Das Immunsystem wird in der kalten Jahreszeit ordentlich herausgefordert. Um gesund durch den Herbst zu kommen, sollten Sie sich jetzt gegen bestimmte Krankheiten impfen lassen oder ihren bestehenden Schutz auffrischen lassen.
Erkältungszeit heißt auch Impfzeit. Doch mit der körperlichen Müdigkeit, die im Herbst mit seinen kürzer werdenden Tagen einsetzt, geht auch die Impf-Trägheit einher. Nach Angaben des Hausärzteverbandes Rheinland-Pfalz sind derzeit viele Menschen im Bezug auf das Impfen zögerlich. Die Nachfrage laufe „sehr schleppend“, sagte Landesvorsitzende Barbara Römer der Deutschen Presse-Agentur.
Risikopatienten würden keine Termine vereinbaren – und das, obwohl sie normalerweise bis Ende des Jahres geimpft sein sollten. Dabei kann das Versäumen von Schutzimpfungen erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben und zu schweren Krankheitsverläufen führen.
FOCUS online hat zusammengetragen, welche Impfungen im Herbst anstehen und für wen sie relevant sind.
1. Corona-Virus
Was uns im Herbst erwartet:
Experten rechnen im Herbst mit einem nicht unerheblichem Corona-Infektionsgeschehen. Die Zahl der Neuinfektionen hierzulande steigt, woran mitunter die neuen Virus-Varianten Eris und Pirola ihren Anteil haben. Sie sind sehr ansteckender, aber nicht gefährlicher als andere Varianten.
Wer sich impfen lassen sollte:
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt lediglich ausgewählten Personen eine Auffrischimpfung. Dazu gehören Menschen mit Grunderkrankungen sowie geschwächtem Immunsystem und ihre Kontaktpersonen, Über-60-Jährige, Bewohner von Altenheimen sowie medizinische Fachkräfte. Eine Auffrischung ist nicht nötig, wenn es bereits im Sommer zu einer Corona-Infektion kam.
Gründe für die Impfung:
Der Impfschutz lässt mit der Zeit nach. Eine Auffrischimpfung, die laut RKI vorzugsweise im Herbst vorgenommen werden soll, steigert den Schutz gegen Corona-Infektionen. Sie verhindert Lungenentzündungen, Atemnot, Long-Covid und Erkrankungen des Herzens, der Lunge und des Nervensystems sowie schwere bis tödliche Verläufe.
Der neue Impfstoff von Biontech/Pfizer, der seit Mitte September 2023 erhältlich ist, schützt gegen die aktuellen Corona-Varianten.
Eine Erkrankung an Covid-19 allein bietet diesen Schutz nicht.
2. Grippe
Was uns im Herbst erwartet:
In diesem Jahr rechnen Virologen laut „ Tagesschau “ mit einer etwas heftigeren Grippewelle. Ein Vorbote ist das teils massive Grippegeschehen auf der südlichen Hemisphäre in den vergangenen Wintermonaten. Die Grippestämme, die dort zirkulieren, werden nach Angaben von Virologe Martin Stürmer auch bald auf der Nordhalbkugel im Umlauf sein.
Wer sich impfen lassen sollte:
Gegen Grippe sollten sich nach Empfehlung der Stiko ebenfalls Über-60-Jährige, chronisch kranke Menschen, Bewohner von Pflegeheimen, medizinische Fachkräfte sowie Mitarbeiter in Einrichtungen mit viel Kontakt zu Menschen impfen lassen. Auch Schwangeren und Kontaktpersonen von Risikopatienten wird eine Impfung empfohlen.
Gründe für die Impfung:
Momentan verursachen vier Virus-Typen, von denen es weltweit verschiedene Varianten gibt, Influenza. Die Zusammensetzung der Varianten ändert sich jährlich und manchmal auch in der Jahreszeit. Auf Basis der jeweils erwarteten Varianten wird der Impfstoff angepasst. Er enthält dann die entsprechenden Antigene, um optimal gegen Grippe zu schützen.
Bei Risikogruppen verhindert eine Impfung schwere bis lebensbedrohliche Krankheitsverläufe. So beugt sie Lungenentzündungen sowie Folgen für Herz und Gefäßsystem vor und kann auch tödliche Verläufe abwenden.
