Ein krankes Herz ist tödlicher als Krebs. Das zeigen die Statistiken seit Jahren. Eine neue Studie offenbart nun, dass die Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung je nach Alter variieren können.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war im Jahr 2021 jeder dritte Todesfall in Deutschland auf eine Herzkrankheit zurückzuführen. Eine nun in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichte Studie hat herausgefunden, dass die Risikofaktoren für koronare Herzkrankheiten, Herzinfarkte und Herzinsuffizienzen je nach Altersklasse variieren können.
Die Forschenden der Sun-Yat-sen-Universität in Guangzhou und der St.-Louis-Universität im US-Bundesstaat Missouri untersuchten dabei mit Hilfe der britischen Datenbank Biobank, wie sich 14 mögliche Risikofaktoren je nach Alter auf die Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit auswirken.
Zu den Faktoren zählten einerseits Verhaltensweisen wie Tabak- und Alkoholkonsum, Schlafgewohnheiten und körperliche Betätigung. Andererseits spielten Stoffwechsel-Aspekte wie Bluthochdruck und Diabetes eine Rolle sowie auch die sozioökonomische Faktoren, zu denen die Forscher Bildung und Einkommen, aber auch Depression und Greifkraft zählen.
Risikofaktoren für Herzerkrankungen können nach Altersgruppe variieren
Hauptautorin Fei Tian und ihre Kollegen analysierten hierfür die Daten von 226.759 Menschen im Alter von über 40 Jahren, die zum Ausgangszeitpunkt noch keine Herzerkrankung aufwiesen. Die Wissenschaftler beobachteten dann, wie sich die Angaben zwischen den Jahren 2006 und 2021 veränderten.
Im Laufe der Zeit hatten 23.838 Menschen eine Herzerkrankung entwickelt. Insgesamt 11.949 Personen waren gestorben, 13,8 Prozent davon im Zusammenhang mit Herzkrankheiten.
Die Forscher entdeckten daraufhin, dass die 14 Risikofaktoren mehr als die Hälfte aller Herzerkrankungen verursachen. Über alle Altersklassen hinweg galten Bluthochdruck und abdominales Übergewicht – also das Ansammeln von Fett in der Bauchregion – als die gefährlichsten Ursachen. Tatsächlich gab es in den Altersklassen jedoch auch Unterschiede.
Personen unter 50 Jahren
- hohe Non-HDL-Cholesterinwerte als drittgrößter Risikofaktor, gefolgt von Rauchen
- daran schließt sich ein geballtes Cluster von sozioökonomischen Faktoren an: niedriges Einkommen, niedriges Bildungsniveau, geringe körperliche Stärke und Depression
- Alkoholkonsum bildet Schlusslicht der Risikofaktoren
- Fazit: Die drei häufigsten Ursachen in dieser Altersspanne waren alle auf Stoffwechsel-Aspekte zurückzuführen, auch sozioökonomische Faktoren spielen eine bedeutende Rolle. Verhaltensweisen (abgesehen von Rauchen) nahmen dagegen eine untergeordnete Rolle ein.
Personen zwischen 50 und 60 Jahren
- Rauchen als dritthäufigster Risikofaktor, gefolgt von hohen Non-HDL-Cholesterinwerten
- ähnlich wie bei den Unter-50-Jährigen folgen geringes Bildungsniveau und niedriges Einkommen
- im weiteren Ranking gibt es aber leichte Unterschiede: ungesunder Schlaf, Diabetes, wenig körperliche Betätigung sowie Depression
- ungesunde Ernährung rangieren auf dem letzten Platz
- Fazit: Die häufigsten Risikofaktoren stammten in dieser Altersspanne zu ungefähr gleichen Teilen aus den Kategorien Stoffwechsel, sozioökonomische Faktoren sowie Verhaltensweisen.
Personen über 60 Jahre
- Rauchen als drittgrößter Risikofaktor, gefolgt von geringem Einkommen
- im Unterschied zu den anderen Altersgruppen liegt geringe Greifkraft in der Altersgruppe weiter vorne
- Diabetes, ungesunder Schlaf, geringe Bildung, ungesunde Ernährung als weitere große Risikofaktoren
- hohe Luftverschmutzung ebenfalls Ursache für Herzerkrankungen bei Über-60-Jährigen
- hohe Non-HDL-Cholesterinwerte auf dem letzten Platz im Ranking
- Fazit: Auch bei den Über-60-Jährigen verteilen sich die häufigsten Ursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gleichermaßen in den drei Kategorien.
Wissen um Risikofaktoren kann Behandlung optimieren
„Diese Erkenntnisse können wichtige Auswirkungen auf die Tätigkeiten und Strategien des öffentlichen Gesundheitswesens haben“, schreiben die Wissenschaftler. „Durch die Ermittlung von vorherrschenden Risikofaktoren bei verschiedenen Altersgruppen in der Bevölkerung können die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen Maßnahmen priorisieren, die für jedes Bevölkerungssegment am wichtigsten sind.“
Dieser zielgerichtete Ansatz ermögliche zudem eine bessere Risikobewertung, Früherkennung und maßgeschneiderte Behandlungen. „Das reduziert letztlich auch die soziale Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, heißt es in der Studie.
Tipps gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Um die Risikofaktoren so gering wie möglich zu halten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, ruft die Deutsche Herzstiftung zur rechtzeitigen Vorsorge auf. Sieben Schritte können schon einen großen Unterschied machen. Dazu gehören:
- mehr Bewegung
- gesündere Ernährung, weniger Zucker
- Aufhören mit dem Rauchen
- Gewicht im Auge behalten
- Blutdruck beobachten
- Kontrolle des Cholesterinspiegels
- ausreichend Erholung im Alltag
„Ein gesunder Lebensstil bewirkt viel für das Herz-Kreislauf-System, nur sollte man schrittweise vorgehen und sich nicht zu viel auf einmal vornehmen“, sagt der Kardiologe und Reha-Spezialist Prof. Dr. med. Bernhard Schwaab vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung
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