Die Symptome einer Divertikulitis sind vielfältig – typisch sind etwa Ziehen und Stechen im linken Unterbauch, Verstopfung, Durchfall, Übelkeit und Fieber. Worauf sollten Betroffene bei der Ernährung achten?
Viele Beratungsgespräche in Apotheken drehen sich um Verdauungsbeschwerden. Ob Verstopfung, Durchfall oder Blähungen, manchmal ist es gar nicht so leicht, eine Ursache zu erkennen. Erst durch gezieltes Nachfragen stellt sich beispielsweise heraus, dass bei der letzten Darmspiegelung Divertikel (kleine Ausstülpungen der Darmwand) festgestellt wurden. Diese können sich schubweise entzünden, was zu verschiedenen Beschwerden führen kann. Die richtige Ernährung ist für Betroffene ein wichtiger Schritt in Richtung Besserung.
Lebensmittelüberangebot führt zu Divertikeln
Die Häufigkeit solcher Darm-Ausstülpungen ist in den vergangenen Jahren angestiegen. Dies hängt vermutlich mit unserer modernen Lebensweise und einem Überangebot von Nahrungsmitteln zusammen. Mit fortschreitendem Alter steigt auch das Risiko Divertikel zu entwickeln, was mit einem schwächeren Bindegewebe und einem langsameren Stoffwechsel zu erklären ist.
Mehr zum Thema
Ernährungswissenschaftlerin
Es herrscht „maßlose Verwirrung“ über richtige Ernährung
Wie sich Erwachsene ernähren sollten
Wird die Darmwand im Dickdarm überdehnt und stülpt sie sich nach außen, spricht man von einer Divertikulose. Diese Aussackungen sind zunächst harmlos. Problematisch wird es erst, wenn sich Kotreste in den kleinen Höhlen ablagern, verhärten und so zu einer Entzündung führen. Dies kann schubweise auftreten und mit Symptomen wie Ziehen und Stechen im linken Unterbauch, Verstopfung, Durchfall, Übelkeit und Fieber einhergehen. Dieser Zustand wird als Divertikulitis bezeichnet.
In schweren Fällen sind die betroffenen Areale so stark entzündet, dass die Beulen aufplatzen und der Inhalt in den Bauchraum austritt. Dies korreliert mit der Häufigkeit der Schübe und der Stärke der Entzündung. Ist dies der Fall, ist eine Not-Operation unumgänglich, um einen lebensbedrohlichen Zustand noch abzufangen.
Damit es gar nicht so weit kommt, sollten Patienten mit bekannter Symptomatik Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, wie eine regelmäßige Koloskopie (Darmspiegelung). Auch sollten sie ihre Ernährungsgewohnheiten überdenken, um den Darm langfristig zu schützen.
Schonkost im akuten Schub
Akute Entzündungsschübe sind schmerzhaft und belastend. Bei einem milden Verlauf genügt es häufig, seine Mahlzeiten auf flüssige Kost umzustellen (z. B. klare Suppen oder Brühen, Tee oder Wasser angereichert mit Elektrolyten und Traubenzucker) und körperliche Belastung zu vermeiden. Leichte abführende Maßnahmen können die Schmerzen zusätzlich lindern. Ist die Entzündung am Abklingen, sollte auf einfache Schonkost mit weichem Toast und Kartoffelbrei umgestellt werden.
Ballaststoffe: ja oder nein?
In den entzündungsfreien Phasen ist eine ausreichend hohe Ballaststoffzufuhr anzustreben. Empfohlen werden mindestens 35 g Ballaststoffe pro Tag. Ballaststoffe fördern die Verdauung, halten den Stoffwechsel in Schwung und verkürzen die Verweilzeit des Stuhls im Darm. So wird Kotablagerungen in den Ausstülpungen vorgebeugt.
Das Risiko, eine Divertikulitis zu entwickeln, halbiert sich, wenn die Ernährung fleischarm und ballaststoffreich ist. Vegetarier zeigen z. B. weniger entzündete Divertikel als Menschen, die auf eine Mischkost setzen. Das könnte daran liegen, dass pflanzliche Lebensmittel reich an Ballaststoffen sind. Die enthaltenen unverdaulichen Fasern quellen auf, beschleunigen die Verdauung und verringern zudem den Druck auf die Darmwand. Auch die gesunden Darmbakterien lieben diese Faserstoffe.
Die Ballaststoffzufuhr sollte jedoch nur langsam gesteigert werden – andernfalls können Blähungen auftreten. Der Körper muss sich nach und nach an das Mehrangebot gewöhnen, um langfristig davon zu profitieren.
Übrigens: Dass sich grobe Teilchen wie Kerne oder Samen in den Divertikeln verfangen und so Entzündungen auslösen, wurde in Studien mittlerweile widerlegt. Allerdings ist nicht abschließend geklärt, was genau die einzelnen Auslöser sind. Alkohol und Stress stehen zum Beispiel generell im Zusammenhang mit Entzündungsreaktionen im Körper.
Lebensmittel mit hohem Ballaststoffgehalt
- Samen: Lein-, Chia- und Flohsamenschalen
- Hülsenfrüchte: Kidneybohnen, Linsen und Kichererbsen
- Gemüse: Paprika, Rosenkohl und Schwarzwurzel
- Obst: Kiwi, Kokosraspeln, Himbeeren
- Trockenfrüchte aus Apfel, Birne und Mango
- Nüsse: Walnuss, Macadamia und Pistazien
- Vollkorn-Backwaren aus Roggen, Dinkel und Haferflocken
Praktische Tipps für die Beratung
Als besonderer Service können Betroffenen in der Apotheke etwa Merkblätter zum Thema Ballaststoffe mitgegeben werden. Zudem können sie darauf hingewiesen werden, dass sie mindestens 1,5 l Wasser oder ungesüßten Tee am Tag trinken sollten. Dadurch können die Ballaststoffe optimal quellen und einer Verstopfung wird somit vorgebeugt.
Probiotika und Präbiotika aus der Apotheke können den täglichen Speiseplan ergänzen. Diese helfen vielen Betroffenen, den Einstieg in die Ernährungsumstellung zu finden.
Außerdem gilt: Gut gekaut ist halb verdaut! Kerne, Nüsse und Co. sollten bereits im Mund ausreichend zerkleinert werden. Verdauungsenzyme können schon beim Kauen mit dem Stoffwechsel beginnen, was Magen und Darm schont.
Pflanzliche Öle mit vielen Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und beugen akuten Phasen vor. Das morgendliche Müsli mit Haferflocken, Beeren und Joghurt kann so etwa mit einem Teelöffel Leinöl aufgewertet werden.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen