Coronavirus: Selbstgebaute Lüftungsanlage entfernt infektiöse Aerosole – Heilpraxis

Einfache Lüftungsanlage schützt vor Corona-Aerosolen

Wie befürchtet, steigen die Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 in den kälteren Monaten wieder gewaltig an. Ein Grund dafür wird unter anderem in den virushaltigen Aerosolen gesehen, also den kleinsten Teilchen, die sich in der Raumluft anreichern können. Ein deutsches Institut zeigte nun, dass eine einfache Lüftungsanlage, die sogar selbst gebaut werden kann, einen Großteil solcher Aerosole beseitigt. Diese Strategie kann besonders für Büros, Schulen, Sportstätte und öffentliche Gebäude interessant sein.

Forschende des Max-Planck-Instituts für Chemie haben gemeinsam mit der Integrierten Gesamtschule Mainz-Bretzenheim ein einfaches Belüftungskonzept zum Schutz vor dem Coronavirus SARS-CoV-2 umgesetzt. Die selbstgebaute Belüftungsanlage, die mit Materialien aus dem Baumarkt erstellt wurde, beseitigt rund 90 Prozent der infektiösen Aerosole. Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium prüft nun den Einsatz an weiteren Schulen. Die kostenlose Bauanleitung kann über die Webseite des Instituts bestellt werden.

Viele Schulen können die Lüftungsvorgaben nicht umsetzen

Die Aufrechterhaltung des Bildungssystems mit Präsenzunterricht ist ein wichtiges Anliegen in der Coronakrise. Damit Schulen, Büros und öffentliche Gebäude nicht zu Hotspots werden, müssen sich alle Anwesenden an bestimmte Regeln halten, die das Risiko einer Ansteckung verringern sollen. Dazu zählt vor allem das häufige und regelmäßige Lüften, um möglicherweise in der Luft enthaltene infektiöse Aerosole zu entfernen. In vielen Schulen besteht jedoch das Problem, dass dies während des Unterrichts aufgrund von Außenlautstärke oder Außentemperatur nicht zumutbar ist.

Einfaches Prinzip mit hoher Wirksamkeit

Ein Team des Max-Planck-Instituts für Chemie zeigte nun an der IGS Mainz-Bretzenheim, dass man mit einer einfachen Raumbelüftungsanlage bereits um die 90 Prozent der Aerosole beseitigen kann. Dabei nutze die Arbeitsgruppe ein einfaches physikalisches Prinzip aus. Menschen in einem Raum atmen warme Luft aus, die zunächst nach oben steigt. Die Lüftungsanlage nimmt diesen nach oben gerichteten Luftstrom auf und befördert ihn nach draußen – zusammen mit allen darin enthaltenen Aerosolen.

Günstig und einfach umzusetzen

Das Konzept kann zudem zu einem extrem günstigen Preis umgesetzt werden. Für die Konstruktion werden nur Materialien aus dem Baumarkt im Wert von circa 200 Euro benötigt. Jede Person, die ein bisschen handwerkliches Geschick hat, kann die Lüftungsanlage selbst bauen. Dazu muss an der Decke des Raumes nur ein Rohrsystem angebracht werden. Über jedem Tisch befindet sich eine trichterförmige Öffnung, über die die Abluft aufgenommen wird. Das Rohrsystem führt über ein gekipptes Fenster nach draußen. Ein Ventilator am Ende des Rohres sorgt dafür, dass die Raumluft aktiv nach draußen befördert wird.

Messungen bestätigten die Wirkung

Die Konstruktion wurde von Frank Helleis entwickelt, der am Max-Planck-Institut für Chemie arbeitet. Seine Frau ist Lehrerin. Sie stellte den Kontakt zur Schule her, wodurch das Gemeinschaftsprojekt zustande kam. „Es hörte sich so einfach und überzeugend an, dass wir uns sofort entschlossen haben, mitzumachen,“ berichtet Schulleiter Roland Wollowski. Der Prototyp der Abluftanlage wurde bereits im Sommer in einen der Klassenräume installiert. „Unsere Messungen haben gezeigt, dass das Abluftsystem mit den Hauben über 90 Prozent der Aerosole kontinuierlich entfernt“, betont Helleis.

Aufgrund der geringen Kosten und der einfachen Umsetzung könne die Anlage eine Alternative zum Stoßlüften und für teure Filteranlagen sein. Als Grundvorraussetzung brauche man nur eine Steckdose und ein kippbares Fenster. Das System sei auch zur Belüftung von Sporthallen geeignet und kann beispielsweise auch von Fitnessstudios umgesetzt werden. Derzeit wird im Bildungsministerium Rheinland-Pfalz darüber diskutiert, ob das Belüftungskonzept im größeren Rahmen eingesetzt werden soll. (vb)

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