Kein Thema, über das man gern spricht: Eiter ist zwar unappetitlich, hat aber wichtige Funktionen. FOCUS Online erklärt, was die Farben aussagen, welche Krankheiten dahinter stecken können und warum Sie eher einmal zu viel als zu wenig den Arzt drauf sehen lassen sollten.
- Farbe und Geruch des Eiters lassen Rückschlüsse auf die auslösenden Krankheitserreger zu.
- Eiter ist eine Abwehrreaktion des Körpers, soll Erreger vernichten und fortschaffen.
- Antibiotika sind bei Eiter oft dringend notwendig, etwa bei Eiter am Auge oder an der Zahnwurzel.
Kleine Eiterpickel mit gelblichen Köpfchen kennt jeder, der die Pubertät durchgemacht hat. Die kleinen Pusteln bilden sich, wenn etwa eine Pore auf der Haut verstopft ist und Bakterien sie entzünden. Dann entsteht im Rahmen der Entzündung Eiter. Die Körperflüssigkeit ist immer ein Zeichen dafür, dass der Körper gegen eine bakterielle Entzündung kämpft.
Doch was bedeutet Eiter in den verschiedenen Körperbereichen und wann ist er ein Fall für professionelle Behandlung durch den Arzt?
Pickel und Abszess mit Eiter im Gesicht
Besonders häufig sind Eiterpickel im Gesicht . Sie entstehen um Haarbalg, Talg- und Schweißdrüsenausgänge. Bakterien, die in geringer Anzahl auf der Haut leben und sich in der betroffenen Pore befanden, werden abgekapselt und können sich ungehindert vermehren. Es bildet sich eine kleine Kapsel mit Eiteransammlung, medizinisch Abszess. Den Abszess am Haarbalg nennt der Arzt übrigens Furunkel .
Diese Abszesskapsel soll verhindern, dass Eiter und Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Bis der Eiterpickel „reif“ ist, also seine Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht hat und das Immunsystem beginnt, ihn wieder langsam abzubauen, tut die Hautstelle übrigens sehr weh und ist druckempfindlich.
Bei größeren Eiterpickeln im Gesicht besser zum Arzt
Für jeden Eiterpickel, Abszess oder Furunkel im Bereich des Gesichts gilt: Drücken Sie an den Eiterbeulen nicht herum, damit sich die Bakterien nicht ausbreiten. Von Blutgefäßen im Gesicht können sie ins Gehirn geschwemmt werden.
Hautabszesse, die kleiner als drei Millimeter sind, heilen in der Regel nach wenigen Tagen von selbst wieder ab. Mit einer Zugsalbe oder Abszesssalbe aus der Apotheke können Sie diesen Prozess beschleunigen.
Größere Exemplare sollten Sie von einem Arzt, am besten dem Hautarzt behandeln lassen. Er behandelt den Abszess mit einem Salbenverband oder entfernt ihn operativ. Manchmal sind zusätzlich Antibiotika nötig.
Eiterpusteln im Mund
Besonders unangenehm sind Eiterpickel im Mund. Sie können sich an allen Stellen der Mundschleimhaut bilden, meist um sogenannte freie Talgdrüsen (Fordyce-Drüsen), wenn sich dort in einer winzigen Hautverletzung Bakterien ansiedeln. Diese Pusteln sind nicht zu verwechseln mit Aphten . Die Bläschen werden vermutlich durch Viren ausgelöst.
Entzündete Zahnfleischtaschen und Kieferabszess
Kleine Eiterpickel im Mund heilen meist rasch von selbst ab. Unterstützen lässt sich das mit antiseptischen Mundspülungen.
Wesentlich schmerzhafter dagegen sind eitrige Erkrankungen wie Abzesse in einer Zahnfleischtasche bei Parodontitis , eine Entzündung der Zahnwurzel oder ein Kieferabszess. Hier haben sich Bakterien über Gänge (Fisteln) bis zum Knochen vorgearbeitet.
Weniger häufig sind Entzündungen der Speicheldrüsen. Verstopft etwa ein Speichelstein den Ausgang der Drüsen in den Mund, bildet sich Eiter. Abszesse in Zahnfleisch, Kiefer und Speicheldrüsen müssen vom Zahnarzt behandelt werden. Lokale Behandlung und Antibiotika sind wichtig, damit die Bakterien sich nicht ausbreiten.
