proben für Schnelltests entnommen, die sich zwischen dem 5. Januar und 11. Februar 2022 mit Omikron infiziert hatten. 36 Teilnehmende waren dreimal geimpft und niemand der Proband:innen musste im Krankenhaus behandelt werden. Ab Tag sechs nach dem ersten positiven Corona-Test wurden die Teilnehmenden täglich getestet. Das Ergebnis: Bei 75 Prozent der Proband:innen war der Schnelltest an Tag sechs noch positiv.
Die Forschenden leiten aus ihren Ergebnissen folgende Empfehlung ab: Wer sich mit Covid-19 infiziert hat, sollte nach Beendigung der fünftägigen Isolation in jedem Falle bis zu zehn Tage lang eine Maske in Innenräumen in der Öffentlichkeit eine Maske tragen. Diese Empfehlung sprechen die Forschenden auch für Menschen aus, deren Schnelltests bereits an Tag fünf negativ ist.
Der Grund: Ein Schnelltest schlägt erst ab einer gewissen Viruslast an. Was bedeutet, dass auch eine Person mit einem negativen Schnelltest möglicherweise noch ansteckend sein könnte. Doch: "Antigentests sind möglicherweise besser in der Lage als PCR-Tests, die Infektiosität zu bestimmen, da ihre Schwelle zum Nachweis von Covid-19 enger mit einer übertragbaren Virusmenge übereinstimmt", sagte Charles Bailey, medizinischer Direktor für Infektionsprävention bei Providence Mission Hospital und Providence St. Joseph Hospital in Orange County, Kalifornien, gegenüber "Healthline".
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Auch wenn beide Studien durch ihre geringe Proband:innenzahl nur eine eingeschränkte Aussagekraft haben, machen die Ergebnisse deutlich, dass es wichtig ist, sich auch nach fünf Tagen der Isolation freiwillig zu testen und bei anhaltenden Symptomen und/oder einem positiven Schnelltest besser noch ein paar Tage freiwillig zu Hause zu bleiben.
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