Welche Vorerkrankungen erhöhen das Risiko für schweres COVID-19?

Das Robert-Koch-Institut hat eine Liste zu Vorerkrankungen veröffentlicht, die für schwere COVID-19-Verläufe prädestinieren. An den ersten Stellen stehen Patient:innen mit hämatoonkologischen und metastasierenden soliden Krebserkrankungen. Auch Personen mit Demenz oder Herzinsuffizienz haben ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe.

Noch reichen die COVID-19-Impfstoffe nicht für alle – dieses Dilemma begleitet die Impfkampagne von Beginn an. Aus diesem Grund galt und gilt es, die verfügbaren Impfstoffe am effizientesten einzusetzen und Personen mit besonders hohem Risiko prioritär zu impfen. Die STIKO (Ständige Impfkommission) hat basierend auf internationalen Studien Empfehlungen zur Impfpriorisierung ausgesprochen, die sodann in der Coronavirus-Impfverordnung niedergeschrieben wurden.

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Nun gibt es auch Daten aus Deutschland – das Robert Koch-Institut (RKI) hat zusammen mit der GKV Routinedaten von 30 Millionen gesetzlich Versicherten ausgewertet. Ziel war die Relevanz verschiedener Vorerkrankungen für einen schweren COVID-19-Verlauf zu ordnen. Ein schwerer COVID-19-Verlauf war definiert als COVID-19-assoziierte intensivmedizinische Behandlung, Beatmung oder Tod im zeitlichen Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung. Veröffentlicht hat das RKI die Studie im Epidemiologischen Bulletin 19|2021.

Krebs, Demenz und Herzinsuffizienz

Nach Daten des RKI bilden Patient:innen mit hämatoonkologischen Erkrankungen mit 31,5 Prozent schweren Verläufen die wichtigste Risikogruppe, sodass diesen Patient:innen der höchste Rang in der Impfpriorisierung zugeordnet wurde. An zweiter Stelle stehen Patient:innen mit metastasierenden, soliden onkologischen Erkrankungen, gefolgt von Personen mit Demenz (Rang 3) und aktuell nicht in Behandlung befindlichen Personen mit metastasierendem Krebs (Rang 4) und auf Rang 5 Personen mit Herzinsuffizienz.

Erkraunkungen mit erhöhtem Risiko für schweres COVID-19

Rang 1: Hämatoonkologische Erkrankungen mit Therapie
Rang 2: Metastasierte solide Tumorerkrankungen mit Therapie
Rang 3: Demenz
Rang 4: Metastasierte solide Tumorerkrankungen ohne Therapie
Rang 5: Herzinsuffizienz
Rang 6: Alter 75 – 79
Rang 7: Dialyse
Rang 8: Solide Krebserkrankung mit Therapie
Rang 9: Zirrhotische und schwere Leberkrankheiten
Rang 10: Down-Syndrom
Rang 11: Chronische Niereninsuffizienz
Rang 12: Zustand nach Organtransplantation
Rang 13: Alter 70 – 74 
Rang 14: Vorhofflimmern und Vorhofflattern 
Rang 15: Interstitielle Lungenerkrankung 
Rang 16: Alter 65 – 69 
Rang 17: Koronare Herzkrankheit 
Rang 18: Schwere psychische Erkrankungen 
Rang 19: Diabetes mellitus Typ I und II 
Rang 20: COPD und sonstige schwere Lungenerkrankungen 
Rang 21: Zerebrovaskuläre Erkrankungen 
Rang 22: Adipositas 
Rang 23: Neurologische Erkrankungen 
Rang 24: Alter 60 – 64

„Die Ergebnisse der Analysen belegen, dass eine rein am Alter orientierte Rangfolge nicht optimal ist. So zeigte sich, dass insbesondere Patienten mit hämatoonkologischen Erkrankungen, metastasierendem Krebs, Demenz und Herzinsuffizienz, aber auch Personen mit weiteren oben aufgeführten Erkrankungen ein hohes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe aufwiesen“, schreibt das RKI.

Schwächen der Studie

Sie schränken die Aussagekraft ihrer Studie ein. So konnten durch Verwendung von GKV-Routinedaten lediglich Personen mit dokumentierter COVID-19-Erkrankung in die Analysen einbezogen werden, was insbesondere eine Vielzahl an Personen mit asymptomatischen COVID-19-Erkrankungen ausschließe und zu einer Überschätzung des Anteils schwerer Erkrankungsverläufe beitragen könne. Zudem seien COVID-19-assoziierte Todesfälle im Rahmen dieser Studie ausschließlich über den zeitlichen Zusammenhang mit einer COVID-19-Diagnose definiert. Das besonders hohe Risiko von Personen mit hämatoonkologischen und metastasierten Krebserkrankungen im Zusammenhang mit COVID-19 zu versterben könne zum Teil auch auf die insgesamt verkürzte Lebenswartung der Betroffenen zurückzuführen sein, erklärt das RKI.

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