Gestern protestierten in Dresden zwischen 2.000 und 3.000 Apotheker:innen und Apothekenangestellte gegen die Politik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Das mediale Echo auf die Proteste bleibt überschaubar.
Der mediale Widerhall auf die letzte regionale Kundgebung im Protestmonat November in Dresden ist verhalten. Die Anliegen der Apothekerschaft werden nach dem vierten Mittwoch-Protest eher schwach beleuchtet. Die Deutsche Presseagentur berichtete in einem kurzen Beitrag unter anderem über die Rede des sächsischen Verbandspräsidenten Thomas Dittrich, der sich auf der Veranstaltung klar gegen die Politik des Bundesgesundheitsministeriums positioniert hatte.
Etwas ausführlicher äußerte sich der Mitteldeutsche Rundfunk: Hier geht man detaillierter auf die Forderungen der Protestierenden ein und zitiert Aussagen von ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und ABDA-Vize Matthias Arnold, der zugleich Vorsitzender des Landesapothekerverbandes in Sachsen-Anhalt ist. Länger zu Wort kommt hier jedoch David Matusiewicz, Professor für Medizinmanagement: Er unterstütze zwar die Proteste, betont aber die Verantwortung der Apotheker:innen, einen notwendigen Wandlungsprozess in Gang zu bringen. Von einem zukünftigen „Hybirdmodell“ ist die Rede, aus Online-Diensten, Lieferservice und dem klassischen Verkauf am HV.
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Fokus auf regionale Schließungen
Die Proteste in Ostdeutschland lieferten den Anlass für verschiedene Medien, um über die regionalen Auswirkungen der Krise zu sprechen. So berichtet der Tagesspiegel über die Lage in Potsdam, wo seit 2022 vier Apotheken schließen mussten. Im Land Brandenburg seien allein 2022 zwölf Apotheken geschlossen worden.
Viele der regionalen Medien konzentrierten sich auf die Aufzählung der Notfallapothekendienste. Die Forderungen und Nöte der Apotheken nehmen in den meisten Fällen nur wenig Raum ein. Die meisten Menschen werden offenbar erst durch die geschlossenen Apotheken für das Thema sensibilisiert. Im Sachsen-Fernsehen legt man den Fokus auf eine Filiale in Dresden, die trotz Protesten geöffnet hat.
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Der Protest im Norden in den Medien
In der Märkischen Allgemeinen Zeitung wird die Situation in Brandenburg an der Havel thematisiert. Dort kommen auch die Reaktionen der Apothekenkunden zu Wort: „Die Brandenburger reagierten mit gemischten Gefühlen auf den Apothekerstreik.“ Eine Rentnerin beschwert sich über den unzumutbar weiten Weg zur nächsten Notapotheke. Jedoch wird auch auf die Unterstützung der Proteste durch das Gesundheitsministerium des Landes Brandenburg erwähnt.
Darüber hinaus berichteten auch die Süddeutsche Zeitung, Dresdner Neueste Nachrichten, die Mitteldeutsche Zeitung, Thüringer Allgemeine sowie der Rundfunk Berlin Brandenburg über die Demonstration in Dresden. Die Sächsische Zeitung benennt vor dem Hintergrund der Apotheken-Proteste ein zentrales Problem: „Sie gelten als Gutverdiener. Doch das ist nicht immer so…“
Ermüdungserscheinungen?
Eine Wiedergabe in den überregionalen Leitmedien blieb den Protesten leider versagt. Weder „Tagesschau“ noch „Heute Journal“ berichteten, auch nicht „Bild“. Möglicherweise treten nach dem intensiven „Protestmonat“ auch erste Ermüdungserscheinungen in der medialen Öffentlichkeit auf. So waren die Pressestimmen nach der letzten Kundgebung in Stuttgart doch deutlich zahlreicher. Ihren Höhepunkt hatte die Berichterstattung vermutlich bereits am bundesweiten Protesttag, dem 14. Juni 2023.
Zudem überschattete gestern die Pleite der Signa-Holding die Berichterstattungen. Offenbar zieht die bevorstehende Schließung von Kaufhäusern mehr mediale Aufmerksamkeit auf sich als die Schließung von Apotheken. Bestenfalls lässt sich angesichts der etwas mageren Berichte sagen: Die Bürger:innen sind bereits umfassend für die desolate Lage der Apotheken informiert. Auch die Landespolitik ist im Bilde. Der härteste Brocken bleibt die Bundespolitik.
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