In dem allgemeinen Informationswirrwarr um die Corona-Impfungen stellten sich Vertreter der EU-Gesundheitsagentur ECDC, der Arzneimittelagentur EMA und der EU-Kommission am gestrigen Mittwoch bei einem Briefing den Fragen der Medien. DAZ.online hat dort reingehört und einige Fakten für unsere Leser:innen aufgeschnappt.
Der Pressesprecher der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland, Reinhard Hönighaus, verwies eingangs auf die von allen 27 EU-Staaten getragene europäische Impfstoffstrategie. Hierüber habe sich die Kommission bis dato bis zu 2,3 Milliarden Impfstoff-Dosen gesichert, darunter bis zu 600 Millionen Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffes. Die EU habe mit Abstand die größte Vorbestellung dieses Impfstoffs vorfinanziert, betonte Hönighaus. Der limitierende Faktor für die Beschaffungen seien allerdings die Produktionskapazitäten. Eine zwangsweise Aussetzung von Patenten, um diese anzuschieben, erachte die Kommission als heutiger Sicht trotzdem nicht als zwingend. Sie setze vielmehr auf Produktionspartnerschaften, wie sie in der Industrie üblich sind. Erst am selben Tag hatte Sanofi angekündigt, Biontech bei der Produktion von BNT162b2 zu unterstützen.
EFPIA gegen Exportbeschränkungen
Die derzeit laufende Debatte zu Exportbeschränkungen von COVID-19-Vakzinen bezeichnete Hönighaus als „hochpolitisch“ und stellte eine baldige Verlautbarung zu dem Konflikt mit AstraZeneca und zu dem geplanten Transparenzregister in Aussicht. Der europäische Dachverband der forschenden Arzneimittelhersteller EFPIA hat sich zu dem Ansinnen von Exportbeschränkungen bereits positioniert. Er bittet die Kommission, keine Maßnahmen vorzuschlagen, die die Ausfuhr von Impfstoffen oder die Einfuhr wichtiger für die Herstellung der Impfstoffe notwendiger Lieferungen einschränken oder sich negativ darauf auswirken. Außerdem stellt der EFPIA fest, dass seit der ersten Erteilung der Zulassung für einen COVID-19-Impfstoff in der EU vor gerade einmal vier Wochen immerhin bereits mehr als sieben Millionen Impfstoffdosen an die Europäische Union ausgeliefert worden seien.
Was sagen die Infektionszahlen in Europa?
Die Direktorin des Europäischen Zentrums zur Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) Andrea Ammon sprach mit Blick auf die knappen Impfstoffe und die Mutationen von einem kritischen Punkt in der Kontrolle der Pandemie. Laut Ammon liegt die aktuelle durchschnittliche Fallzahl (14-Tages-Rate) in der EU bei 453/100.000 Einwohnern. Dabei reiche die Spanne von 61/100.00 in Finnland bis zu 1.444/100.000 in Irland – und der Niedrigstwert in Finnland sei immer noch dreimal höher als der EU-Durchschnitt im letzten Sommer. Im Gegensatz zu dem engmaschigen Monitoring zu Beginn der Pandemie gebe das ECDC die Inzidenzen aktuell nur noch über einen Zwei-Wochen-Zeitraum an, und nicht wie das RKI über eine Woche. Mit Blick auf die neuen Varianten werde allerdings in Erwägung gezogen, die Zahlen wenigstens für die EU-Staaten wieder jeden Tag zu erheben, meinte Ammon. Weltweit sei dies aus Kapazitätsgründen auf keinen Fall möglich.
ECDC kündigt Vaccine-Tracker an
Auch über die Impfaktionen in den europäischen Ländern will sich das ECDC so bald wie möglich einen besseren Überblick verschaffen. Seit der letzten Woche sammelt das Kontrollzentrum Informationen über Lieferungen von Impfstoffen und deren Anwendung in den Mitgliedstaaten. Für Ende nächster Woche kündigte Ammon einen Vaccine-Tracker an, aus dem ablesbar sein soll, welche Prioritätsgruppen bereits in welchem Umfang geimpft sind. Außerdem soll ein Bericht über die Umsetzung der nationalen Impfstrategien veröffentlicht werden.
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