Daniela Hänel ist Vorsitzende der Freien Apothekerschaft und betreibt in Sachsen eine Apotheke. Am Dienstag hatte sie den SPD-Bundestagsabgeordneten Carlos Kasper zu Gast – und hat ihm Hausaufgaben für seine Arbeit in Berlin mitgegeben.
Carlos Kasper (SPD) ist einer der jüngsten Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Bei der vergangenen Wahl im September 2021 schaffte der 27-Jährige (Wahlkreis 163: Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II) über die Landesliste seiner Partei den Sprung nach Berlin. Im Interview mit der „Zeit“ sagte er damals: „Demokratie muss von allen gelebt werden, sonst funktioniert es nicht – auch von der Politik selbst.“ Und das sei oft schwierig in Sachsen.
Immer wieder habe er im Wahlkampf Steine in den Weg gelegt bekommen. „Wenn ich öffentliche Institutionen wie Museen oder Flüchtlingsheime im Wahlkampf besuchen wollte, haben immer wieder welche abgesagt, mit der Begründung, es sei nicht erwünscht, dass dieser Ort politisiert werde. Genau das hören wir seit Jahren von der CDU in Sachsen: dass Politik nicht stattfinden soll.“ Das Gegenteil müsse der Fall sein.
Kasper sucht Kontakt zur Basis – Apothekerin Hänel empfängt ihn
Inzwischen ist Kasper im politischen Alltag angekommen und sucht den Kontakt zu Menschen an der Basis – wie zur Apothekerin Daniela Hänel. Mit ihr wollte er am Dienstag über die Legalisierung von Cannabis reden, weil Hänel als Vorsitzende der Freien Apothekerschaft eine Stellungnahme formuliert hat. „Mich hat interessiert, wie Frau Hänel das sieht“, sagt Kasper am Mittwoch im Gespräch mit der DAZ. Wie Kasper selbst zum Thema steht, will er nicht im Detail öffentlich erklären. Man habe zunächst Positionen erarbeitet und werde damit in die Debatte starten. „Was ich aber schon jetzt sagen kann: Ich befürworte lizenzierte Shops zum Verkauf von Cannabis“, so Kasper. Auch die Apotheken sollten zu diesen Shops gehören und dort der Verkauf von medizinischem und Genuss-Cannabis möglich sein.
Für Apothekerin Daniela Hänel ist das Cannabis-Thema indes nur eines von vielen, das ihr unter den Nägeln brennt. Sie treibt unter anderem die Frage um, „wer eigentlich die Krankenkassen kontrolliert“ und ob es nicht mehr Aufsicht bei deren Ausgaben brauche. „Egal ob Managergehälter und Geld für Werbezwecke – es sind immer Versichertenbeiträge, die da ausgegeben werden.“
Wie viel verdienen Apotheken an Hochpreisern?
Wenn es um Geld geht, bringt Hänel noch etwas auf die Palme: „Das Vorurteil der Politik, wir Apotheker würden an Hochpreisern enorm viel verdienen.“ Das sei totaler Quatsch. Am meisten verdiene der Staat über die Mehrwertsteuer. „Wir haben kaum etwas davon“, sagt Hänel im Gespräch mit der DAZ. „Jeder Gebrauchtwagenhändler würde den Kopf schütteln über so wenig Marge.“ Das habe sie Politiker Kasper bei seinem Besuch vorgerechnet.
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Zudem beschäftigt Hänel, wie es beim beruflichen Nachwuchs weitergeht. „Fest steht, dass die Bedingungen und auch die Gehälter für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Vor-Ort-Apotheken verbessert werden müssen, wenn wir nicht wollen, dass junge Menschen sich ihre Jobs eher in der Pharmaindustrie und in Behörden suchen.“ Kasper hat – so sagt er auf Nachfrage – die Probleme verstanden, wenngleich er kein Gesundheitspolitiker ist. Er versprach, den Dingen auf den Grund zu gehen, die Themen mit nach Berlin zu nehmen und in den jeweiligen Ausschüssen zur Sprache zu bringen.
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