Am heutigen 14. Juni ist nicht nur Apothekenprotesttag, die Bundesärztekammer und KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.) rufen zum Hitzeaktionstag auf und erinnern mit Veranstaltungen und Aktionen an das gesundheitliche Risiko, das heiße Tage darstellen. Auch Apotheker:innen sollten in der heißen Jahreszeit ihre besonders gefährdeten Patient:innen und deren Medikation im Blick behalten.
„Mit Hitze keine Witze“ so lautet das Motto des heute stattfindenden bundesweiten Hitzeaktionstag, der von der Bundesärztekammer und KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.) veranstaltet wird. Hintergrund ist, dass die immer heißeren Sommer zunehmend die Gesundheit der Deutschen gefährden, adäquate Maßnahmen zum Schutz insbesondere von Risikogruppen in Deutschland aber Mangelware sind. Auch die Pharmacists for Future unterstützen den Hitzeaktionstag. In ihrer Pressemeldung stellen sie die Bedeutung der Apotheke für den Hitzeschutz heraus: „Die Apotheke vor Ort ist dabei ein besonders wichtiger Beratungspartner für die Menschen, um gerade Ältere oder chronisch Kranke zu erreichen und präventiv zu beraten.“ Sie fordern Apotheken daher auf, ihre Patient:innen zum Thema Hitze zu beraten und aufzuklären. Aber wie? Antworten auf diese Frage gab Verena Stahl in ihrem Vortrag auf der INTERPHARM 2023 (die DAZ berichtete). Hierbei ging sie unter anderem auf das Zusammenspiel von Hitze, Arzneimitteln und dem Flüssigkeitshaushalt ein.
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So wies Stahl darauf hin, dass eine Reihe von Arzneimitteln das natürliche Durstgefühl hemmt. Dazu zählen unter den Neuroleptika vor allem atypische wie Clozapin und Risperidon, weiterhin ACE-Hemmer (in hohen Dosen), Sartane, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Carbamazepin und Parkinson-Mittel. Mit diesen Arzneimitteln behandelte Patient:innen laufen daher Gefahr, das bei Hitze wichtige regelmäßige Trinken zu vernachlässigen
Besondere Vorsicht bei Diuretika
Wichtige Risikofaktoren für hitzeschlagassoziierte Todesfälle und Morbidität sind Elektrolyt-Imbalancen, Hypovolämie und Dehydratation. Elektrolytstörungen können prinzipiell unter allen Diuretika auftreten. Allgemein verstärken sie die Hypovolämieneigung, in Kombination mit SSRI auch die Tendenz zur Hyponatriämie (Natriumkonzentration im Blut < 135 mmol/l). Welche Gefahren bestehen? Schon geringgradige Dehydratation kann Symptome wie Müdigkeit oder Verwirrtheit verursachen, ohne dass schon stehende Hautfalten auffallen. Als Folge einer Hämokonzentration kann es – insbesondere bei vorliegenden Venenerkrankungen oder bei älteren Patienten – zu Thrombosen und Embolien kommen. Ein Diurese-indizierter renaler Flüssigkeitsmangel kann von heute auf morgen zum akuten Nierenversagen führen, besonders wenn die Nieren durch Komedikation von NSAR und ACE-Hemmern/Sartanen schon belastet sind (Triple Whammy). Gleichzeitige Medikation mit Antihypertensiva und Vasodilatatoren (Ca-Antagonisten, Nitrate) kann zu Blutdruckabfall und Synkopen bis hin zu Kreislaufkollaps mit Sturzgefahr führen.
Bei Patienten unter Diuretika sollten Blutdruck, Gewicht und Urin in Hitzewellen überwacht und auf Zeichen von Austrocknung geachtet werden. Im Zweifelsfall sollte man Flüssigkeit substituieren. Elektrolyte und Nierenfunktion (GFR), insbesondere Serumspiegel von Natrium und Kalium, sollten regelmäßig kontrolliert werden. Es kann angezeigt sein, die Diuretika-Dosis nach ärztlicher Anordnung vorübergehend zu reduzieren oder ganz auszusetzen.
Wenn Medikamente die Schweißbildung reduzieren
Die kutane Vasodilatation und die Transpiration sind wesentliche körpereigene Kühlmechanismen. Beide werden zentral gesteuert, unter anderem im Hypothalamus. Schweißdrüsen werden dabei über muskarinerge Acetylcholin-Rezeptoren angeregt. Das bedeutet, dass Anticholinergika diesen wichtigen Kühlmechanismus hemmen. Eindrücklich sichtbar wird dies bei den Atropin-Nebenwirkungen, zu denen rote, heiße und trockene Haut, Mundtrockenheit und Temperaturanstieg zählen. „Anticholinerge Wirkungen haben zahlreiche, für ein breites Indikationsspektrum eingesetzte Arzneimittel, an die man a priori nicht so schnell denkt“, brachte Stahl in Erinnerung. Auch anticholinerg behandelte Patient:innen sollten also im Blick behalten werden.
Trotz Sommerhitze einen kühlen Kopf bewahren
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Gesundheitsgefahr Hitze
Weitere Informationen sowie die Möglichkeit sich zu den noch ausstehenden Veranstaltungen rund um den Hitzeaktionstag anzumelden, hält die Internetseite https://hitze.info parat. Hier finden Apotheker:innen beispielsweise Inspirationen für einen apothekeneigenen Hitzeschutzplan sowie allgemeine Verhaltenstipps, die sie der Kundschaft mit auf den Weg geben können.
Einen Erfolg konnten die hinter dem Hitzeaktionstag stehenden Gruppierungen schon verbuchen: Am gestrigen Dienstag kündete Gesundheitsminister Lauterbach (SPD) an, dass Deutschland einen Hitzeplan bekommen soll. Angelehnt an einen entsprechenden Plan Frankreichs soll dieser helfen, hitzebedingte Todesfälle abzuwenden.
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