Nikotin ist das Schädlichste am Rauchen, Kaffee belastet das Herz und Alkohol macht dick: Vieles, was in Sachen Gesundheit als Allgemeinwissen gilt, stimmt gar nicht – manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall. FOCUS Online hat 10 gängige Mythen auf ihren Wahrheitsgehalt gecheckt.
Der Irrtum, Spinat ist eine Eisenbombe und macht stark, gehört inzwischen zu den Klassikern der falschen Medizin-Mythen. Jeder weiß, dass sein Gehalt an Eisen in Wirklichkeit eher dürftig ausfällt. Allerdings liefert das Grüngemüse viele andere wertvolle Vitalstoffe, wie die Vitamine A und C, Magnesium und Kupfer.
Doch es gibt einige würdige Nachfolger der großen Spinat-Lüge. Es handelt sich dabei um medizinische Glaubenssätze, die uns unnütz mit Einschränkungen und Vorschriften gängeln können.
1. Kaffee führt zu Bluthochdruck und schadet dem Herzen.
Das Koffein im Kaffee kann tatsächlich den Blutdruck kurzfristig etwas erhöhen. Dabei kann für etwa 20 bis 30 Minuten der Blutdruck um etwa 10 bis 20 mmHg steigen, berichtet die Deutsche Herzstiftung. Vor allem bei denjenigen, die selten Kaffee trinken, tritt dieser Effekt auf. Wer regelmäßig Kaffee genießt, wird kaum noch einen Blutdruckanstieg verzeichnen. Zu einem manifestem Bluthochdruck, einer behandlungsbedürftigen Hypertonie, wird Kaffee jedoch nicht führen. Im Gegenteil: Menschen mit Bluthochdruck können Kaffee genießen, solange die Menge nicht vier Tassen pro Tag übersteigt.
Auch das Herz profitiert von Koffein. Verschiedene Studien belegen, dass die Lebenserwartung von Kaffeetrinkern höher ist als die von Nicht-Kaffeetrinkern, das Herz sogar gestärkt werden könnte.
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2. Nikotin ist das Schädlichste am Rauchen.
Fest steht, dass Nikotin in zu hohen Dosierungen toxisch wirken kann und außerdem abhängig macht. Deshalb sind viele davon überzeugt, dass Nikotin der große Risikofaktor beim Rauchen ist und der Hauptgrund, warum Zigaretten schädlich sind. Allerdings ist es vielmehr so, dass die mehr als 100 krebsauslösenden und giftigen Stoffe, die beim Verbrennen des Tabaks in der Zigarette entstehen, das viel größere Problem sind.
Manche Mediziner empfehlen Rauchern, die partout nicht auf das Rauchen verzichten können, daher auf E-Varianten, Verdampfer oder Tabakerhitzer wie zum Beispiel IQOS als zumindest deutlich weniger schädliche Alternativen umzusteigen. Sie produzieren keinen Rauch, sondern ein Aerosol. Dieses Aerosol enthält Nikotin, den natürlichen Bestandteil der Tabakpflanze, aber eben erheblich weniger schädliche Stoffe.
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3. Alkohol macht dick.
Dass alkoholhaltige Getränke nicht kalorienfrei sind, ist bekannt. Doch je nach Sorte enthalten sie nicht mehr Kalorien als etwa Saft, Cola oder Limonade. Hier einige Getränke und ihr Energiegehalt, gerechnet auf 100 ml:
- Apfelsaft: 46 Kcal
- Apfelschorle: 34 Kcal
- Bitter Lemon: 50 Kcal
- Cola: 37 Kcal
- Limonade: 42 Kcal
Das alkoholhaltige Lieblingsgetränk der Deutschen ist Bier, es liefert etwa 42 Kcal pro vergleichbarer Menge.
Allgemein gilt also: Alkohol muss nicht dick machen – und bei Frauen scheint ein moderater Alkoholkonsum sogar mit einem geringeren Risiko für Übergewicht verbunden zu sein. Eine Studie der Harvard-University kam zu dem Ergebnis, dass Frauen, die täglich etwas Alkohol trinken (etwa 150 Milliliter Wein), 30 Prozent weniger gefährdet sind Übergewicht zu haben als Frauen, die gar keinen Alkohol trinken.
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4. Vitamin C schützt vor Erkältungen.
Immer noch gilt Vitamin C, egal ob als Tablette geschluckt, als Pulver eingerührt oder verpackt in Obst, als wirksamer natürlicher Schutzschild gegen Infekte – obwohl zahlreiche Studien das schon lange widerlegt haben.
Fest steht, dass Vitamin C also ganz allgemein nicht vor Erkältungen schützt. Doch es zeichnet sich eine ganz neue Rolle der Ascorbinsäure ab: Der Vitalstoff scheint indirekt die Krebsentstehung beeinflussen zu können, indem es auf bestimmte Enzyme einwirkt, die wiederum unkontrollierte Zellteilungen stoppen könnten. Für diesen Effekt reicht jedoch nicht die orale Aufnahme von Vitamin C, hier wird Ascorbinsäure als Infusion verabreicht.
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5. Jeder sollte mindestens zwei Liter Wasser pro Tag trinken.
Die Trinkmenge zu zählen, ist für viele Gesundheitsbewusste so wichtig wie regelmäßig zu essen. Doch die allgemein bekannten Menge von zwei Litern ist weniger als eine Faustregel, im Prinzip kommen wir auch mit weniger Trinken aus. Vor allem wenn wasserhaltige Lebensmittel oft auf den Tisch kommen, wie Tomaten und Gurken, besteht auch mit 1,5 Litern nicht das Risiko zu dehydrieren.
