Wer später in Rente geht, hat ein erhöhtes Sterberisiko. Das haben nun Forschende aus Deutschland und Spanien herausgefunden. Dabei spielen die Arbeitsbedingungen kurz vor der Rente eine entscheidende Rolle – und es gibt Lösungsansätze.
Deutschland wird immer älter. Der Generationenvertrag, der die Renten sichert, wackelt. Prognosen der Deutschen Rentenversicherung zufolge kommen im Jahr 2045 auf einen Rentner noch 1,54 Beitragszahler. Zum Vergleich: 1981 waren es noch 2,9 Beitragszahler pro Rentner. Erste Arbeitgeber fordern, das Renteneintrittsalter anzuheben. Doch das könnte gesundheitliche Risiken bergen, warnt nun ein deutsch-spanisches Wissenschaftsteam.
Die Forschenden der Universitäten Mannheim und Barcelona untersuchten die Auswirkungen einer Anhebung des Rentenalters auf die Sterblichkeit . Dafür griffen sie auf Sozialversicherungsdaten aus Spanien zurück. Dort gab es eine Rentenreform, die das Eintrittsalter von 60 auf 65 Jahre angehoben hat. Wer vor dem 1. Januar 1967 Beiträge in das Rentensystem eingezahlt hatte, konnte freiwillig mit 60 in Rente gehen, alle anderen mussten bis zum Alter von 65 Jahren warten.
Ein Jahr später in Rente erhöhte das Sterberisiko deutlich
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass bereits ein um ein Jahr verzögerter Renteneintritt das Sterberisiko
- bei den 60- bis 69-Jährigen um 43 Prozent und
- bei den 60- bis 64-Jährigen um 67 Prozent
erhöhte. Die 60- bis 64-Jährigen hatten erst nach 1967 mit der Beitragszahlung begonnen und konnten den Renteneintritt entsprechend nicht mehr frei wählen.
Dabei spielten die Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren vor der Rente eine entscheidende Rolle. So war der Anstieg des Sterberisikos laut den Forschenden
- besonders hoch bei Beschäftigten, die hohem körperlichen oder psychischem Stress ausgesetzt waren und
- hoch bei Personen, die für ihren Beruf weniger Anerkennung bekommen bzw. das Gefühl haben, weniger zu leisten .
Schrittweiser und flexibler Übergang in den Ruhestand als möglicher Ausweg
Die Wissenschaftler warnen, dass ein pauschales späteres Renteneintrittsalter die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ungleichheiten bei der Lebenserwartung verschärfe. Ein potentieller Ausweg ist der schrittweise Übergang in den Ruhestand. Bei Beschäftigten, die diese Option hatten, war die Sterblichkeitsrate deutlich niedriger.
„Unsere Erkenntnisse legen nahe, dass Optionen für einen schrittweisen und flexiblen Übergang in den Ruhestand bei gleichzeitiger Anhebung des gesetzlichen Rentenalters entscheidend sind“, resümiert die Forschungsgruppe entsprechend. Sie empfiehlt zudem, eine weitere Anhebung des Rentenalters mit einer besseren Gesundheitsvorsorge zu koppeln.
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