Impfstoff-Hersteller Moderna forscht keineswegs nur an an Covid-Vakzinen, sondern auch an solchen gegen HIV. Ein Kandidat erzielte in einer neuen kleinen Studie nun erste Erfolge.
Es ist das gleiche Prinzip wie bei den Corona-Impfstoffen: Mithilfe von mRNA wollen Wissenschaftler ein Virus aufhalten. Forscher stellten jetzt in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Moderna erste Ergebnisse einer Studie mit einem Vakzin gegen HIV vor. Diese veröffentlichten sie im Fachblatt „Science“ .
97 Prozent der Teilnehmer entwickeln Antikörper
Der Impfstoffkandidat habe bei 97 Prozent der Studienteilnehmer Antikörper ausgelöst, heißt es in der Studie, welche die Wissenschaftler vor wenigen Tagen veröffentlichten. Konkret heißt das: 35 der 36 Studienteilnehmer entwickelten Antikörper gegen das HI-Virus. Das sei der erste Schritt zu einer breiten Immunität, so die Wissenschaftler. Das Vakzin könne das Immunsystem trainieren, eine breite Palette an natürlich vorkommenden HIV-Subtypen zu erkennen, erklärte Studienautor William Schief dem Portal „Sciencealert“ . Das sei deshalb relevant, da das HI-Virus häufig mutiere.
„Es gibt nur wenige Stellen auf der Oberfläche des HIV-Spikes, die bei verschiedenen Isolaten gleich oder relativ gleich bleiben. Und wir versuchen, sehr spezifische Antikörper hervorzurufen, die sehr spezifische Eigenschaften haben, die es ihnen ermöglichen, genau an diese Stellen zu binden“, erklärte Schief.
Bei der Untersuchung handelt es sich um eine kleine Phase-1-Studie. Das bedeutet, dass noch weitere Forschung notwendig ist, um den Impfstoff irgendwann auf den Markt zu bringen. Und gesichert ist eine Zulassung bislang nicht. Hoffnung macht die Studie dennoch – nicht nur für HIV. „Wir sind optimistisch, dass es einige Chancen gibt, dass dieser Ansatz bei mehr als nur HIV hilfreich sein könnte“, sagte Schief, „auch wenn es bereits enorm wäre, wenn es nur HIV helfen würde.“
dpa Die Grafik zeigt die Phasen der Entwicklung eines Impfstoffs.
Als Nebenwirkung melden die Wissenschaftler Kopfschmerzen sowie Schmerzen an der Injektionsstelle.
Forscher suchen schon seit 40 Jahren nach HIV-Impfstoff
Einen deutlichen Unterschied zu den Corona-Vakzinen gibt es allerdings: Deren Entwicklung dauerte weniger als ein Jahr – nach einem HIV-Impfstoff suchen Wissenschaftler hingegen schon seit über 40 Jahren. Frühere Versuche, das Immunsystem etwa mit Lebend- oder Protein-Impfstoffen zu wappnen, scheiterten oder lieferten keine ausreichenden Erfolge.
Und das ist fatal – denn HIV und Aids, die Krankheit, die das Virus auslöst, stellen weltweit eine erhebliche Gesundheitsgefahr dar, wie Daten der „Deutschen Aidshilfe“ zeigen.
HIV in Deutschland:
- In Deutschland lebten Ende 2020 rund 91.400 Menschen mit HIV.
- 900 Menschen erhielten 2020 ihre Diagnose erst, nachdem sie bereits schwer erkrankt waren.
HIV weltweit:
- Ende 2020 lebten weltweit 37,7 Millionen Menschen mit HIV.
- 84 Prozent wussten von ihrer HIV-Infektion.
- 6,1 Millionen lebten laut Schätzungen unwissentlich mit HIV.
- 1,5 Millionen Menschen infizierten sich 2020 weltweit neu mit HIV.
- 680.000 Menschen starben im Zusammenhang mit ihrer HIV-Infektion.
So äußert sich eine HIV-Infektion
Menschen, die sich mit dem HI-Virus angesteckt haben, bekommen meistens nur wenige Wochen nach der Ansteckung Symptome, die einem grippalen Infekt ähneln. Bis zu drei Monate nach der Ansteckung hat der Körper des Erkrankten Antikörper gegen das HIV gebildet. Diese Antikörper kann ein spezieller Test, der HIV-Test nachweisen.
Nach dem ersten Krankheitsintervall folgt die sogenannte Latenzphase. In dieser Zeit, die bis zu zehn Jahren dauern kann, treten keine Krankheitssymptome auf. Das HI-Virus vermehrt sich jedoch weiter und schwächt das Immunsystem.
Aids, das erworbene Immundefektsyndrom, geht meist mit einer Reihe typischer Erkrankungssymptome einher. Menschen, die mit HIV infiziert sind, leiden häufig an Gewichtsverlust. Zudem erkranken sie vermehrt an Infektionen, wie zum Beispiel Pilzerkrankungen. Für gesunde Menschen sind diese Infektionen meistens harmlos. Für HIV-Infizierte können solche Ansteckungen jedoch lebensbedrohlich sein, da ihr Immunsystem stark beeinträchtigt ist. Zudem treten bestimmte Tumorarten gehäuft auf.
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