Impfungen gegen Influenza sowie gegen Corona können auch in einem Termin erledigt werden. Eine Spritze gibt es dann in den linken Arm, die andere in den rechten.
3. Pneumokokken
Was uns im Herbst erwartet:
In der kalten Jahreszeit kommt es auch häufiger zu Pneumokokken-Erkrankungen. Bei Pneumokokken handelt es sich um Bakterien, die den Nasen-Rachen-Raum besiedeln und durch Tröpfcheninfektionen übertragen werden.
Seit dem Wegfall der Corona-Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht und Abstandhalten nehmen die Pneumokokken-Infektionen wieder zu; im vergangenen Herbst und Winter stiegen die Fallzahlen merklich. Auch in diesem Jahr ist diese Entwicklung wahrscheinlich, denn wie das RKI in einer Pressemitteilung von Ende September mitteilt, ist die Pneumokokken-Impfquote seit Jahren niedrig, die Krankheitslast hoch.
Wer sich impfen lassen sollte:
Die Stiko rät Personen über 60 Jahren und Menschen mit chronischen Herz- und Lungenerkrankungen, geschwächtem Immunsystem, behandlungsbedürftigem Diabetes sowie bestimmten neurologischen Erkrankungen zu einer Impfung.
Auch sollten sich Menschen mit einem Cochlea-Implantant – einer Hörprothese – sowie einer Liquorfistel impfen lassen. Personen, die beruflich Metalle schweißen und trennen sowie Metallrauch ausgesetzt sind, wird auch zum Piks gegen Pneumokokken geraten.
All diese Risikogruppen sollten alle sechs Jahre eine derartige Impfung vornehmen lassen.
Zudem ist die Impfung für Babys im Alter zwischen zwei und elf Monaten empfohlen.
Gründe für die Impfung:
Fast jeder Dritte trägt Pneumokokken in sich. Normalerweise rufen sie keine Symptome hervor. Ist allerdings das Immunsystem geschwächt, können sich die Bakterien vermehren und Krankheiten verursachen. Dazu gehören Lungen-, Mittelohr-, Nasennebenhöhlen- und Hirnhautentzündungen sowie Infektionen des Herzbeutels. Auch eine Sepsis ist möglich.
Laut des Lungeninformationsdienstes sind zwei bis zehn Prozent aller schweren Pneumokokken-Erkrankungen tödlich. Bei 15 Prozent der Erkrankten bleiben Folgeschäden. Eine Impfung kann vor der Infektion und ihren Auswirkungen schützen.
4. Gürtelrose
Was uns im Herbst erwartet:
Die Impfung gegen Gürtelrose ist jahreszeitenunabhängig. Da das Immunsystem besonders in der kalten Jahreszeit strapaziert wird, empfiehlt sich eine Immunisierung auch im Herbst.
Wer sich impfen lassen sollte:
Wer als Kind Windpocken hatte, trägt den Erreger für Gürtelrose in sich. Im Alter kann der Virus wegen des schwächer werdenden Immunsystems dann die Krankheit auslösen. Die Stiko legt Menschen mit chronischen Erkrankungen und Immunschwäche ab 50 Jahren sowie gesunden Personen ab 60 Jahren eine Impfung nahe.
Gründe für die Impfung:
Nach Angaben der Stiko erkranken statistisch gesehen 33 von 100 Personen an Gürtelrose, wenn sie nicht dagegen geimpft sind. Im Zuge der Krankheit kommt es dann im Bereich des Kopfes, des Rumpfes oder des Brustkorbs zu Hautausschlag mit Bläschen und brennenden Schmerzen an den betroffenen Stellen.
Ist der Ausschlag abgeheilt, kann bei zwölf bis 20 Prozent der Betroffenen eine postherpetische Neuralgie – auch Post-Zoster-Neuralgie genannt – auftreten. Dabei handelt es sich um starke und dauerhafte Nervenschmerzen, die teilweise auch mit kurzen heftigen Schmerzattacken einhergehen. Die Haut juckt zudem im betroffenen Bereich und ist berührungsempfindlich.
Eine Impfung kann gegen das Ausbrechen von Gürtelrose und die folgende Post-Zoster-Neuralgie verhindern. Zum Immunisieren sind zwei Impfungen im Abstand von zwei bis sechs Monaten nötig.
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