COVID-19: Medikament gegen Depressionen könnte helfen – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Antidepressivum gegen COVID-19

Ein gängiges Medikament gegen Depressionen bietet sich laut Forschenden möglicherweise auch als Mittel zur Behandlung der durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Erkrankung COVID-19 an.

Auch wenn die Corona-Pandemie bereits Monate anhält, gibt es noch immer keinen international zugelassenen Wirkstoff gegen COVID-19. Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Ursula Rescher vom Institut für Medizinische Biochemie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) berichtet nun jedoch über ein Antidepressivum, das auch Coronaviren wirksam bekämpft.

Auch bereits zugelassene Arzneimittel getestet

Wie es in einer Mitteilung der WWU heißt, hält die Corona-Pandemie die Welt nun schon über zehn Monaten in Atem. Obwohl in den meisten Länder umfangreiche Schutzmaßnahmen in die Wege geleitet wurden, steigen die Infektions- und Todesraten. Angesichts der bislang nur wenigen Therapieoptionen beschränken sich Forschende bei der Suche nach einem sicheren, effektiven und global verfügbaren Gegenmittel für COVID-19 nicht auf die Suche nach neuen Arzneistoffen: Getestet werden auch bereits zugelassene Medikamente.

Auf diesem Weg ist inzwischen auch ein bekanntes Antidepressivum ins Visier der Forschung geraten: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Zentrums für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben die Möglichkeit untersucht, Fluoxetin als Mittel gegen COVID-19 einzusetzen. Die Studienergebnisse wurden vor kurzem in der Fachzeitschrift „Emerging Microbes & Infections“ veröffentlicht.

Medikament ist als verträglich bekannt

Der Arzneistoff Fluoxetin, besser bekannt unter dem Produktnamen „Prozac“, ist bereits seit 1988 als Antidepressivum erhältlich. Seine eigentliche Aufgabe ist es, die Aufnahme von Serotonin (dem sogenannten „Glückshormon“) zu hemmen, doch könnte er auch eine entscheidende Rolle in der Behandlung von COVID-19-Patientinnen und -Patienten spielen.

Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Ursula Rescher befasst sich mit Wirkstoffen, die an der „Schnittstelle“ von Wirt und Erreger wirken. Ihr Ziel ist, Medikamente zu finden, die die Aufnahme von SARS-CoV-2-Viren in eben diesem Bereich hemmen und die Schwere einer COVID-19-Erkrankung verringern.

Den Angaben zufolge fand das Team heraus, dass Fluoxetin sowohl die Aufnahme von SARS-CoV-2 Viren in die Zellkultur als auch ihre Weiterverbreitung hemmt, ohne dabei Zellen oder Gewebe zu beschädigen. Wie in der Mitteilung erklärt wird, gehört das Antidepressivum zu der Gruppe der FIASMA (funktionelle Inhibitoren der sauren Sphingomyelinase), die eine Vielzahl von pharmakologischen Wirkstoffen umfasst, die das Enzym ASM hemmen und sowohl Zellwachstum als auch Zelltod regulieren. Versuche der Forschenden haben gezeigt, dass auch die Arzneistoffe Amidaron und Imipramin aus der Gruppe der FIASMA die Aufnahme und Verbreitung von SARS-CoV-2 in der Zelle hemmen.

Laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind Medikamente auf FIASMA-Basis als verträglich bekannt und in ihrer klinischen Anwendung weit verbreitet. Die Forschenden der WWU sind aufgrund ihrer Ergebnisse optimistisch: „Die Erforschung von lizenzierten und sich bereits in Gebrauch befindenden Arzneimitteln könnte dazu führen, dass viele Wirkstoffe auch antiviral eingesetzt werden“, so Prof. Rescher. Davon würden dann durch mehr Therapieoptionen auch die COVID-19-Erkrankten profitieren. (ad)

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