Streichholz-Test: Neue Studie soll Burnout-Diagnose erleichtern

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Müde, träge, keine Energie: Das sind Symptome, die viele Beschäftigte gut kennen, vor allem in stressigen Phasen. Doch oft wissen sie nicht, ob sie einfach nur erschöpft sind oder wirklich an einem Burnout leiden. Ein neuer visueller Test macht es leichter, die Antwort auf diese Frage zu finden.

Das Bild ist schlicht und einfach: acht Streichhölzer in einer Reihe. Ganz links ist ein unverbranntes Streichholz, ganz rechts ein kleiner Haufen Asche und dazwischen sechs Streichhölzer, die immer mehr verbrannt sind. Burnout-Verdächtige sollten auf das Streichholz zeigen, das ihren Zustand am ehesten beschreibt.

"Da es sich bei der Streichholz-Methode um eine visuelle Messung handelt, ist die Bewertung von Burnout so schnell und einfach wie möglich – sogar länderübergreifend", sagt die Hauptautorin der Studie, Cindy Muir. Die Skala hat die Professorin für Management und Organisation am Mendoza College of Business von Notre Dame in Chicago, zusammen mit Charles Calderwood von der Virginia Tech und Dorian Boncoeur, Assistenzprofessor für Management und Organisation am Mendoza, entwickelt.

Das erschöpfte Ich

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Burnout ist längst zu einer ernst zu nehmenden Krankheit geworden. Im Jahr 2019 definierte die Weltgesundheitsorganisation Burnout erstmals als Syndrom, das mit Stress am Arbeitsplatz zusammenhängt. Demnach hat das Burnout-Syndrom drei Dimensionen: ein Gefühl von Erschöpfung, eine zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job und ein verringertes berufliches Leistungsvermögen.

Im Jahr 2020 meldete die AOK durchschnittlich 5,5 Arbeitsunfähigkeitsfälle pro 1000 Mitglieder aufgrund einer Burnout-Diagnose – ein deutlicher Anstieg seit 2004, als es nur 0,6 Fälle waren. Hochgerechnet auf alle gesetzlich krankenversicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würde dies nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2020 rund 180.000 Burnout-Betroffene ergeben.

Lange Fragebogen kosten viel Zeit

Bislang konnten Personalverantwortliche und Ärzte Burnout nur mit langen Fragebögen diagnostizieren. Das sogenannte Maslach Burnout Inventory (MBI) gibt es seit 1981 und ist bis heute das bekannteste. Die 22 Fragen wie "Ich fühle mich durch meine Arbeit emotional erschöpft" oder "Ich fühle mich durch meine Arbeit frustriert" müssen von den Patienten auf einer Skala von 0 (nie) bis 6 (jeden Tag) bewertet werden. Daraus ergibt sich dann ein Burnout-Level, der sich an der offiziellen Definition der Weltgesundheitsorganisation orientiert.

In den letzten 40 Jahren sind auch andere Fragebögen hinzugekommen – ebenfalls solche, die gekürzt wurden, um wertvolle Zeit und Energie zu sparen. Wie der Shirom-Melamed Burnout Measure, der aus zwölf Fragen besteht, wie "Ich fühle mich körperlich erschöpft" oder "Ich bin angespannt". Der Patient beantwortet diese Fragen auf einer Skala von 1 (trifft fast nie zu) bis 7 (trifft fast immer zu). Je höher das Endergebnis ist, desto mehr fühlt sich die Person ausgebrannt.

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Doch selbst die verkürzten Fragebögen rauben oft Zeit und Energie – die jemand, der unter Burnout leidet, ohnehin nicht hat. Genau das wollten die Forscher mit der neuen visuellen Methode umgehen: Die Studie "beseitigt einen der Gründe, warum Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht regelmäßig untersuchen: Zeit. Durch die Streichholz-Methode können Manager und Organisationen besser verstehen, wie verbreitet Burnout bei ihren Mitarbeitern ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert", sagt Muir in einer Pressemitteilung der University of Notre Dame.

Die Studie, die im Journal of Applied Psychology veröffentlicht wurde, untersuchte 1200 Teilnehmer und zeigte, dass die visuelle Skala mit bestehenden Burnout-Fragebögen wie dem Maslach Burnout Inventory vergleichbar ist. Damit könne die Streichholz-Methode in Zukunft genauso eingesetzt werden wie die Fragebögen – nur dass eine Diagnose mit dem Bild deutlich schneller und einfacher zu erreichen sei, schreiben die Autoren in der Studie.

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