Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen und Krankenstände möchte Gesundheitsminister Lauterbach wieder die telefonische Krankschreibung für Eltern erkrankter Kinder einführen. Dies soll voraussichtlich ab 18. Dezember 2023 möglich sein. Unterdessen meldet das Robert-Koch-Institut steigende Krankenzahlen: In der vergangenen Woche litt fast jeder zehnte Deutsche an einem akuten Atemwegsinfekt.
Corona, Influenza und RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus) sind auf dem Vormarsch. Laut aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) litten in der vergangenen Woche etwa 7,9 Millionen Menschen in Deutschland unter einer akuten Atemwegsinfektion, das sind etwa 9,5 Prozent der Bevölkerung. Damit hat sich die Krankenzahl gegenüber der Vorwoche (7,1 Millionen) noch einmal deutlich erhöht. Nach Aussage des RKI sind derzeit vor allem Corona und RSV für die hohen Krankenstände verantwortlich. Eine Grippewelle habe bisher noch nicht eingesetzt, so das RKI.
Rückkehr zur telefonischen Krankschreibung von Eltern
Vor diesem Hintergrund möchte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die telefonische Krankschreibung, die am 7. Dezember beschlossen wurde, auch auf Eltern kranker Kinder ausweiten. Eltern sollen ärztliche Bescheinigungen, dass sie ein krankes Kind betreuen müssen, telefonisch und ohne Praxisbesuch bekommen können. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) signalisierte am Donnerstag in einem Schreiben an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), dass ein Inkrafttreten einer Regelung für den 18. Dezember geplant sei. Für eine entsprechende Vereinbarung sei bereits das Unterschriftenverfahren eingeleitet worden, heißt es in dem Schreiben, das dpa vorliegt.
Eine telefonische Eltern-Krankschreibung war als Sonderregelung schon während der Corona-Pandemie zugelassen worden, diese war jedoch im April ausgelaufen. Lauterbach möchte mit der telefonischen Elternkrankschreibung die Arztpraxen entlasten, aber auch Infektionen in den Wartezimmern vermeiden. Ob auch die Corona-Sonderregelungen zum Elternkrankengeld reaktiviert werden, ist derzeit noch nicht absehbar.
Der Nachholeffekt verstärkt die Infektionsdynamik
Die hohen Krankenzahlen lassen sich durch einen „Nachholeffekt“ erklären, erläuterte der Immunologe Carsten Watzl gegenüber der Deutschen Presseagentur. Durch die strikten Hygienemaßnahme seien die Menschen insgesamt weniger mit Krankheitserregern in Kontakt gekommen. Nun steckten sich viele mit Erregern an, zu denen sie während der Pandemie keinen Kontakt hatten. Das bedeute jedoch keineswegs, dass durch die Schutzmaßnahmen das Immunsystem geschwächt wurde, betont Watzl. Außerdem sei mit SARS-Cov-2 nun auch ein weiterer Erreger dauerhaft im Krankheitsgeschehen präsent. Neben dem Nachholeffekt führe auch die erhöhte Aufmerksamkeit der Bevölkerung, infolge der Pandemieerfahrungen, zu höheren Meldezahlen, vermutet der Epidemiologe Hajo Zeeb.
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Entlastung der Arztpraxen
Die telefonische Krankschreibung ist zurück
Für die kommenden Wochen ist mit weiter steigenden Infektionszahlen und Krankmeldungen zu rechnen, das legen auch die aktuellen Untersuchungen zur Konzentration von SARS-Cov-2 im Abwasser nahe. Grippe spiele bisher nur eine untergeordnete Rolle: Lediglich 1.400 Fälle von Influenza wurden in der vergangenen Woche im Labor bestätigt, wenngleich die Zahl damit gegenüber der Vorwoche mehr als doppelt so hoch lag. Demgegenüber wurden 26.850 Corona-Erkrankungen gemeldet.
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