Axel Witte ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der bundesweit tätigen RST Steuerberatung mit Hauptsitz in Essen, gefragter Referent und Buchautor – kurzum ein vielseitig engagierter Unternehmer und profunder Kenner der Apothekenbranche. Im Interview mit AWA-Chefredakteur Hubert Ortner spricht er über die branchenpolitischen Themen unserer Tage – von der ABDA bis zur „Apotheke light“, vom Fixhonorar bis zum Fremdbesitzverbot.
AWA: Beginnen wir mit einer fiktiven persönlichen Frage, Herr Witte: Angenommen Ihre Tochter, die gerade ihr Abitur gemacht hat, würde Ihnen eröffnen, dass sie Pharmazie studieren und dann eine Apotheke übernehmen möchte. Würden Sie sich mit ihr freuen, oder ihr klarmachen, dass es doch auch noch viele andere schöne Berufe gibt?
Axel Witte: Das hängt vor allem davon ab, ob meine Tochter eine kaufmännische Ader hat und belastbar ist. Wenn die beiden Punkte erfüllt wären, hätte ich keinerlei Bedenken, wenn sie den Sprung in die Selbstständigkeit als Apothekeninhaberin wagen würde. Zudem braucht es eine gewisse kritische Größe – ich würde mindestens drei Millionen Euro Jahresumsatz als Schwellenwert ansetzen – um eine solide Basis zu haben. Dann würde ich ihr empfehlen, die Umsätze durch kluge Maßnahmen möglichst schnell zu steigern. Von der Übernahme einer Apotheke mit zwei Millionen Euro Jahresumsatz würde ich ihr eher abraten.
Aus Ihrer Antwort schlussfolgere ich, dass Sie von einer weiteren Konsolidierung im Apothekenmarkt ausgehen und Skaleneffekte durch Größe als wichtigen Wettbewerbsfaktor ansehen?
Die Konsolidierung wird sich beschleunigen, davon bin ich überzeugt. Kleine Apotheken, die zurzeit Umsatzerlöse von zwei bis 2,5 Millionen Euro erwirtschaften, werden sich sehr schwertun. Das wird nicht von heute auf morgen geschehen: Das Apothekensterben geht langsam vonstatten.
Sie beobachten den deutschen Apothekenmarkt seit mehr als drei Jahrzehnten. Was wäre Ihre wichtigste Botschaft an Ihre Tochter, falls die sich von Ihrem Berufswunsch nicht abbringen ließe?
Denke nicht in klein-klein, sondern in größeren Kategorien. Fokussiere Dich auf das Wesentliche, auf das, was Du gut kannst, und delegiere den Rest. Arbeite hart, um schnell die notwendige kritische Größe zu erreichen. Bleib aber auf keinen Fall auf der Stufe des „Malochens“ stehen, sondern entwickle Dich gezielt weiter zur Unternehmerin und Strategin. Das ist nach meiner Erfahrung der wesentliche Unterschied zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Apothekern. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Sprung in die Selbstständigkeit zunächst einige Jahre harter Arbeit mit wenig Freizeit bedeutet. Ich habe selbst genauso angefangen – mit zwei Mitarbeitern. Heute haben wir bei der RST mehr als 100 Mitarbeiter.
Was ist nach Ihrer Einschätzung die derzeit größte Herausforderung für Apothekeninhaber, abgesehen vom akuten Fachkräftemangel? Ist es die angeblich so eklatante Unterfinanzierung?
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