Studie zeigt, wie viele Viren Covid-19-Infizierte ausatmen

Ob man sich bei einer infizierten Person mit dem Coronavirus ansteckt, hängt zum Beispiel davon ab, wie viele Viruspartikel sie ausscheidet. Laut einer neuen Studie sind die Virusmengen, die Infizierte unter anderem beim Sprechen oder Spuken auswerfen, bei Alpha, Delta und Omikron höher als es noch beim Wildtyp des Coronavirus der Fall war. Auch Geimpfte geben im Falle einer Infektion mit ihrer Atemluft Viren ab – häufiges Husten kann vor allem bei der Omikron-Variante die Freisetzung der feinen Aerosole steigern.

Forschende der University Maryland haben zwischen Mitte 2020 und Anfang 2022 insgesamt 93 Proband:innen während ihrer aktiven Covid-19-Infektion untersucht. Die Teilnehmenden mussten einen Fragebogen zu ihren Symptomen und dem Impfstatus ausfüllen. Die Infektionen der Probandi:nnen wurden durch die Varianten Alpha, Delta oder Omikron ausgelöst. Alle Teilnehmenden mit Delta und Omikron waren zum Zeitpunkt ihrer Corona-Erkrankung bereits zweifach geimpft.

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Virusausscheidungen bei Delta, Alpha und Omikron höher als bei Wildtyp

Die Wissenschaftler:innen ließen die Corona-Infizierten in eine kegelförmige Apparatur rein singen und schreien – für eine halbe Stunde. In dieser Zeitspanne mussten die Proband:innen auch niesen und husten. Eine angeschlossene Maschine, die den Namen "Gesundheit-II" trägt, hat dabei die Partikel gesammelt. Die Maschine trennt dabei die Tröpfchen von den feinen Aerosolen, die einen Durchmesser von 5 Mikrometern oder weniger haben. Diese feinen Aerosole können auch aus einer chirurgischen Maske austreten.

Auch wenn die Forschenden nur wenige Proband:innen beobachtet haben, konnten sie feststellen, dass die Virusausscheidungen bei den Infektionen, die durch Alpha, Delta oder Omikron ausgelöst wurden, höher waren als noch beim Wildtyp zu Beginn der Pandemie.

"Diese Forschung hat gezeigt, dass alle drei dieser Varianten, die das Infektionsrennen gewonnen haben, effizienter aus dem Körper austreten, wenn Menschen sprechen oder schreien, als die frühesten Stämme des Coronavirus“, sagte John Volckens, ein Ingenieur für öffentliche Gesundheit am Bundesstaat Colorado Universität in Fort Collins, gegenüber "Nature“. Er war nicht an der Studie beteiligt.

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Virusmenge bei Proband:innen unterschiedlich hoch

Zwischen den Varianten Delta, Omikron und Alpha konnten die Wissenschaftler:innen keinen Unterschied nachweisen. Allerdings waren alle mit der Delta- oder Omikron-Variante infizierte Proband:innen bereits geimpft. Die Forschenden wissen also nicht, ob Ungeimpfte, die an einer der beiden Varianten erkrankt sind, höhere Virusmengen freisetzen.

Die Wissenschaftler:innen heben hervor, dass die Menge des ausgeatmeten Virus bei den Proband:innen sehr unterschiedlich war – sie reiche von nicht nachweisbaren Mengen bis hin zu "Superspreadern". Ein Proband hustete während der Untersuchung bald 70-mal. Er hatte die größte Menge an feinen Aerosolen freigegeben. Sie war 1000-fach höher als die Maximalwerte, die für Alpha- und Delta-Varianten gefunden wurden.

Die Co-Autorin der Studie, Kristen Coleman, die an der University of Maryland sagte gegenüber "Nature" in Bezug auf die Studienergebnisse: "Die Menschen sollten die Regierungen dazu drängen, in die Verbesserung der Raumluftqualität durch Verbesserung der Belüftungs- und Filtersysteme zu investieren“.

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Entwicklung neuer Varianten

Ein weiterer Aspekt fiel den Forschenden auf: Die Virusmenge, die Sars-CoV-2-Infizierte ausatmeten, war geringer als bei der Influenza. Dies deutet darauf hin, dass sich neue Varianten entwickeln könnten, die noch mehr Viren übertragen.

Ein Kritikpunkt an der Studie: Die Forschenden haben die Proband:innen singen, schreien, aber auch husten und niesen lassen. So können die Proben nicht einem Atemweg zugeordnet werden. Die Studie ist als Preprint erschienen, also noch nicht von der Fachwelt beurteilt worden.

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