Israel-Studie zeigt, wie oft Herzmuskelentzündungen bei Geimpften vorkommen

Sie stehen unter genauer Beobachtung: die Impfstoffe gegen Corona. Mögliche Komplikationen wie eine Herzmuskelentzündung sind bekannt. Eine aktuelle Analyse zeigt jedoch: Sie kommt deutlich häufiger nach einer Covid-19-Infektion vor als nach der Impfung.

Wie reagieren die Menschen auf die Impfung gegen Covid-19? Das beobachten Forscher aktuell weltweit. Ein israelisches Team analysierte hierfür Daten des größten Krankenversicherers des Landes. Ihre Ergebnisse veröffentlichte die Wissenschaftler um Ran Balicer vom Krankenversicherer Clalit in Tel Aviv im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“.

Konkret fanden sie heraus:

2,7 zusätzliche Herzmuskelentzündungen auf 100.000 Geimpfte

Als Basis dienten 884.828 Versicherten-Daten, die bis zum 24. Mai in Israel mit mindestens einer Dosis von BNT162b2 geimpft waren. Für die Analyse stellten die Wissenschaftler die Geimpften einer gleichen Zahl von Nicht-Geimpften gegenüber. Sie untersuchten, ob es in den ersten drei Wochen nach den beiden Impfungen häufiger Erkrankungen gab, die mögliche Impfkomplikationen darstellen.

Es bestätigte sich: Herzmuskelentzündungen, Myokarditiden, traten gehäuft auf. Darüber wurde bereits berichtet. Balicer dokumentierte nun 21 Fälle unter den Geimpften und sechs unter den Nicht-Geimpften. Auf 100.000 Geimpfte kamen also 2,7 zusätzliche Herzmuskelentzündungen.

Weitere mögliche Komplikationen der Impfung waren:

  • Lymphadenopathie, eine Schwellung der Lymphknoten, mit 78,4 zusätzliche Fälle auf 100.000 Geimpfte
  • Herpes Zoster mit 15,8 zusätzliche Fälle auf 100.000 Geimpfte
  • Appendizitis, Blinddarmentzündung, mit 5,0 zusätzlichen Fällen auf 100.000 Geimpfte

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  • 11 Herzmuskelentzündungen mehr pro 100.000 Infizierten

    In einer zweiten Untersuchung verglichen die Epidemiologen die Ereignisse, die nach einer bestätigten Corona-Infektion häufiger auftraten. Sie betrachteten dafür die ersten sechs Wochen danach und dokumentierten Folgendes:

    • Herzmuskelentzündung (Myokarditis): plus 11,0 Ereignisse/100.000 Patienten
    • akute Nierenschädigung: 125,4/100.000
    • Lungenembolie: 61,7/100.000
    • Hirnblutungen (intrakranielle Blutungen): 7,6/100.000
    • Herzbeutelentzündung (Perikarditis): 10,9/100.000
    • Herzinfarkt (Myokardinfarkt): 25,1/100.000
    • tiefe Venenthrombosen: 43,0/100.000
    • Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien): 166,1/100.000

    Daraus lässt sich also schließen, dass das Risiko für eine Herzmuskelentzündung nach einer Impfung deutlich geringer ist als nach einer Sars-CoV-2-Infektion.

    Das sieht auch Grace M. Lee von der Stanford University School of Medicine in den USA so. Sie kommentierte die Studie im begleitenden Editorial: Solche Studien könnten „dazu beitragen, die Entscheidungsfindung über den Einsatz von Covid-19-Impfstoffen zu unterstützen“. Gleichzeitig stellt sie fest: „Eine wesentliche Einschränkung dieser Studie ist das Fehlen von Risikoschätzungen nach Altersgruppe und Geschlecht.“ Zudem fehlten Daten über Kinder beziehungsweise Jugendliche unter 16 Jahren.

    Verdacht auf Myokarditis? Dann sollten Sie zum Arzt gehen

    Oft ist eine Herzmuskelentzündung schwer zu erkennen. Die Deutsche Herzstiftung erläutert: Die Beschwerden seien häufig unspezifisch. Oft erinnerten sie an einen Infekt der Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts, der vielleicht gerade überstanden ist.

    Spätestens wenn die Müdigkeit und Abgeschlagenheit länger als nach einem Infekt üblich anhalten oder besonders stark sind, sollte jedoch eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden, empfehlen die Herz-Experten. So lässt sich klären, ob gegebenenfalls zusätzlich eine Myokarditis besteht.

    Zudem können Luftnot, Brustschmerzen, Herzschmerzen, Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen (Herzstolpern) auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen. Auch dann sollten Sie sich durchchecken lassen.

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