Für gesunde Menschen gilt: Trinken Sie nach Durstgefühl. Der Körper meldet sich, wenn er Flüssigkeit braucht. Sportler kennen das, wenn sie viel schwitzen, haben sie auch viel Durst und trinken weit mehr als zwei Liter. Anders ist das bei manchen Krankheiten: Diabetiker etwa haben oft mehr Durst, als sie eigentlich Flüssigkeit brauchen. Im Alter dagegen schwächt sich das Durstgefühl ab und deshalb trinken Senioren häufig zu wenig.
6. Der Schlaf vor Mitternacht ist am gesündesten.
Diese Annahme hat ihre Wurzel vor vielen hundert Jahren, also zu Zeiten, in denen die Menschen sehr früh ins Bett gingen – und viele von ihnen auch sehr früh aufstanden.
Doch ob Schlaf gesund ist, also sich Körper und Psyche gut regenerieren können, hängt nicht von den Schlafenszeiten ab, sondern einzig von den Tiefschlafphasen. In diese gleiten wir rund drei Stunden nach dem Einschlafen. Dieser Schlafrhythmus kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein, läuft aber beim Einzelnen nach dem gleichen Schema ab. Ob wir dabei schon lange vor Mitternacht oder erst danach zu Bett gehen, spielt für die Gesundheit dann im Wesentlichen keine Rolle.
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7. Lesen bei schlechtem Licht verdirbt die Augen.
Für Erwachsene trifft diese Aussage nicht zu. Lesen, beispielsweise bei Kerzenlicht, ist zwar für die Augen etwas anstrengend. Sie können deshalb tränen und die Buchstaben sind etwas verschwommen. Nach einer Lesepause haben sich die Augen jedoch erholt. Die Sehkraft leidet nicht darunter.
Bei Kindern ist das jedoch anders. Ihre Augen befinden sich noch im Wachstum. Müssen sie sich beim Lesen im dämmrigen Licht anstrengen, kann sich der Augapfel verändern und Fehlsichtigkeit entstehen.
8. Masern sind eine harmlose Kinderkrankheit.
Immer noch hört man von Impfgegnern, aber auch manchen Ärzten, dass Masern eine ganz normale Infektionskrankheit sind, die Kinder einfach durchmachen sollten. Denn danach ist ihr Immunsystem stärker gegenüber anderen Krankheiten.
Leider trifft das Gegenteil zu, denn der Virus ist viel schädlicher als man früher dachte. Nach der Erkrankung ist das Immunsystem für Jahre massiv geschwächt, wie eine Studie jetzt aufdecken konnte. In der Untersuchung hatten die Forscher ungeimpften Kindern zweimal Blut abgenommen – einmal vor der Infektion, einmal danach. Es zeigte sich, dass nach der Krankheit bis zu 70 Prozent der Antikörper einfach verschwunden waren und das auch blieben. Die Viren verändern und zerstören nämlich bestimmte Zellen des Immunsystems, etwa Antikörper. Das Immunsystem hat dadurch sozusagen vergessen, wie es mit Krankheiten umgehen muss. Der Organismus ist nicht mehr geschützt vor Infektionen, die er bereits durchgemacht hat.
Bislang war nur bekannt, dass Kinder nach der Masern-Infektion für einige Wochen extrem gefährdet sind für eine bakterielle Superinfektion. Die Viren hatten den Körper also so geschwächt, dass sich Bakterien rasch ausbreiten können. Zu diesen Komplikationen gehören etwa Bronchitis und Lungenentzündung, in seltenen Fällen Enzephalitis, betroffen ist eines von 1000 Kindern. Sechs bis acht Jahre nach der Masern-Infektion kann sich eine subakute sklerosierende Panenzephalitits (SSPE) bilden, sie ist immer tödlich. Warum die Impfung so wichtig ist, muss vor diesem Hintergrund nicht weiter erklärt werden.
9. Radfahren macht impotent.
Tatsache ist, dass Bewegung und Sport allgemein die Konstitution fördern und damit auch die Potenz. Eine Studie mit über 5000 männlichen Radfahrern konnte keinen Zusammenhang zwischen Radfahren und Impotenz nachweisen.
Wer jedoch viel Rad fährt und etwas besorgt um seine Potenz und Erektionsfähigkeit ist, sollte zwei Dinge beachten:
1. Der richtige Sattel – ein breiter Gelsattel mit nicht zu langer Nase ist besser als ein sportlicher schmaler in V-Form.
2. Der Lenker sollte auf keinen Fall niedriger als der Sattel eingestellt sein, sonst lastet zu viel Druck auf dem Damm und die Durchblutung zum Penis könnte leiden.
10. Zecke beim Herausziehen linksherum drehen.
Hat sich die Zecke an Körper festgesaugt und steckt ihr Kopf bereits tief im Fleisch, ist eine sorgfältige Entfernung wichtig. Sorgfältig bedeutet in diesem Zusammenhang: Die Zecke so herausziehen, dass der Kopf, der sich festgebissen hat, gelöst und mit herausgezogen wird. Ebenso fest verwurzelt ist die Überzeugung, dass nach links Drehen dieses Kunststück schafft.
Das stimmt jedoch nicht, sondern kann genau dazu führen, dass der Kopf abreißt und in der Bisswunde bliebt. Auf keinen Fall sollte die Zecke dabei gedreht werden, warnt das Robert-Koch-Institut (RKI).
Besser: Mit einer Pinzette oder einem speziellem Instrument zur Zeckenentfernung das Tier möglichst nah an der Hautoberfläche greifen und dann vorsichtig und gerade (!) aus der Haut ziehen. Dann sind die Chancen am höchsten, die Zecke vollständig zu entfernen.
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