Als letztes großes Land der Welt setzt China weiterhin auf eine Null-Covid-Strategie. Rund zwei Jahre ist das Land bereits vom Rest der Welt abgeschottet – davon profitiert auch Machthaber Xi Jinping. Ein Einblick.
Seit dem Corona-Ausbruch in Wuhan schottet sich China vom Rest der Welt ab. Die Volksrepublik verfolgt eine "Null-Covid-Strategie"- und regiert rigoros: Die Grenzen bleiben dicht, bei lokalen Ausbrüchen werden einzelne Stadtviertel und ganze Städte abgeriegelt, Massentestungen werden durchgeführt und infizierte Personen in Quarantäne-Einrichtungen isoliert.
Die Strategie ging zunächst auf. Das Land hatte das Coronavirus weitgehend im Griff. Das liegt auch am autokratischen Führungsstil um Staatschef Xi Jinping. Ein derart hartes Durchgreifen ist in westlichen Demokratien wie Deutschland nicht umsetzbar.
Doch zuletzt hatte es auch in China eine Häufung lokaler Ausbrüche der Delta-Variante gegeben. Andere Länder wie Australien und Neuseeland, die lange ebenfalls an einer No-Covid-Strategie festhielten, rückten mittlerweile davon ab. Ein Vorgehen, das die beiden Länder auch mit ihrem Impffortschritt begründeten.
Chinas Präsident profitiert von der Null-Covid-Strategie
China sieht das offenbar anders: Trotz einer Impfquote von mehr als 70 Prozent verfolgt die Volksrepublik weiter das Ziel, das Virus ausrotten zu wollen. Das liegt auch daran, dass Präsident Xi von der Abschottung profitiert.
Das Coronavirus fungiert als perfekter Feind von außen, vor dem man sich schützen muss – stärkerer Grenzschutz und mehr Überwachung der Bevölkerung werden damit ebenso legitimiert wie ein Personenkult um Präsident Xi. So sollen nun bereits Grundschüler in den "Lehren" des Präsidenten unterrichtet werden.
Und: Die vergleichsweise wenigen Fälle werden auch als ideologischer und moralischer Sieg Chinas über die USA und andere westliche Länder mit deren liberaldemokratischen Systemen betrachtet. Eine Machtdemonstration also.
Mehrheit der Bevölkerung unterstützt Null-Covid-Strategie
Tatsächlich wird die Null-Covid-Strategie noch immer von einer großen Mehrheit der Chinesinnen und Chinesen unterstützt. Sie fürchten sich davor, sich mit dem Virus zu infizieren. Wohl auch vor dem Stigma, das ihnen anhaftet, wenn sie andere anstecken und ein ganzes Quartier, eine ganze Millionenstadt abgeriegelt werden muss.
Die Staatspropaganda, die unablässig über die verheerenden Auswirkungen der Pandemie im Ausland berichtet, tut ihr Übriges. "Der Erfolg des strikten Vorgehens beruht zum Teil auf der Angst der Öffentlichkeit. Das ist nicht ideal", warnt Jin Dongyan, Virologe an der Universität Hong Kong, bei "CNN". "Der richtige Weg ist es, der Öffentlichkeit die Wahrheit [über die Notwendigkeit der Koexistenz mit dem Virus] zu sagen."
Laut dem Virologen hat die chinesische Regierung auch Zweifel an der Wirksamkeit ihrer eigenen Impfstoffe. Einige Delta-Ausbrüche sind laut den Behörden trotz vollständiger Impfung passiert. Sie seien nun besorgt, "dass die Immunität nicht stark genug ist", sagt Dongyan. Und: "Sie haben nicht genügend Vertrauen in die Impfstoffe."
Vierjähriger allein in Quarantäne geschickt
Nur vereinzelt gibt es Unmut über die drastischen Eindämmungsmaßnahmen. Zuletzt sorgte etwa der Fall eines Vierjährigen, der ohne seine Eltern in Quarantäne geschickt wurde, für einen Aufschrei in den sozialen Medien. Eine Krankenschwester hatte den Kleinen gefilmt, wie er in voller Schutzmontur alleine in ein Quarantäne-Krankenhaus gebracht wurde.
Offenbar kein Einzelfall. In Putian, Epizentrum des letzten Delta-Ausbruchs in China, waren laut Behörden 57 der gemeldeten 129 Fälle Kinder unter 12 Jahren. Sie alle wurden isoliert.
"Kinder hätten sich nicht solch extremen Quarantänemaßnahmen unterziehen müssen; das sind die sozialen Auswirkungen des Null-Toleranz-Ansatzes", urteilt Dongyan.
Auch in Yangzhou gab es Proteste. Nach einem Corona-Ausbruch durch Massentestungen war die Stadt wochenlang abgeriegelt worden. Hunderte Einwohner gingen auf die Straße, monierten "Beendet den Lockdown", einige versuchten gar gewaltsam die Absperrungen zu durchbrechen.
Zudem wurden Massentestungen als mögliche Pandemie-Treiber kritisiert. "Es ist im Grunde eine Strategie nach dem Motto, 'lieber Tausend versehentlich töten als einen gehen lassen'", kritisiert auch Virologe Dongyan.
Wie lange lässt sich die Null-Covid-Strategie halten?
Noch ist unklar, wie lange die Regierung die "No Covid"-Schiene fahren kann. Politisch gesehen wäre ein Richtungswechsel zu einer lascheren Corona-Politik riskant.
In wenigen Monaten stehen die Olympischen Winterspiele in Peking an. Auch Xi dürfte weiter daran festhalten. Ein isoliertes Land ist einfacher zu regieren und im Herbst 2022 steht für Xi beim Parteitag die Wiederwahl an.
"Es wird wohl noch ein bis zwei Jahre so weitergehen. Aber China kann seine Tore nicht für immer schließen", hofft indes Virologe Dongyan.
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