Volles Risiko – darum muss der Apotheken-Protesttag ein Erfolg werden

Die ABDA ruft zum Apotheken-Protesttag auf, wohl auch, weil der Druck von der Basis schlichtweg zu groß geworden ist. Damit geht die Apothekerschaft ein hohes Risiko ein, meint DAZ-Redakteurin Christina Grünberg. Scheitern ist keine Option – jetzt muss der Berufsstand etwas zeigen, das ihm nicht unbedingt im Blut liegt: Geschlossenheit.

Maximale Eskalation: Die ABDA erklärt den 14. Juni zum Apotheken-Protesttag. Auch Schließungen werden unterstützt – dazu aufrufen kann sie naturgemäß nicht, da auch die 17 Apothekerkammern zu ihren Mitgliedsorganisationen zählen. Doch zwischen den Zeilen ist die Botschaft sehr deutlich. Nun ist es an den Inhaberinnen und Inhabern zu zeigen, wie ernst es ihnen mit der Forderung nach einer fairen Vergütung ist.

Mehr zum Thema

Eskalationskampagne

ABDA unterstützt Apothekenschließungen am 14. Juni

Eskalationsstrategie

Verbände und Kammern trommeln zum Apothekenprotest

Dabei steht viel, wenn nicht alles auf dem Spiel: Floppt das Projekt Apothekenstreik, braucht sich die Apothekerschaft auf absehbare Zeit mit Honorarforderungen in Berlin nicht mehr blicken lassen. Denn warum sollte die Politik Geld in eine Infrastruktur stecken, deren Akteure sich mit der aktuellen Situation offenbar arrangieren können? Dieser Eindruck darf auf keinen Fall entstehen, will man wirklich etwas verändern. Darum muss die Apothekerschaft dieses eine Mal etwas zeigen, das ihr nicht unbedingt im Blut liegt: Geschlossenheit.

Als Verstärker des Aufrufs in den Berufsstand hinein sind jetzt die Verbände gefragt. Sie stehen den Inhaberinnen und Inhabern deutlich näher als die Bundesorganisation in der fernen Hauptstadt, kennen die regionalen Besonderheiten und genießen im Idealfall das Vertrauen ihrer Mitglieder. Während den Kammern als Körperschaften des öffentlichen Rechts ein Stück weit die Hände gebunden sind, müssen die Verbände als private Vereine kein Blatt vor den Mund nehmen. Dieser Verantwortung gilt es sich jetzt zu stellen.

Initiative vor Ort gefragt

Zugleich ist es an den Apothekenteams vor Ort, den Protest mit Leben zu füllen. In den vergangenen Monaten war die ABDA immer stärker unter Druck geraten. Viele Kolleginnen und Kollegen hatten vehement einen bundesweiten Streikaufruf ihrer obersten Standesvertretung gefordert. Nun spielt die ABDA den Ball zurück zur Basis – und diese muss jetzt beweisen, dass sie bereit ist, diesen Schritt wirklich zu gehen, auch in den Ballungszentren und ganz besonders in Berlin vor der Haustür der Bundestagsabgeordneten.

Möglichst flächendeckende Schließungen können dabei nur das Minimalziel darstellen. Ein wichtiges Element wird sein, auch die (lokalen) Medien, die Politik und letztlich die Patientinnen und Patienten abzuholen und über die Hintergründe des Protests aufzuklären. Diesen Einsatz müssen die Teams vor Ort bringen. Noch ist genug Zeit, um E-Mails zu schreiben, Einladungen auszusprechen und sich zu überlegen, wie man welche Botschaften knackig und für Laien verständlich transportieren kann. Und auch wer zum Notdienst verdammt ist, kann an diesem Tag zumindest allen Patientinnen und Patienten einen Infoflyer in die Hand drücken. Wegducken kann sich jetzt niemand mehr.


Quelle: Den ganzen Artikel lesen