„Unsere Geduld ist bald am Ende“: Biden verschärft Vorgaben für Ungeimpfte

News zur Coronavirus-Impfung vom 10. September 2021

Auf dem schnellsten Weg zum Pieks:

  • Hausarzt, Impfzentrum, Drive-In, Newsletter – so kommen Sie jetzt an Ihren Impf-Termin
  • Biontech, Moderna, Astrazeneca (Vaxzevria), Curevac – Die wichtigsten Coronavirus-Impfstoffe im Check

STIKO empfiehlt Impfung auch für Schwangere und Stillende

10.39 Uhr: Die Ständige Impfkommission STIKO spricht nun auch eine Covid-19-Impfempfehlung für bisher ungeimpfte Schwangere und Stillende aus. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Mehr in Kürze.

UKE-Mediziner: Fast alle Corona-Intensivpatienten ungeimpft

09.04 Uhr: Intensivmediziner am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) sind wegen der hohen Anzahl der ungeimpften Corona-Intensivpatienten auf der Station frustriert. "Uns zermürbt, dass eigentlich alle Intensivpatienten momentan ungeimpft sind", sagte der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE, Stefan Kluge, der "Hamburger Morgenpost".

Fast alle von ihnen seien zudem Menschen mit Risikofaktoren und entweder übergewichtig, hätten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, seien schwanger oder schon älter. "Das Personal ist ein Stück weit frustriert, weil sich jeder mit einer Impfung gegen schwere Corona-Verläufe schützen könnte."

Kluge sprach sich zudem für die Berliner Corona-Ampel zur Beurteilung der Infektionslage aus. Dort würden die Hospitalisierungsrate, die Bettenbelegung auf den Intensivstationen und die Sieben-Tage-Inzidenz kombiniert. "Ich habe wenig Verständnis dafür, dass die Politik sich nicht auf eine Ampel einigen kann. Ich verstehe nicht, warum die Bundesländer dies nicht einheitlich lösen können."

Biontech-Gründer rechnen mit Impfstoff für Kinder in wenigen Wochen

08.36 Uhr: Biontech will in den kommenden Wochen die Zulassung seines Corona-Impfstoffs auch für Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren beantragen. Dazu würden die Ergebnisse einer Studie den Behörden weltweit, "auch hier in Europa", vorgelegt, sagte die medizinische Geschäftsführerin und Biontech-Mitgründerin Özlem Türeci dem "Spiegel". "Wir bereiten bereits die Produktion vor. Der Impfstoff ist derselbe, aber weniger hoch dosiert, und es muss weniger abgefüllt werden."

Die Studienergebnisse liegen laut Biontech vor und müssten nur noch für die Zulassungsbehörden aufbereitet werden. "Es sieht gut aus, alles läuft nach Plan", sagte Biontech-Chef Ugur Şahin dem "Spiegel". Bis Ende des Jahres würden auch die Studiendaten zu den jüngeren Kindern ab sechs Monaten erwartet.

Zugleich fordern die beiden Biontech-Gründer dazu auf, alles daranzusetzen, in den kommenden Wochen noch unentschiedene Menschen von einer Impfung zu überzeugen. "Noch bleiben uns als Gesellschaft etwa 60 Tage Zeit, um einen harten Winter zu vermeiden", sagte Şahin. "Wir sollten das uns Mögliche tun, in diesen knapp zwei Monaten so viele Menschen wie möglich zu mobilisieren."

„Unsere Geduld ist bald am Ende“: Biden verschärft Vorgaben für Ungeimpfte

Freitag, 10. September, 07.00 Uhr: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie verschärft US-Präsident Joe Biden die Impfvorgaben für Bundesangestellte und Unternehmen. Wie Biden am Donnerstag im Weißen Haus ankündigte, gilt fortan eine Impfpflicht für alle Mitarbeiter von Bundesbehörden sowie für Mitarbeiter von Auftragnehmern der Regierung. Außerdem werden Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten sicherstellen müssen, dass ihre Mitarbeiter geimpft sind oder ein Mal pro Woche getestet werden. Die neuen Vorgaben gelten laut Biden für rund hundert Millionen Menschen. 

