Corona-Impfung für Herzkranke besonders wichtig
Ende Dezember wurde in Deutschland mit den Impfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 begonnen. Da anfangs nur eine begrenzte Menge an Impfstoffdosen zur Verfügung steht, sollten diese laut Fachleuten dafür genutzt werden, um die Anzahl schwerer Krankheitsverläufe und Sterbefälle möglichst schnell zu reduzieren. Zu den Personen, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben, gehören auch diejenigen mit Herzkrankheiten.
Vor rund drei Wochen wurden in Deutschland die ersten Corona-Impfungen verabreicht. Seitdem wurde gut ein Prozent der Menschen hierzulande mindestens mit der ersten Dosis geimpft. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) weist in einer aktuellen Mitteilung darauf hin, dass besonders Patientinnen und Patienten mit Herzerkrankungen ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 haben und daher unbedingt zeitnah geimpft werden müssen.
Erhöhtes Sterberisiko
Laut der DGK hat jeder dritte Mensch, der wegen einer COVID-19-Erkrankung stationär behandelt werden muss, kardiovaskuläre Vorerkrankungen. Von denjenigen Erkrankten, die mit COVID-19 stationär versorgt werden, leiden 58 Prozent an Bluthochdruck, 28 Prozent an Diabetes, 27 Prozent an Herzrhythmusstörungen sowie 20 Prozent an einer Herzinsuffizienz.
Diese kardiovaskulären Begleiterkrankungen sorgen dafür, dass das Risiko zu versterben mit 13,3 Prozent beinahe doppelt so hoch ist, wie bei im Krankenhaus behandelten COVID-19-Patientinnen und -Patienten ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen (Sterblichkeit von 7,6 Prozent).
Diese Situation wird nicht nur in Deutschland beobachtet, sondern stellt sich den Fachleuten zufolge auch in anderen Ländern ähnlich dar. Eine Herzerkrankung erhöht damit das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf mit hohem Sterberisiko auch bei jüngeren COVID-19-Erkrankten vergleichbar mit Patientinnen und Patienten im hohen Lebensalter (> 75 Jahre).
Begrenzte Menge an Impfstoffdosen
Dennoch sind Herzpatientinnen und -patienten in den derzeitigen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) nur in die vierte von sechs Impfgruppen eingeordnet worden. Nur herztransplantierte Personen werden bereits in der dritten Gruppe geimpft.
Ihr Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung liegt jedoch auch bei nahezu 40 Prozent und fast neun von zehn der schwer an COVID-19 erkrankten Herztransplantierten versterben.
Zur Erklärung: Die Einteilung in die sechs Gruppen erfolgt, da anfangs nur eine begrenzte Menge an Impfstoffdosen zur Verfügung steht. Diese sollten „dafür genutzt werden, um die Anzahl schwerer Krankheitsverläufe und Sterbefälle möglichst schnell zu reduzieren“, erklärt das Bundesministerium für Gesundheit auf dem Portal „Zusammen gegen Corona“.
„Die Impfung sollte daher zunächst Personen über 80 Jahren und Bewohnerinnen und Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen angeboten werden. Diese sind besonders gefährdet. Gleichzeitig empfiehlt die STIKO die Impfung medizinischem Personal mit sehr hohem Ansteckungsrisiko und Personal in der Altenpflege“, heißt es dort weiter. Auf dem Portal werden die jeweiligen Personengruppen der sechs Gruppen aufgelistet.
Deutliche Entlastung des Gesundheitssystems
„Wir bedauern sehr, dass Menschen mit Herzerkrankungen in Deutschland erst so spät geimpft werden“, so DGK-Präsident Prof. Dr. Andreas Zeiher. „Auch wenn unter den älteren Personen, die jetzt geimpft werden, viele Herzpatientinnen und -patienten sind, ist doch der überwiegende Teil der Herzerkrankten nicht über 80 und fällt damit zunächst durch das Impfraster.“
Menschen, die unter den genannten Herzkrankheiten leiden, können besonders von einer Impfung profitieren, betont die DGK.
„Eine frühzeitige Impfung von Patienten mit Herzerkrankungen wird auch mittelfristig zu einer deutlichen Entlastung des Gesundheitssystems führen, sind kardiovaskuläre Vorerkrankungen doch mit einer erheblich erhöhten Notwendigkeit für intensivmedizinische Behandlungen im Rahmen von COVID-19 assoziiert“.
Dringender Rat zur Impfung
Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen sollten sich unbedingt impfen lassen, sobald es möglich ist, rät der Experte. Wer bezüglich der Sicherheit der neuen Impfstoffe noch immer unsicher sei, kann beruhigt werden: „Der Nutzen der Impfung überwiegt bei weitem die möglichen Nebenwirkungen“, sagt Zeiher.
Dies stützen auch die Daten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), die am 14. Januar veröffentlicht wurden. Bisher wurden laut dem PEI, das über alle Verdachtsfälle von Nebenwirkungen der Impfung informiert werden muss, insgesamt 0,53 Verdachtsfälle pro 1.000 Impfdosen von unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit der Impfung gemeldet.
Der überwiegende Anteil waren Fälle milder Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schmerzen an der Einstichstelle sowie Müdigkeit. Allergische Reaktionen wurden lediglich bei sechs Personen beobachtet, also bei 0,98 Fällen pro 100.000 Impfdosen oder 0,00098 Prozent.
„Die Impfung kann somit als ungefährlich gelten“, sagt auch der DGK-Pressesprecher Prof. Dr. Michael Böhm. „Die Rate von anaphylaktischen Ereignissen liegt damit deutlich unter der anderer Medikamente, beispielsweise der viel häufiger verwendeten Antibiotika-Infusionen.“
Professor Zeiher erläutert: „Die neuen Impfstoffe sind sicher und gerade für Herzpatientinnen und Herzpatienten ein Segen. Wer kann, sollte die Gelegenheit zur Impfung unbedingt wahrnehmen!“
AHA-Regeln einhalten
Gerade bisher nicht geimpfte, herzerkrankte Menschen sollten sich durch die bekannten Maßnahmen wie Reduzierung der Kontakte, der Einhaltung der AHA-Regeln (Abstand halten, Hygieneregeln wie Händewaschen einhalten, Maske tragen) und regelmäßiges Lüften vor einer Infektion schützen.
Besonders wichtig ist den Expertinnen und Experten der DGK zudem: Bei jedem Anzeichen von einer Verschlechterung ihrer Herzerkrankung oder akuten kardiovaskulären Ereignissen, zum Beispiel Herzinfarkten oder akuter Atemnot, sollte dringend und unverzüglich eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht oder der Rettungsdienst alarmiert werden, denn an keiner anderen Ursache sterben in Deutschland mehr Menschen als an Herzerkrankungen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Quelle: Den ganzen Artikel lesen