Cholera-Statistiken 2022: Hohe Fallzahl und zu wenig Impfstoff

Die am Freitag erschienen Cholera-Statistiken der Weltgesundheitsorganisation zeigen: Im Jahr 2022 waren weltweit doppelt so viele Menschen an Cholera erkrankt wie im Vorjahr. Im Zuge dessen wurden auch die zur Eindämmung von Ausbrüchen benötigten Impfstoffe knapp: Statt mit zwei Impfdosen wird aktuell nur mit einer geimpft.

Im Jahr 2021 meldeten 35 Länder insgesamt 223.370 Cholera-Fälle an die Weltgesundheitsorganisation. Auch wenn die Meldezahlen mit einer gewissen Dunkelziffer belegt sein dürften, 2022 waren es mit 472.697 Fällen in 44 Ländern deutlich mehr. Während 14 dieser Länder – darunter auch Deutschland mit sechs Erkrankten – nur einzelne Fälle vermeldeten, kam es in 30 Ländern zu Ausbrüchen.

Mehr zum Thema

Der Einsatz von Apothekern während der Cholera-Epidemie im 19. Jahrhundert

Wo das Übel nicht weichen will und sehr große Not herrscht

Zu sehr großen Ausbrüchen mit über 10.000 vermuteten und bestätigten Fällen kam es in sieben Ländern; nämlich Afghanistan, Kamerun, Demokratische Republik Kongo, Malawi, Nigeria, Somalia und Syrien. In elf Ländern waren über die Hälfte der Verwaltungseinheiten ersten Levels (das jeweilige Äquivalent zu den deutschen Bundesländern) und somit geografisch große Areale des Landes betroffen. Dezidierte Behandlungseinrichtungen richteten 14 Länder ein. Die Fallsterblichkeit betrug 2022 0,5 % – 2021 hatte sie bei 1,9 % gelegen.

Impfstoff: Bedarf übersteigt Angebot

Dass die Fallzahl und die Ausbruchssituation im Vergleich zu den drei Vorgängerjahren hoch sind, zeigt auch der Bedarf an Impfstoffen zur Eindämmung von Ausbrüchen. Im Oktober 2022 sah sich die „International Coordinating Group on Vaccine Provision“ – eine mit der Koordination von Impfstoffen bei größeren Krankheitsausbrüchen betraute Institution – gezwungen, das bisherige Impfschema zur Eindämmung von Choleraausbrüchen von zwei auf nur noch eine Impfdosis pro Person anzupassen.

Als fäkal-oral, meist durch kontaminiertes Trinkwasser übertragene Erkrankung, ist Cholera auch ein Indikator für den Zugang zu sicherem Trinkwasser und Basishygiene in der jeweiligen Region. Begünstigt werden Cholera-Ausbrüche beispielsweise durch die durch den Klimawandel zunehmenden Extremwetterereignisse, Armut und bewaffnete Konflikte. Eine Entspannung der Situation im Jahr 2023 ist laut einer Pressemeldung der Weltgesundheitsorganisation nicht zu erwarten. Aktuell melden demnach 24 Länder Ausbrüche.

Klimawandel als Ursache für Ausbreitung

Vibrionen: Wachsende Infektionsgefahr in Urlaubsregionen

In Deutschland und Europa sind Cholerafälle selten und meist unliebsame Mitbringsel einer Reise. Bei 47 der insgesamt 51 Fälle, die europäische Länder im vergangenen Jahr meldeten, erfolgte die Ansteckung im Ausland. Insgesamt ist das Risiko sich bei einer Reise mit Cholera zu infizieren aber sehr niedrig und wird auf etwa 2 Fälle pro 1 Million Reisende geschätzt. Eine Reiseimpfung wird daher nicht generell empfohlen. Erwogen werden kann eine solche laut Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit etwa für Beschäftigte in der Flüchtlings- und Katastrophenhilfe. In Deutschland zugelassen sind mit Dukoral und Vaxchora zwei oral anzuwendende Vakzinen, die eine Immunisierung gegen Vibrio cholerae Serogruppe O1 bewirken.

Quellen:

World Health Organization. Weekly Epidemiological Record. 2023; 98(‎38)‎:431 – 452. https://iris.who.int/handle/10665/372986

Empfehlungen der STIKO und der DTG zu Reiseimpfungen. Epidemiologisches Bulletin. 2023;14:36-39. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2023/14/Art_01.html?nn=2375548

Cholera. Informationen der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit. Abgerufen am 25.09.2023. https://www.dtg.org/index.php/empfehlungen-und-leitlinien/empfehlungen/impfungen/impfrisiko-aufklaerung/uebersicht-der-reiseimpfungen/247-cholera.html


Quelle: Den ganzen Artikel lesen