Bei der Vorstellung einer „Sechs-Punkte-Strategie“ gegen die Pandemie ging der Präsident hart mit jenen ins Gericht, die sich nicht impfen lassen. „Eine bestimmte Minderheit von Amerikanern, die von einer bestimmten Minderheit von gewählten Volksvertretern unterstützt wird, verhindert, dass wir über den Berg kommen“, sagte Biden. „Was es unglaublich frustrierender macht ist, dass wir die Werkzeuge haben, um Covid-19 zu bekämpfen.“

Biden sprach von einer „Pandemie der Ungeimpften“. Rund 80 Millionen Menschen, die sich impfen lassen könnten, hätten dies bislang nicht getan. „Das ist eine Minderheit von 25 Prozent“, sagte der Präsident. „Diese 25 Prozent können viel Schaden anrichten, und das tun sie. Ungeimpfte überfüllen unsere Krankenhäuser, Notfallaufnahmen und Intensivstationen. Sie lassen damit keinen Platz für Menschen mit einem Herzanfall, einer Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Krebs.“ Biden fügte hinzu, man sei bis jetzt geduldig gewesen. „Aber unsere Geduld ist bald am Ende.“

Die USA haben in den vergangenen Wochen einen dramatischer Anstieg der Infektionszahlen erlebt, der vor allem auf die Ausbreitung der Delta-Variante zurückgeht. Derzeit werden im Wochenschnitt täglich rund 150.000 Neuinfektionen und 1500 Todesfälle registriert. Betroffen sind vor allem konservativ regierte Bundesstaaten im Süden der USA wie Florida, Texas und Mississippi, wo Krankenhäuser wieder zunehmend überlastet sind.

Die Infektions- und Todeszahlen waren in den ersten Amtsmonaten Bidens danke rascher Fortschritte bei der landesweiten Impfkampagne stark zurückgegangen. Später kam die Impfkampagne aber angesichts einer großen Zahl von Impfgegnern und Impfskeptikern ins Stocken.

Inzwischen haben in den USA 208 Millionen Menschen – knapp 63 Prozent der Gesamtbevölkerung – mindestens eine Impfdosis erhalten, 53 Prozent sind vollständig geimpft. Bei den Erwachsenen beträgt der Anteil 75 beziehungsweise knapp 65 Prozent. 

Insbesondere bei Anhängern der konservativen Republikaner von Ex-Präsident Donald Trump gibt es Widerstand gegen Impfungen und gegen das Maskentragen. Republikanische Politiker sind entschieden gegen eine Impf- oder Maskenpflicht. 

Angesichts der weitgehenden Befugnisse der Bundesstaaten sind Bidens Möglichkeiten im Kampf gegen die Pandemie begrenzt. Seine Regierung hatte nach der vollständigen Zulassung des Corona-Impfstoffes von Biontech/Pfizer bereits eine Impfpflicht für alle Angehörigen der Streitkräfte erlassen. Bundesangestellte hatten bislang die Wahl, sich impfen oder regelmäßig testen zu lassen. Diese Option fällt nun weg.

Die Vorgabe für Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern, eine Impfung oder einen regelmäßigen Test bei ihren Angestellten sicherzustellen, soll über eine Notverordnung des Arbeitsministeriums eingeführt werden, wie Biden am Donnerstag sagte. „Wir werden geimpfte Arbeiter vor ungeimpften Kollegen schützen.“

Der Demokrat appellierte an alle, sich jetzt impfen zu lassen. „Hier geht es nicht um Freiheit oder persönliche Entscheidungen, es geht darum, sich und andere zu schützen“, sagte Biden in seiner Rede. Die Republikaner reagierten auf diese Äußerung umgehend mit Kritik: „Das klingt ziemlich nach Diktatur“, schrieb die Republikaner-Fraktion im Repräsentantenhaus im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Heimleiter wird nach Impfschwindel in Pflegeheim nicht bestraft

