Depressionen und Angst: Wie sich die Corona-Pandemie noch immer auf unsere Psyche auswirkt

Steigende Inzidenzen, belegte Krankenhausbetten und eine neue Impfkampagne: Wir befinden uns mitten in der siebten Corona-Welle. Und obwohl die Pandemie bei weitem nicht mehr das einzige ist, das uns dieser Tage Sorge bereitet, hat sie unser aller Leben doch nachhaltig verändert. Wir haben gelernt, was es bedeutet, in einer eingeschränkten Welt zu leben und wie sich soziale Distanz auf unser Miteinander auswirkt.

Aber die Coronavirus-Pandemie hat nicht nur unser gesellschaftliches Leben auf den Kopf gestellt, sondern auch unser psychisches Wohlbefinden ins Wanken gebracht. Laut einer aktuellen Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat sich die kollektive psychische Gesundheit der Deutschen in den letzten zwei Jahren massiv verschlechtert, wie es in einer Pressemitteilung der Einrichtung heißt.

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Depressionen, Angst und psychische Gesundheit

Um die Situation der mentalen Gesundheit in Deutschland möglichst differenziert zu betrachten, haben die Forschenden sich in ihrer Analyse auf drei Bereiche fokussiert: depressive Symptome wie Niedergeschlagenheit und Interessenverlust, Angstsymptome und die subjektive psychische Gesundheit.

Die Zahl der Depressionen stieg demnach von Pandemiejahr zu Pandemiejahr an. Während im Frühjahr und Sommer 2020 noch neun Prozent der Deutschen über depressive Symptome klagten, waren es im Jahr darauf bereits 13 Prozent. In diesem Jahr wiesen insgesamt 17 Prozent der Bürger entsprechende Symptome auf. Der Anstieg sei vor allem bei Frauen, jungen Erwachsenen und Menschen über 65 Jahren zu beobachten.

Angstsymptome spielen ebenfalls eine immer größere Rolle in unserer Gesellschaft. Während Im Zeitraum von März bis September 2021 noch sieben Prozent der Bevölkerung eine Belastung durch Angst angab, stieg dieser Anteil im Frühjahr dieses Jahres bereits auf elf Prozent.

Während die Zahl der psychischen Erkrankungen mit Verlauf der Pandemie zunahm, sank auch die subjektive psychische Gesundheit der Deutschen. Laut den Daten des Robert-Koch-Instituts schätzten vor zwei Jahren noch 44 Prozent ihre mentale Verfassung als "sehr gut" ein. Mittlerweile würden dem nur noch 40 Prozent zustimmen.

Corona führt zu Einsamkeit und Stress

Fraglich ist allerdings, ob die Coronavirus-Pandemie allein für die Verschlechterung der psychischen Gesundheit verantwortlich ist. Im Erhebungszeitraum zwischen 2019 und 2022 kamen etliche weitere Stressoren hinzu. So sorgen etwa der Ukraine-Krieg, die Inflation und die Klimakrise zusätzlich dafür, dass die Menschen in Deutschland und vielen anderen Ländern dieser Welt vor Herausforderungen stehen, die sie so vorher nicht kannten.

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Für die Untersuchung haben die Wissenschaftler des RKI monatlich zwischen 1000 und 3000 Menschen befragt. Der aktuelle Stand ist allerdings noch nicht von unabhängigen Gutachtern geprüft. Trotzdem gibt die Studie einen weiteren Hinweis darauf, dass die aktuellen Krisenzeiten nachhaltig Spuren auf unsere Psyche hinterlassen könnten.

Bereits im Vorfeld der Studie gab es etliche wissenschaftliche Untersuchungen über die weitreichenden Auswirkungen der Pandemie auf unsere Psyche. In einem Bericht des Gesundheitsministeriums von März 2022 wurde der Forschungsstand zusammengefasst. Das Fazit: Corona und die damit verbundenen Maßnahmen haben zu einem Anstieg von Einsamkeit, Stress und psychischen Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung geführt.

Verändert die Pandemie unsere Persönlichkeit?

Die gute Nachricht: Mit Aufhebung des Lockdowns und der Abstandsregeln haben die entsprechenden negativen Folgen für die mentale Gesundheit der Bundesbürger wieder nachgelassen. Und natürlich leidet nicht jeder Mensch gleich an den Folgen der Pandemie: Vor allem junge und alte Menschen sowie Frauen und psychisch vorbelastete Menschen sind dieser Tage mental gefordert.

Alle anderen sind also fein raus? So einfach ist das Ganze auch nicht. Eine Studie von US-amerikanischen Forschern lässt darauf schließen, dass die Pandemie sich auch auf unsere Persönlichkeit auswirken kann. Die Wissenschaftler haben für ihre Untersuchung die Charaktereigenschaften von 7.000 Amerikanern anhand des "Big-Five-Modells" im Pandemieverlauf beobachtet.

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Ihr Fazit: Alle Teilnehmer wurden im Laufe der Zeit weniger extrovertiert, weniger gewissenhaft, weniger offen für Neues und weniger empathisch. Im Gegenzug stiegt der Wert für Neurotizismus – also emotionale Labilität – vor allem bei den jüngeren Befragten an. Zwar sind Veränderungen in der Persönlichkeit erstmal nichts Ungewöhnliches – aber die Ergebnisse sind trotzdem bemerkenswert. Denn: Die festgehaltenen Veränderungen treten laut der Studienautoren normalerweise in einem Zeitraum von zehn Jahren auf.

Quellen: Pressemitteilung aus dem Robert-Koch-Institut, US-Studie zu Persönlichkeitsveränderungen durch die Pandemie, Lagebericht des Bundesgesundheitsministeriums

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