Drastische Auswirkungen: Ein Schlaganfall hinterlässt oft unsichtbare Folgen

Schlaganfall: Viele Folgen sind unsichtbar

Jedes Jahr erleiden mehr als eine Viertelmillion Bundesbürger einen Schlaganfall. Der sogenannte Hirninfarkt stellt eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland dar. Zudem ist er die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Was vielen nicht bekannt ist: ein Schlaganfall hinterlässt oft auch unsichtbare Folgen.

Häufigste Ursache für bleibende Behinderungen

Gesundheitsexperten zufolge erleiden jedes Jahr rund 270.000 Bundesbürger einen Schlaganfall. Dieser stellt eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland dar. Außerdem ist der sogenannte Hirninfarkt die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter. Was die wenigsten wissen: Noch häufiger hinterlässt der Schlaganfall unsichtbare Folgeschäden. Darauf weist die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in einer Mitteilung hin.

Schlaganfall ist die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Was die wenigsten wissen: Noch häufiger hinterlässt der Hirninfarkt unsichtbare Folgen. (Bild: BillionPhotos.com/fotolia.com)

Bundesweiter Aktionstag

Ein hinkender Gang oder eine gelähmte Hand – solche Merkmale verbinden viele Menschen mit einem Schlaganfall.

Doch kaum jemandem ist bekannt, dass rund 80 Prozent der Patienten an den unsichtbaren Folgen dieser Krankheit leiden.

Deshalb stellt die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe den bundesweiten „Tag gegen den Schlaganfall“ am 10. Mai unter das Motto „Ich spüre was, was du nicht siehst…“

Gehirn braucht Erholungspausen

Die Experten verweisen auf Patienten-Geschichten, die man so oder so ähnlich in jeder neurologischen Rehabilitationsklinik kennt:

Eine jüngere Person erleidet einen Schlaganfall, übersteht ihn äußerlich nahezu unbeschadet und kehrt zurück an den Arbeitsplatz.

Doch wenige Wochen später bricht der Patient zusammen und muss in die Reha. Viele Betroffene merken erst im Alltag, dass sie den Anforderungen ihres bisherigen Lebens nicht mehr gewachsen sind.

„Das Gehirn braucht in den ersten 18 bis 36 Monaten nach dem Schlaganfall extrem viele Erholungspausen“, erklärt Dr. Caroline Kuhn, Leiterin der Neuropsychologischen Lehr- und Forschungsambulanz der Universität des Saarlandes.

Patienten sind oft mit einfachen Tätigkeiten überfordert

Den Experten zufolge zählen Aufmerksamkeits- und Konzentrationsdefizite, oft einhergehend mit Gedächtnislücken und Planungsstörungen, zu den häufigsten neuropsychologischen Funktionsstörungen nach Schlaganfall.

Patienten sind nicht selten bereits mit der Organisation ihres Einkaufs überfordert.

Ebenfalls oft kommt es zu Sprach- oder Sehstörungen. Hinzu kommen häufig emotionale Veränderungen, die vor allem die Beziehung zu Partnern und Angehörigen belasten.

Mangelnde ambulante Versorgung

Die Schlaganfall-Hilf rät Betroffenen, sich unbedingt professionelle Hilfe zu holen. Außerhalb von neurologischen Rehabilitationskliniken seien niedergelassene Neuropsychologen hier die erste Adresse.

Allerdings sei die ambulante Versorgungssituation schlecht, Patienten müssten oft monatelang auf einen Termin warten. Es gibt schlicht viel zu wenige solcher Therapeuten.

Dr. Thomas Guthke, erster Vorsitzender der Gesellschaft für Neuropsychologie, spricht von einem „extremen Defizit im Angebot neuropsychologischer Leistungen, das insbesondere im ambulanten Bereich sehr deutlich wird.“

Die Fachgesellschaft hat überschlagen, dass es bundesweit Bedarf für mindestens 1.000 ambulante Neuropsychologen gibt. Aktuell gibt es in Deutschland aber nur rund 200.

Laut den Experten hat das zwei wesentliche Gründe: Neuropsychologen haben eine spezielle, umfangreiche Weiterbildung, die sie seit einigen Jahren auch berechtigt, ambulante Behandlungen mit den Krankenkassen abzurechnen.

Die Ausbildung ist aber sehr langwierig, was viele Interessenten abschreckt. Zudem sind die Zulassungsverfahren in manchen Regionen sehr langwierig.

Besonders einfühlsam mit Betroffenen umgehen

Es kann noch Jahre dauern, bis sich die Situation entspannt. Dr. Caroline Kuhn, die die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe berät, empfiehlt Patienten, die keinen Termin bekommen, sich zunächst an einen Ergotherapeuten zu wenden.

„Dabei sollte man bei der Auswahl der Praxis darauf achten, dass die Therapeuten auf neurologische Erkrankungen spezialisiert sind“, so die Neuropsychologin, die Autorin eines Ratgebers für Patienten und Angehörige ist.

Familie, Freunde und Arbeitskollegen sollten vor allem in der ersten Zeit nach dem Schlaganfall besonders einfühlsam mit den Betroffenen umgehen.

Kuhn rät Patienten, „offen zu kommunizieren, dass meine Belastungsgrenzen reduziert sind. Dann kann auch mein Umfeld besser damit umgehen. Das ist kein Grund, sich zu schämen“. (ad)

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