Eiterpusteln im Hals – bei Mandelentzündung und Scharlach
Hat sich im Hals eine eitrige Entzündung gebildet, tut jeder Schluck weh. Beim Blick in den Rachen sind weiße Punkte (Stippchen) auf den Schleimhäuten und den Mandeln (falls vorhanden) gut sichtbar. Sie sind das Leitsymptom einer Mandelentzündung (Tonsillitis), Scharlach und Rachenentzündung (Pharyngitis). Meist tritt dabei auch hohes Fieber auf.
Halsschmerzen mit Fieber
Starke Halsschmerzen, dazu noch weiße Stippchen oder Beläge auf Rachen und Mandeln muss der Arzt abklären. Er verschreibt meist Antibiotika. Unbehandelt besteht manchmal das Risiko, dass sich der Eiter abkapselt und etwa ein Mandelabszess entsteht.
Bindehautentzündung und andere Ursachen für eitriges Auge
Augenentzündungen tun manchmal nicht weh. Ein Alarmsignal ist jedoch, wenn das Auge, besser gesagt Lidrand und Bindegewebe des Auges, Eiter absondern. Das kann ein Symptom sein für eine bakterielle oder virale Augeninfektion (etwa Bindehautentzündung ). Aber auch ein Fremdkörper im Auge kann diese Reaktion hervorrufen.
Übrigens treten eitrige Augen auch bei bestimmten Geschlechtskrankheiten auf, etwa einer Chlamydieninfektion oder Gonorrhoe (Tripper) . Dann sind durch Schmierinfektion die Krankheitserreger an die Augen gekommen.
Eitrige Augen sind immer ein Fall für den Augenarzt. Unbehandelt kann sich die Infektion auf innere Bereiche des Auges ausbreiten, dort zu Vernarbungen und im schlimmsten Fall zu Sehverlust führen. Mit verschreibungspflichtigen Augentropfen- und Salben (etwa Kortison) lassen sich die Entzündung behandeln und gefährliche Folgen vermeiden. Falls ein Fremdkörper Ursache der Entzündung ist, entfernt ihn der Arzt.
Eiter soll Krankheitserreger vernichten und abtransportieren
Doch was ist Eiter eigentlich und was ist seine Funktion? Die hellgelbe bis grünliche dickliche bis flüssige Masse besteht aus
- abgestorbenen weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
- Geweberesten
- Fragmenten von zerstörten Bakterien
Dabei setzen die Leukozythen, genauer gesagt eine Untergruppen von ihnen, sogenannte Phagozyten, Wasserstoffperoxid gegen die Krankheitserreger ein. Mit Hilfe des Enzyms Myeloperoxidase (MPO), von dem Eiter auch die grünlichen Färbung bekommt, verwandeln sie Wasserstoffperoxid in Hypochlorsäure.
Diese äußerst aggressive Säure reißt Löcher in die Bakterienhüllen und die Erreger sterben ab. Das umliegende, gesunde Gewebe wird jedoch verschont, wie eine Studie der Universität Basel jetzt herausgefunden hat.
Grüner Eiter – gelber Eiter: Es kommt auf die Bakterien an
Die unterschiedliche Farbe von Eiter lässt nicht nur Rückschlüsse darauf zu, dass bestimmte Enzyme den Abwehrkampf unterstützen, wie MPO. So ist seine Farbe bei einer Streptokokken-Infektion eher gelb-gründlich. Streptokokken sind meist Auslöser einer Mandelentzündung, aber auch Scharlach. Gelblicher Eiter deutet auch Staphylokokken hin, diese Bakterien leben auf der Haut und den Schleimhäuten, sind Ursache für Abszesse, aber auch Blasenentzündung.
Fazit: Kleine Eitermengen – etwa bei einem Pickel im Gesicht – kann der Körper meist problemlos abtransportieren. Bei größeren Eiteransammlungen, etwa bei einer infizierten Wunde, einem Abszess oder auch bei Eiter am Auge, sollte der Arzt hinzugezogen werden, um weitere Gewebezerstörung zu verhindern sowie das Risiko einer Blutvergiftung abzuwenden. Als Faustregel gilt: Bei Eiter lieber einmal zu viel zum Arzt gehen als einmal zu wenig.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen