Ärztekammer Berlin: Versorgung von Kindern „massiv bedroht“

Als die Apothekerschaft warnte, dass das Engpassgesetz des Bundesgesundheitsministers nicht ausreiche, warf Karl Lauterbach ihnen vor, sie würden in ihrem Honorarkampf „Mütter und Kinder verunsichern“. Jetzt meldet sich die Ärztekammer Berlin zu Wort: Auch sie erwartet bei der Versorgung mit Kinderarzneimitteln in diesem Winter „keine Entspannung“ – und sieht die Gesundheitsversorgung von Kindern in Deutschland insgesamt „massiv bedroht“.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht die Versorgung mit Kinderarzneimitteln in diesem Jahr „deutlich besser aufgestellt“, als im vergangenen. Das hatte er am vergangenen Donnerstag bei der Vorstellung eines Fünf-Punkte-Plans in Berlin wiederholt betont. Die geladenen Vertreterinnen und Vertreter der Ärzteschaft blieben während der Pressekonferenz in der Hauptstadt reserviert. Auch wenn die vorangegangenen Gespräche „sehr konstruktiv“ gelaufen seien, sei man „nicht glücklich mit der Versorgungssituation“, sagte beispielsweise Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.

Die Ärztekammer Berlin legt nun anlässlich des Weltkindertages nach – nicht nur mit Blick auf die Arzneimittel: „Die Gesundheitsversorgung von Kindern in Deutschland ist massiv bedroht“, erklärte ihr Präsident, Peter Bobbert, laut einer Pressemitteilung vom Montag. „Bereits seit mehreren Jahren monieren die Berufsverbände die zunehmende Überlastung der Kinderärzt:innen und Eltern sorgen sich um die sichere ärztliche Versorgung ihrer Kinder“, heißt es von Matthias Blöchle, Vizepräsident der Kammer.

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Die in diesem Jahr beschlossene Entbudgetierung der kinderärztlichen Vergütung sei zwar richtig, allerdings werde damit insbesondere das Nachwuchsproblem nicht gelöst. Gefordert werden mehr Ausbildungsplätze. Zudem herrsche ein Mangel an Medizinischen Fachangestellten. Besorgt zeigt man sich laut Pressemitteilung auch von der Situation an den Berliner Kinderkliniken. So seien viele pädiatrische Abteilungen geschlossen und Stellen gestrichen worden. Im vergangenen Winter seien die Kliniken derart überlastet gewesen, dass Kinder zum Teil ins Umland verlegt werden mussten. „Dies alles ist eine Folge des Personal- und Bettenmangels und nicht mehr hinnehmbar“, so Bobbert „Um saisonale Schwankungen ausgleichen zu können, muss sich die Personalbemessung am Höchstwert der Bettenbelegung orientieren und nicht am Mittelwert“, fordert er.

„Keine Entspannung zu erwarten“

Die Ärztekammer Berlin äußerte sich auch zur Frage der Versorgung mit Kinderarzneimitteln sehr kritisch. Lauterbach hatte der Apothekerschaft, die vor Problemen im Winter gewarnt hatte, am vergangenen Donnerstagmorgen in einer Fernsehsendung vorgeworfen, in ihrem Kampf um ein besseres Honorar, „Mütter und Kinder zu verunsichern“. Von den Ärzten heißt es nun allerdings ebenfalls in der Pressemitteilung, es sei „keine Entspannung zu erwarten“. Es sei zu befürchten, „dass sich der jetzt schon bestehende Medikamentenmangel verschärft und im Falle von Infektionswellen wie im vergangenen Jahr nicht ausreichend Fiebersäfte oder Antibiotika zur Verfügung stehen“. Das im Juli verabschiedete Engpass-Gesetz (ALBVVG) sei „nicht ausreichend“. Es werde damit versucht, das Problem über Preispolitik zu regeln. „Wichtig sei vielmehr, dass die Arzneimittel auch zur Verfügung stehen.“


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