Gute Eier, schlechte Eier? Neue Studie heizt Streit um „böses“ Cholesterin wieder an

Ein hoher Cholesterinwert im Blut schadet den Gefäßen und kann gefährliche Krankheiten verursachen. Viele verbannen Eier, die viel Cholesterin enthalten, daher von ihrem Speiseplan. Zu unrecht, sagen heute viele Experten. Doch eine neue Studie aus den USA schürt wieder alte Bedenken.

Eier galten lange als schlecht für die Gesundheit. Denn sie enthalten Cholesterin – je nach Größe etwa 200 Milligramm. Und ein konstant hoher Cholesterinspiegel im Blut ist riskant. Cholesterin kann sich in den Gefäßen ablagern und sie verhärten. Mögliche Folgen sind Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Schlaganfall.

Doch in den letzten Jahren gaben immer mehr Ernährungsexperten Entwarnung: Der Cholesterinspiegel hängt nur zu einem kleinen Teil von der Ernährung ab. Eine viel größere Rolle spielen die Gene.

Genetisch bedingt kann ein Mensch mehr oder weniger sogenannter LDL-Rezeptoren in seiner Leber haben, die den Cholesterinwert im Blut regulieren, erklärt Ulrich Laufs, Leitender Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes. Somit lässt sich der Cholesterinspiegel nur zu einem geringen Teil über die Nahrung steuern.

Studie: Sind Eier doch schlecht für die Gesundheit?

Doch eine neue Untersuchung aus den USA wirft die alten Bedenken wieder auf: Forscher hatten sechs große Studien mit insgesamt fast 30.000 Teilnehmern unter die Lupe genommen. Im Schnitt hatten die an der Studie beteiligten Teams die Probanden über 17 Jahre begleitet. Somit lag den Wissenschaftlern eine sehr große Menge an Daten vor.

Das Ergebnis ihrer Auswertung: Je mehr Cholesterin die Probanden durch die Nahrung zu sich genommen hatten, desto höher war ihr Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung und einen frühzeitigen Tod. Ganz genau hatten die Forscher berechnet: Pro 300 Milligramm Cholesterin am Tag stieg das Risiko für eine Erkrankung um 17 Prozent – und das Risiko für einen frühen Tod um 18 Prozent.

Die Forscher berechneten auch speziell die Auswirkungen eines Eier-Konsums auf den Körper. Dabei zeigte sich derselbe Effekt: Je mehr Eier ein Proband aß, desto höher war sein Herz-Kreislauf-Risiko. Pro halbem Ei stieg dieses um sechs Prozent an.

Ergebnisse lassen sich nicht auf Deutschland übertragen

Bedeutet das nun, dass wir doch lieber die Finger von Eiern lassen sollten? Nicht unbedingt. Helmut Gohlke warnt generell davor, Ergebnisse von US-amerikanischen Untersuchungen auf Deutschland zu übertragen. Er ist Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung und betrachtete bereits eine ähnliche Analyse aus dem Jahr 2017 kritisch. Damals hatten Forscher 25 Ernährungsstudien untersucht, viele davon mit US-amerikanischen Probanden.

Auch sie warnten in Folge vor einem zu hohen Cholesterinspiegel durch den Verzehr von Eiern – und dem damit verbundenen Gesundheitsrisiko.

Begleitende Ernährung: Was landet mit auf dem Teller?

Gohlkes Skepsis beruht vor allem darauf, dass solche Analysen selten einzelne Komponenten aus der Ernährung herausfiltern und bestimmte Gesundheitsrisiken allein auf sie zurückführen können – in dem Fall auf Eier. Lag das erhöhte Schlaganfall-Risiko eines Probanden tatsächlich nur am Ei-Konsum oder an anderen Lebensmitteln, die er ebenfalls zu sich nahm?

Wichtig sei, so Gohlke, immer auch die „begleitende Ernährung“ zu betrachten. Während ein Frühstück in den USA häufig aus Ei mit Speck besteht, genießen Deutsche lieber ein hartgekochtes Ei mit Gemüse. Darin liege der große Unterschied: Amerikaner nehmen mit der Speckbeilage zusätzlich ungesunde, gesättigte Fettsäuren auf. Wer stattdessen auf eine mediterrane Ernährung mit viel Obst, Gemüse und ungesättigten Fettsäuren (etwa aus Olivenöl) achte, müsse sich um den Cholesterinspiegel weniger Sorgen machen.

Studien zeigten, dass 400 Gramm Obst und Gemüse pro Tag das Risiko für eine Gefäßerkrankung wiederum senken können. „Die mediterrane Kost hat bei jedem Cholesterinspiegel einen günstigen Effekt“, erklärt Gohlke. Statt einzelne Nahrungskomponenten zu betrachten, sollten Verbraucher also lieber auf eine insgesamt gesunde, ausgewogene Ernährung achten.

Ein weiteres Manko von Ernährungsstudien: Forscher müssen oft auf die persönlichen Angaben der Teilnehmer vertrauen, die ihre Essgewohnheiten möglicherweise nicht bis ins kleinste Detail dokumentieren. Besonders über einen längeren Zeitraum können sich Fehler einschleichen.

Andere Studien zeigen gesundheitlichen Nutzen von Eiern

Übrigens gibt es auch fundierte Studien, die einen gesundheitlichen Nutzen von Eiern zeigen. Schließlich stecken in ihnen nicht nur Cholesterin, sondern auch wertvolle Proteine, Antioxidantien, Vitamine und Mineralien.

So kamen andere US-Forscher, die sieben Studien zum Ei-Konsum analysiert hatten, zu dem Schluss: Eier erhöhen weder Risiko für eine koronare Herzkrankheit noch für einen Schlaganfall. Die Wissenschaftler fanden sogar Hinweise darauf, dass ein Ei pro Tag das Risiko für einen Schlaganfall reduzieren könnte. Ihre Untersuchung erschien 2016.

Drei Jahre zuvor waren bereits chinesische Ernährungswissenschaftler zum gleichen Ergebnis gekommen: Selbst wer täglich ein Ei esse, erhöhe sein Risiko für Herzkrankheiten nicht.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen