Damit Praxen künftig bei Arzneimittel-Lieferengpässen nach Alternativen suchen können, hat der Hausärzteverband Nordrhein einen Vorschlag: Aus seiner Sicht sollten Apotheken im Wochenrhythmus Listen bereitstellen, bei welchen Präparaten es derzeit zu Lieferproblemen kommt.
Wenn Ärztinnen und Ärzte derzeit Medikamente verordnen, ist das für sie eine Blackbox: Lieferengpässe erschweren die Belieferung in den Apotheken. Offenbar wünschen sich viele Praxen mehr Information, wenn es darum geht, welche Präparate aktuell zu bekommen sind und welche nicht. Der Hausärzteverband Nordrhein hat für dieses Problem eine Lösung parat: Die Apotheken sollen laut einer Pressemitteilung des Verbands vom vergangenen Freitag wöchentlich Listen übermitteln, bei welchen Arzneimitteln es aktuell zu Lieferschwierigkeiten kommt.
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Die Hausärztinnen und -ärzte seien verärgert über die fehlende Transparenz zur Lieferbarkeit von Medikamenten, schreibt der Verband. „Wenn bekannt ist, dass ein Medikament nicht verfügbar ist, können die konsultierten Hausärzt:innen nach Alternativen in der Medikation suchen“, sagt dessen Chef Oliver Funken. „Leider liegt uns diese Information nicht vor. Nur die Apotheken haben einen Überblick über die Verfügbarkeit von Medikamenten.“
Nun fordern die Medizinerinnen und Mediziner in Nordrhein mehr Transparenz zu den Vorräten der Medikamente. „Wenn die Apotheken uns wöchentlich eine Übersicht über die fehlenden Medikamente geben, können wir in der individuellen Medikation der Patienten reagieren und nach Alternativen suchen“, so Funken.
Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch, dass die Medikationspläne der Patientinnen und Patienten eingehalten werden können. „Wenn aufgrund von Lieferengpässen eine Medikation verändert werden muss, ist das für die Patienten wichtig“, betont Funken. „Medikationspläne müssen neu erstellt oder angepasst werden und bei Patienten mit komplexen Krankheitsbildern muss auch die Medikamentenverträglichkeit neu geprüft werden.“ Für Hausärztinnen und -ärzte sowie deren Praxisteams bedeutet jede Umstellung Mehrarbeit, von der Anamnese bis zur Abrechnung.
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Erst wenige Tage zuvor hatte der Verband zusammen mit dem Apothekerverband Nordrhein (AVNR) an die Politik appelliert, die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Arzneimitteln endlich zu verbessern. „Wenn nicht gegengesteuert wird, wird sich die Engpasssituation bei Arzneimitteln noch in diesem Winter weiter zuspitzen“, warnte Funken gemeinsam mit AVNR-Chef Thomas Preis. Schuld seien auch die Rabattverträge der Krankenkassen: „Wer Arzneimittel zu Konsumgütern degradiert und zum Schnäppchenpreis haben will, bekommt dafür die Quittung in Form von Betriebsschließungen von Arzneimittelherstellern, für die sich die Produktion nicht mehr lohnt.“
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