Seit gut einem Jahr steht das Gesundheitspersonal so stark im Blickpunkt wie wahrscheinlich nie zuvor: In der Corona-Krise sind Ärztinnen und Ärzte, Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger besonders gefordert. Das lenkt auch den Blick auf ihre Arbeitsbedingungen – doch Verbesserungen lassen sich in diesem Bereich nur langsam erreichen, auch bei der Bezahlung. In Manchester haben Mitarbeitende des britischen Nationalen Gesundheitsdiensts NHS nun für mehr Gehalt protestiert.
Die Regierung von Premierminister Boris Johnson hatte eine Gehaltserhöhung von einem Prozent angeboten – zu wenig aus Sicht der Betroffenen. "Qualifizierte Mitarbeiter" verdienten eine "faire Bezahlung", argumentierten sie. Die Protestaktion wurde jedoch von der Polizei aufgelöst, weil sich die Teilnehmenden nicht an die Abstandsregeln gehalten haben sollen. Gegen die Organisatorin wurde zudem eine Geldstrafe von 10.000 Pfund – umgerechnet mehr als 11.600 Euro – verhängt, berichten britische Medien.
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Protestierende hielten sich nicht an Abstandsregeln
An der Demonstration im Stadtzentrum nahmen laut Medienberichten etwa 40 Menschen teil. Eine 65 Jahre alte Frau habe sich den Anweisungen der Polizei widersetzt, sich geweigert, den Ort zu verlassen und ihre Personalien nicht angeben wollen. Sie wurde kurzzeitig in Gewahrsam genommen und mit einer Geldstrafe von 200 Pfund, etwa 230 Euro, belegt.
Bei manchen Bürgern sorgte das Vorgehen der Polizei für Empörung. Caroline Hemingway von der Polizei in Manchester verteidigte die Strafen jedoch: "Unabhängig von unseren Sympathien für die Anliegen der Demonstranten bitten wir die Bevölkerung, sich an die Abstandsregeln und die Gesetze zu halten." Einige der Protestierenden hätten sich nicht kooperativ verhalten. "Deshalb war es notwendig, diese Strafen auszusprechen."
Gesundheitspersonal empört über schlechte Bezahlung
Das Gesundheitspersonal will seinen Protest gegen die von der Regierung vorgeschlagenen Tarife fortsetzen. In Manchester hielten die Teilnehmenden der Demonstration Schilder mit Aufschriften wie "Wirkliche Gehaltserhöhungen, nicht nur Applaus" oder "Wir sind mehr wert als ein Prozent" hoch. Die Gehaltserhöhung von einem Prozent soll für Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger sowie Assistenzkräfte gelten, nicht aber für Ärztinnen und Ärzte, deren Gehalt gesondert verhandelt wird. Den geringen Aufschlag hatte die britische Regierung mit der "unsicheren finanziellen Lage" in der Corona-Krise begründet.
Als "Schlag ins Gesicht" bezeichneten Gewerkschaften diese Pläne. Die Gewerkschaft Unison verwies auf die Inflation von 1,5 Prozent, demnach handele es sich bei der vermeintlichen Gehaltserhöhung eigentlich um eine Reallohnkürzung. Nach Berechnungen der Pflegekräftevereinigung Royal College of Nursing (RCN) soll eine erfahrene Pflegekraft nun lediglich 3,50 Pfund (4,05 Euro) zusätzlich pro Woche erhalten.
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