MVDA bittet Landräte und Oberbürgermeister um Unterstützung

Nicht nur die ABDA verschickt an Post an Politiker:innen – auch andere Apothekenorganisationen schreiben Briefe, um deutlich zu machen, warum eine Honorarerhöhung unerlässlich ist. So hat der MVDA jetzt 650 Landräte und Landrätinnen sowie Oberbürgermeister:innen angeschrieben und um Unterstützung geworben. Unter anderem räumt der Verein in seinem Brief mit der Vorstellung auf, Apothekeninhaber:innen und -beschäftigte zählten generell zu den Besserverdienern.

Nach dem bundesweiten Protesttag am 14. Juni lässt die Apothekerschaft nicht nach, eine Erhöhung des zuletzt im Jahr 2004 angepassten Fixums zu fordern. Die ABDA verfolgt dazu ihre eigene Eskalationsstrategie, die sich über den Sommer auf auffällige Post an Bundestagsabgeordnete und eine Patienten-Postenkartenaktion fokussierte. Weitere Aktionen sollen im Herbst folgen. Daneben machen andere Apothekenorganisationen auf unterschiedliche Weise auf die Forderungen der Apothekerschaft aufmerksam.

Jetzt haben auch Dirk Vongehr und Daniela Kolb, der Vize-Präsident und die Leiterin des Arbeitskreises Gesundheitspolitik des Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA), zu dem auch die Apothekendachmarke Linda gehört, einen Brief geschrieben. Dieser richtet sich nicht an die bundespolitischen Entscheider:innen, sondern an 650 Landräte und Landrätinnen sowie die Oberbürgermeister:innen der Republik. 

Die Kommunalpolitker:innen haben zwar nicht die Macht, an der Arzneimittelpreisverordnung zu drehen – aber sie können nach oben Druck machen. Und bekanntlich sind sie in ihren überschaubaren Regionen näher dran an den Problemen der Menschen. Auch die ABDA hat schon in einer Kampagne auf Bürgermeister:innen gesetzt.

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Besonders getroffen habe der Tweet des Bundesgesundheitsministers am Protesttag, der „an Hohn und mangelnder Wertschätzung aller in den Apotheken Arbeitenden nicht zu übertreffen“ gewesen sei, und ein Statement in der Tagesschau. Karl Lauterbach (SPD) hatte darauf verwiesen, dass Apotheker:innen nicht schlecht verdienten und in der Pflege deutlich geringere Honorare bezahlt würden. „Es ist ein Schlag ins Gesicht des in Apotheken angestellten pharmazeutischen Fachpersonals und im Übrigen faktisch falsch, denn eine examinierte Pflegefachkraft verdient mittlerweile 25 Prozent mehr als Pharmazeutisch-Technische-Assistent:innen in der Apotheke!“, heißt es in dem Brief. Auch sei es eines Gesundheitsministers unwürdig, Gesundheitsberufe gegeneinander auszuspielen. Der MVDA stellt klar: „Von den 160.000 in öffentlichen Apotheken arbeitenden Apotheker:innen, PTA und PKA [sind] lediglich 13.300 Inhaber:innen […], was einem Anteil von 8,3 Prozent entspricht. Es ist also mehr als unredlich, in Apotheken arbeitendes Fachpersonal pauschal als einheitliche Gruppe zu betrachten.“

Keine pauschalen Besserverdiener

Zudem erreichten 60 Prozent der Inhaber:innen das angeführte Durchschnittseinkommen nicht und viele der übrigen 40 Prozent nur, weil dringend benötigtes Personal fehle und offene Stellen nicht zu besetzen seien. „Die Konsequenz für viele Apothekeninhaber:innen sind 80-Stundenwochen plus.“ Es sei schlicht „unwahr und unredlich, wenn von Seiten des BMG der Öffentlichkeit vorgetäuscht wird, dass pauschal alle Apothekeninhaber:innen und deren Mitarbeitende zu den Besserverdienenden gehören“.

Ausdrücklich unterstützt der MVDA die Forderung der ABDA, das Fixhonorar auf 12 Euro netto zu erhöhen. Nur so könnten Apothekeninhaber:innen ihren Mitarbeitenden die längst überfällige und wertschätzende Lohnanpassung bezahlen.

Seite an Seite mit den Kund:innen und Wähler:innen

Der Appell an die Landräte und Landrätinnen und Oberbürgermeister:innen: „Wir bauen auf Ihre Unterstützung, damit wir auch morgen noch sowohl in der Stadt als auch in der Fläche Sie und Ihre Wähler:innen mit Arzneimitteln versorgen können.“ Vongehr und Kolb betonen, dass die Kundschaft hinter den Apotheken stehe. „Wir sind bereit, Seite an Seite mit unseren Kund:innen weitere aufmerksamkeitswirksame Aktionen folgen zu lassen und unseren Forderungen damit Nachdruck zu verleihen. Wohin unzufriedene Wähler:innen abwandern, wurde uns gerade in Sonneberg schmerzlich vorgeführt.“

Beigefügt ist dem Brief zudem ein Faktenblatt „Was Sie über die Apothekenhonorierung wissen sollten“ – offensichtlich ein Gegenpol zum „Faktenblatt“, das das Bundesgesundheitsministerium vor dem Protesttag im Juni verschickt hatte. Darin verdeutlicht der MVDA unter anderem, wie sehr die öffentlichen Apotheken seit dem Jahr 2004 von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt sind – bei steigenden Personal- und Sachkosten. Die Apothekerschaft kämpft auf vielen Ebenen weiter für eine angemessene Honorierung. 


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