22.48 Uhr: Nach einem Impfschwindel in einem Oberpfälzer Pflegeheim werden der Heimleiter und eine weitere leitende Person nicht sanktioniert. Das Landratsamt Schwandorf teilte am Donnerstag mit, dass die Heimaufsicht von ordnungsrechtlichen Maßnahmen absehe. Ein Beschäftigungsverbot für den Heimleiter sei unverhältnismäßig.

In dem Schwandorfer Heim waren im Januar zu Beginn der Corona-Impfkampagne 20 Angehörige von Mitarbeitern geimpft worden – obwohl diese Personen noch kein Recht auf eine Schutzimpfung hatten. Der Schwindel war aufgefallen, weil das Impfteam nachträglich viele identische Familiennamen bei den Geimpften feststellte.

Die Staatsanwaltschaft hatte den Vorfall geprüft, die Ermittlungen aber eingestellt. Nach Ansicht der Anklagebehörde handelte es sich nicht um einen Betrugsfall, sondern eher um eine moralische Frage.

EMA listet seltene Nervenerkrankung als Nebenwirkung von Astrazeneca-Vakzin

08.00 Uhr: Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat das Guillain-Barré-Syndrom auf die Liste "sehr seltener" Nebenwirkungen des Corona-Impfstoffs Astrazeneca aufgenommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin und dem Auftreten der Nervenerkrankung gebe, sei "zumindest begründet", heißt es in einer Erklärung der EMA vom Mittwoch.

Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Astrazeneca-Impfung am Guillain-Barré-Syndrom zu erkranken, sei sehr gering, betonte die EMA. Von 10.000 Menschen sei weniger als einer betroffen. Bis Ende Juli wurden weltweit 833 Fälle des Guillain-Barré-Syndroms nachgewiesen – bei rund 592 Millionen verabreichten Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs.

Das Guillain-Barré-Syndrom kann zu Lähmungserscheinungen sowie zu Atemproblemen führen. In den USA erkranken jährlich zwischen 3000 und 6000 Menschen an der seltenen Nervenkrankheit. Die meisten Patienten erholen sich wieder.

Die EMA hatte das Guillain-Barré-Syndrom bereits im Juli als "sehr seltene" Nebenwirkung des Impfstoffs von Johnson & Johnson aufgenommen. Auch die US-Arzneimittelbehörde warnte vor einem "erhöhten Risiko" einer Erkrankung mit dem Syndrom nach einer Impfung mit dem Vakzin. Beide Behörden betonten aber, dass die Vorteile des Impfstoffs gegenüber den möglichen Risiken überwiegen.

"War entsetzt, als ich das gelesen habe": WHO-Chef verärgert über Impfstoff-Verteilung

Donnerstag, 9. September, 06.45 Uhr: Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Prioritäten von Pharmaherstellern bei der Verteilung von Covid-Impfstoffen kritisiert. Tedros Adhanom Ghebreyesus reagierte damit am Mittwoch auf eine Mitteilung des internationalen Branchenverbandes IFPMA, wonach reiche Staaten jetzt über so viele Impfdosen verfügen, dass Dosen an ärmere Staaten abgeben könnten, ohne ihre eigenen Impfkampagnen einzuschränken. „Ich war entsetzt, als ich das gelesen habe“, sagte Tedros in Genf. Es sei schon seit langem genug Impfstoff für reiche und arme Länder da. Salvatore Di Nolfi/KEYSTONE/dpa Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), spricht während einer Pressekonferenz.

Laut WHO sind bislang 80 Prozent aller weltweiten Corona-Impfungen in Ländern mit hohen und mittleren Einkommen erfolgt. Noch kein einziges armes Land hat eine Impfrate von zehn Prozent erreicht.

