Winterwetter bedeutet für sie Lebensgefahr: Arianna reagiert hochallergisch auf Kälte

Schnee, kaltes Wasser oder auch schon eine geöffnete Kühlschranktüre können für die Kanadierin Arianna Kent (21) lebensgefährlich sein. Sie leidet an Kälteutkaria, einer Krankheit, die ihr seit sieben Jahren das Leben zur Qual macht.

November bis März sind für manche Menschen die schlimmsten Monate. Kalt, dunkel, Schnee, Eis und drohende Erkältung verhageln die Stimmung. Doch das ist gar nichts gegen die Aversion, die eine junge Kanadierin seit ihrem 14. Lebensjahr gegen den Winter hat. Sie fürchtet dann nämlich sogar um ihr Leben.

Bei Kälte schaltet der Körper auf Abwehr – es kommt zu Atembeschwerden

Alles begann beim Schneeschaufeln. Im kanadischen Edmonton, wo es im Winter viel schneit und bis zu minus 40 Grad Celsius haben kann, packen auch die Kinder an. Arianna bekam plötzlich keine Luft mehr. In der Pubertät eine Allergie zu entwickeln, ist nicht ungewöhnlich – aber bei Arianna tappten die Ärzte zwei Jahre lang im Dunkeln, wogegen ihr Körper so heftig reagierte.

Die heute 21-Jährige hat eine seltene Autoimmunkrankheit, die Kälteurtkaria. Sie wird auch kalte Nesselsucht genannt, denn die Betroffenen haben das Gefühl, in Brennnesseln gefasst zu haben. Bei ihnen löst Kälte einen Abwehrmechanismus des Körpers aus, wie wenn er gegen eine Allergie kämpfen müsste. Die Folge sind Ausschläge auf der Haut. In manchen Fällen schwellen auch die Lippen und der Hals an und es kommt zu Atembeschwerden. Auch wenn die Reaktion des Körpers der einer Allergie ähnelt, handelt es sich doch nur eine Pseudoallergie. Denn die Antikörper werden nicht gegen ein Allergen gebildet, sondern die Reaktion erfolgt auf den physikalischen Reiz der Kälte. © Arianna Kent Es gibt zum Glück Tage, an denen ist Arianna Kent warm genug.

Wind, Schnee oder ein kaltes Glas Wasser verursachen Schmerzen

Für Arianna Kent ist jede Form von Kälteeinwirkung schmerzhaft. Kommt sie mit Regen, Wind oder Schnee in Berührung oder trinkt sie einen Schluck kaltes Wasser, ist ihr Körper kurz danach mit Pusteln übersät. "Wenn ich ein Eis esse, dann spüre ich, wie mein Gaumen und mein Hals anschwellen. Ich bekomme dann schlechter Luft", sagte sie gegenüber dem Sender BBC.

An besonders kalten Tagen besteht Lebensgefahr, denn die Kälte kann einen anaphylaktischen Schock auslösen. So ein Kreislaufschock kann zu Organversagen und tödlichem Kreislaufversagen führen, deshalb trägt Arianna stets eine Adrenalininjektion bei sich. Trotzdem landet sie jeden Monat mindestens einmal im Krankenhaus.

  • Bei einer Urtikaria kommt es zum plötzlichen Auftreten von juckenden Quaddeln an der Haut. Bei der KU nach Kältereizen. Nicht selten treten neben Quaddeln tiefe Schwellungen der Haut auf.
  • Urtikaria ist eine der häufigsten Erkrankungen der Haut. Sie ist auch unter den Namen Nesselsucht, Quaddelsucht oder Nesselfieber, im Englischen auch als hives, bekannt. Ungefähr jeder vierte Mensch bekommt im Laufe ihres oder seines Lebens eine Urtikaria.
  • Die Kälteurtikaria kommt häufiger in kalten Ländern wie Skandinavien vor, in warmen etwas weniger. Frauen sind etwa doppelt so oft betroffen wie Männer, beide Geschlechter meist im jungen Erwachsenenalter.
  • Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt etwa fünf Jahre. Der Schwerpunkt der jahreszeitlichen Verteilung liegt in unseren Breiten klar im Winter.
  • Betroffene sollten Kälte meiden und sich vor schnellen Temperaturwechseln in Acht nehmen. Zum Kälteschutz wird dichte, warme Kleidung, Handschuhe und warme Schuhe empfohlen. Auf ungeschützte Stellen (Gesicht) sollte fetthaltige Creme aufgetragen werden.
  • Unbedingt vermieden werden sollten der Sprung in kaltes Wasser, da Kreislaufreaktionen bis hin zur Schocksymptomatik möglich sind.
  • Kalte Speisen und Getränke müssen gemieden werden, da es zu lebensbedrohlichen Schwellungen im Rachenbereich kommen kann.

Quelle: UNEV

Mit Lagenlook und viel Bewegung vorbeugen

"Ich trage immer Layer-Look, also möglichst viele Kleidungschichten übereinander. Und wenn ich merke, dass ich auskühle, bewege ich mich, um schnell wieder warm zu werden", erzählte Arianna. Wer sie nicht kennt, denkt sie sei etwas seltsam. Etwas überdreht. "Die Leute sagen dann: 'Wir wissen schon, du frierst schnell, aber das ist doch keine Allergie.'"

Würde ein Umzug in eine warme Gegend helfen? Eher nicht, denn schon eine geöffnete Kühlschranktüre weckt die Kälteallergie. Noch schlimmer ist es mit Klimaanlagen.

Für die meisten Menschen liegt die Hoffnung daran, dass die Kälteallergie genauso plötzlich verschwindet, wie sie aufgetreten ist. Meist ist das nach fünf Jahren der Fall. Bei Arianna Kent hält sie seit sieben Jahren an.

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