Booster

Patient
»Sind Sie schon fertig?«

Wolfgang Kreischer, Allgemeinmediziner
»Ja, ich bin schon fertig.«

13 Uhr, Berlin-Zehlendorf. Eigentlich hätten der Allgemeinmediziner Wolfgang Kreischer und sein Team jetzt Mittagspause. Stattdessen wird aufgeklärt und geimpft.

Wolfgang Kreischer, Allgemeinmediziner
»Es kann nach der Impfung auch mal zu Fieber kommen, aber ich sage mal: Es ist für einen guten Zweck.«

Auf den rund 55.000 Hausärzten in Deutschland ruhen wieder einmal hohe Erwartungen. Sie sollen mit der sogenannten Booster-Impfung dazu beitragen, die vierte Welle zu brechen.

Wolfgang Kreischer, Allgemeinmediziner
»Warum boostern wir jetzt nach sechs Monaten? Na ja, sechs Monate sind ein Kompromiss. Nach vier Monaten nimmt der Impfschutz schon ab, aber nach sechs Monaten ist dann höchste Zeit. Dann nehmen Sie doch schon mal bei mir im Zimmer Platz, das dürfen Sie mir schon mal geben.«

100 Impfungen pro Woche schafft Kreischer derzeit in seiner Praxis. Seit die Stiko die dritte Corona-Impfung für alle Erwachsenen empfiehlt, ist der Andrang nach Terminen wieder drastisch gestiegen.

Wolfgang Kreischer, Allgemeinmediziner
»Wir haben am Tag bestimmt 20 bis 30 Mails, wir haben Anrufe, die können wir nicht mehr zählen, weil wenn wir den Hörer auflegen, klingelt es sofort wieder.«

Eine Nachfrage, die sein Team kaum bedienen könne – zumal das Wartezimmer mitten in der Grippesaison ohnehin schon rappelvoll sei.

Wolfgang Kreischer, Allgemeinmediziner
»Also es ist schon eine starke Belastung für die Praxen. Das sieht man meistens draußen gar nicht. Wer hier reinkommt und eine Impfung hat, ist nach einer Viertelstunde wieder draußen, der bekommt ja nicht den ganzen Ablauf in der Praxis mit.«

Rückblick: Bereits im Sommer waren wir schon einmal bei Dr. Kreischer, der auch Vorsitzender des Berliner Hausärzteverbandes ist. Die Priorisierung war gerade aufgehoben, die organisatorischen Probleme groß.

Wolfgang Kreischer, Facharzt für Allgemeinmedizin
»Herr Spahn ist manchmal sehr forsch und verspricht das Blaue vom Himmel. Das passt nicht zu unserem Praxisstil. Die Aufhebung der Priorisierung hat uns vor große Probleme gestellt, weil die Bürgerinnen und Bürger meinen, sie könnten jetzt jederzeit mit jedem Impfstoff geimpft werden.«

Und heute? Ist die Unzufriedenheit mit der Politik weiterhin groß. Kreischer hätte sich gewünscht, dass der Gesundheitsminister frühzeitig eine Strategie für die Booster-Impfungen entwickelt hätte.

Wolfgang Kreischer, Facharzt für Allgemeinmedizin
»Wir haben wertvolle Zeit verschlafen im Sommer. Das heißt nicht wir Hausärzte, wir wären bereit gewesen. Aber das ist ganz eindeutig ein Fehler der Politik. Wir hatten die Bundestagswahl, da waren für die Politiker andere Dinge wichtig. Aber jetzt gilt es zu handeln.«

Dass der Booster nötig ist, um das Infektionsgeschehen in diesem Winter in den Griff zu bekommen, steht außer Frage. Studien zeigen, dass der Schutz vor allem bei Impfungen mit Biontech und AstraZeneca spätestens nach einem halben Jahr deutlich abnimmt oder gar nicht mehr vorhanden ist.

Doch klar ist auch: An den völlig überfüllten Intensivstationen kann die dritte Spritze akut nichts ändern.







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