"Eine mysteriöse Lungenkrankheit ist in der zentralchinesischen Metropole Wuhan ausgebrochen." Mit dieser Nachricht ging es im Dezember 2019 los – wohl kaum einer ahnte damals, was auf uns zukommen sollte.
Gut drei Jahre später ist die Welt eine andere: Millionen Menschen sind tot. Aber es wurden Impfstoffe und Therapiemöglichkeiten entwickelt, die Weltwirtschaft erholt sich wieder. Kurz: Die schwerste Phase der Coronavirus-Pandemie scheint überwunden, auch wenn allein in Deutschland nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts weiterhin Tag für Tag mehr als 100 Menschen infolge einer Infektion mit dem Sars-CoV-2-Erreger sterben.
Woher kommt das Coronavirus?
Doch eine Frage ist auch gut drei Jahre nach den ersten Krankheitsfällen noch offen, trotz aller Forschung: Wo kommt das Virus her?
US-amerikanische Behörden haben das Thema nun wieder auf das Tableau gehoben, allen voran das FBI und das Energieministerium. Und die Bundesbehörden stützen die umstrittene Theorie, wonach der Erreger durch einen Laborunfall im Institut für Virologie in Wuhan in die Welt gelangt ist. "Das FBI geht schon seit geraumer Zeit davon aus", erklärte Direktor Christopher Wray im US-Sender Fox News.
Drei Jahre Corona in Deutschland – was bisher geschah
Auch das Energieministerium, das von der US-Regierung ebenfalls mit der Untersuchung des Ursprungs betraut worden war, geht einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge davon aus, dass eine Laborpanne zu der Pandemie geführt hat, wenn auch mit einem "niedrigen" Grad der Gewissheit und "wenig Vertrauen" in die These. Was die Behörden im Detail zu ihren Schlüssen kommen lässt, ist nicht bekannt.
Allerdings: In der US-Regierung gibt es nach Angaben des Weißen Hauses noch keine einheitlich Auffassung, wie die Berichte zu bewerten sind. Denn andere Behörden sind weiterhin der Ansicht, dass das Virus auf natürliche Weise entstanden ist. "Die Nachrichtendienste und der Rest der Regierung sind noch dabei, die Sache zu prüfen", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, zuletzt.
Übertragung von Tieren oder Laborunfall?
Der weiterhin unbekannte Übertragungsweg des Virus auf den Menschen sorgt schon seit Beginn der Pandemie immer wieder für Spekulationen, aber auch für Verschwörungsmythen.
Fakt ist: Am Institut für Virologie wird an Coronaviren geforscht und es liegt nur rund 25 Kilometer vom Tiermarkt in der chinesischen Metropole entfernt. Ein Untersuchungsbericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2021 verwarf die Labortheorie jedoch und kam zu dem Zwischenergebnis, dass der Erreger wahrscheinlich über eine nicht genannte Tierart als Zwischenwirt seinen Weg zum Menschen gefunden hat. China wurde nach der Untersuchung die Behinderung der WHO-Expertinnen und -Experten vorgeworfen.
Ursprung des Corona-Virus
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Zumindest in Deutschland für Aufsehen sorgte Anfang 2021 ein Thesenpapier des Hamburger Physiker Roland Wiesendanger. Der Wissenschaftler schrieb darin, "dass sowohl die Zahl als auch die Qualität der Indizien für einen Laborunfall am virologischen Institut der Stadt Wuhan als Ursache der gegenwärtigen Pandemie sprechen".
Das Papier wurde jedoch vielfach als unwissenschaftlich kritisiert. Der Forscher habe lediglich eine "Kompilation von fremden Texten und persönlichen Kommentaren" vorgelegt, kritisierte seinerzeit Volker Stollorz vom gemeinnützige Science Media Center (SMC) in Köln, das Journalistinnen und Journalisten bei der Wissenschaftsberichterstattung unterstützt, im stern. "Das ist vollkommen inakzeptable Wissenschaftskommunikation." Auch an der Universität Hamburg ging man auf Distanz zu der Arbeit Wiesendangers.
China weist Vorwürfe zurück
Die chinesische Regierung wies den Vorwurf eines vertuschten Laborunfalls immer wieder zurück. Pekings Außenamtssprecherin Mao Ning sagte am Montag, die Suche nach dem Ursprung des Virus sei eine wissenschaftliche Angelegenheit und solle "nicht politisiert" werden.
Das Bundesgesundheitsministerium stellte auf Anfrage der Nachrichtenagentur DPA klar, es habe "keine eigenen Erkenntnisse, die diese Laborhypothese im Augenblick stützen".
So oder so, ohne umfassende Kooperation Chinas mit internationalen Expertinnen und Experten dürfte schwierig bleiben, den Übertragungsweg des Coronavirus auf den Menschen nachzuzeichnen. FBI-Direktor Wray merkte in seinem Interview an, dass die chinesische Regierung "ihr Bestes getan" habe, um die Arbeit der US-Regierung und ausländischer Partner "zu behindern und zu verschleiern".
Bis es einen endgültigen Beweis für die eine oder die andere These gibt, wartet auch drei Jahre nach der ersten Nachricht über eine "mysteriöse Lungenkrankheit" offenbar noch viel Arbeit auf Geheimdienste, Behörden und Wissenschaft.
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