„Wir haben Gleichbehandlung von Beginn an eingefordert – nicht erst, wenn die reichsten Länder versorgt sind“, sagte Tedros bei einer Pressekonferenz. „Solange die Firmen und Länder, die das globale Angebot kontrollieren, denken, dass sich die Armen der Welt mit Überresten zufrieden geben sollen, werde ich nicht schweigen.“

Tedros sprach sich erneut gegen Auffrischungs-Impfungen aus. Durch ein Aussetzen dritter Impfungen könnten Menschen in allen Länder schneller vor Covid-19 geschützt werden, sagte er.

Todesfall im Seniorenheim: Kein Zusammenhang mit Impfung  

16.54 Uhr: Ein Todesfall in einem Seniorenzentrum in Oberhausen steht nicht im Zusammenhang mit einer Corona-Schutzimpfung. „Die Person, die leider verstorben ist, war palliativ und wurde vorher nicht geimpft“, teilte die Stadt Oberhausen am Mittwoch mit. Gleichwohl sei es drei Tage nach einer am 1. September verabreichten Auffrischungsimpfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer bei neun von 90 geimpften Personen zu „auffälligen gesundheitlichen Störungen gekommen“. Im Wesentlichen seien Herz-Kreislaufbeschwerden sowie Atemwegs- und neurologische Störungen aufgetreten.

Am Dienstag hatte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KNVO) erklärt, dass drei Personen nach der Drittimpfung wiederbelebt werden mussten. Eine Person sei gestorben.

Die Stadt erklärte nun, dass „zwei der betroffenen geimpften Personen“ reanimiert werden mussten. „Entgegen anderslautender Berichterstattung gab es keinen Todesfall in Zusammenhang mit der Impfung.“ Den beiden reanimierten Personen gehe es nach anfänglicher Behandlung auf einer Intensivstation wieder besser. Die Patienten seien wieder auf eine Normalstation verlegt worden.

Nach Rücksprache mit der Impfärztin und der Einrichtungsleitung kam der Leiter des Oberhausener Gesundheitsamtes, Henning Karbach, zu dem Schluss, dass die Ursache für die gesundheitlichen Zwischenfälle „zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend gedeutet werden“ könne. Dennoch seien es „relevante gesundheitliche Ereignisse“, bei denen aktuell „nicht sicher unterschieden werden kann, ob und wenn ja, bei welchen Personen ein kausaler Zusammenhang zwischen den berichteten gesundheitlichen Ereignissen und den zuvor durchgeführten Impfungen besteht“.

Zum Ausschluss einer ernsthaften und unerwünschten Impfnebenwirkung sollen relevante Verdachtsfälle an das Paul-Ehrlich-Institut, das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, gemeldet werden.

Kinderärzte: Lehrer sollten Auskunft über eigene Impfung geben müssen

Mittwoch, 8. September, 07.50 Uhr: Die Länder sollten ihre Lehrer aus Sicht von Kinder- und Jugendärzten dazu verpflichten, Auskunft über ihren Corona-Impfstatus zu geben. "Inzwischen zeigt man bei jedem Restaurant- und Kinobesuch seinen Impfausweis. Warum soll das nicht auch in der Schule möglich sein, wo es ein wichtiger Baustein für die Sicherheit unserer Kinder wäre?", sagte Axel Gerschlauer, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein (BVKJ) der "Rheinischen Post" (Mittwoch).

Der Bundestag hatte am Dienstag beschlossen, dass Arbeitgeber von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen künftig Auskunft über eine Corona-Impfung oder eine überstandene Covid-Erkrankung verlangen können. Der Bundesrat muss noch zustimmen.

Gerschlauer forderte, der Druck auf die Ungeimpften müsse steigen. "Der beste Schutz für ungeimpfte Kinder sind geimpfte Erwachsene. Das gilt vor allem für Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher." Die Ausbrüche an Schulen seien meist von außen über die Erwachsenen ausgelöst worden.

 

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