Die Corona-Pandemie wütet in Portugal derzeit wie nie zuvor. Am Donnerstag hatte das kleine Land mit seinen rund 10 Millionen Einwohnern fast genauso viele Neuinfektionen zu verzeichnen wie Deutschland. Die Entwicklung sollte auch für uns ein Alarmsignal sein.
Portugal hat etwa ein Achtel der Einwohnerzahl Deutschlands; dort leben rund 10,2 Millionen Menschen. Dennoch hatte Portugal am Donnerstag laut Zahlen der Statistik-Webseite Our World in Data 11.049 neue Corona-Fälle (Deutschland knapp über 13.300) zu beklagen.
Die Pandemie wütet damit so schlimm wie noch nie seit Beginn der Corona-Krise. Portugal hat derzeit eine der höchsten Infektionsraten weltweit. Wegen der sich drastisch zuspitzenden Lage werden alle Kindertagesheime, Schulen und Universitäten geschlossen. Die Maßnahme werde ab Freitag und für die nächsten zwei Wochen gelten, erklärte Ministerpräsident António Costa am Donnerstag in Lissabon.
Virus-Mutation sorgt für dramatische Corona-Lage in Portugal
Costa begründete die umstrittene Schließung mit dem starken Anstieg der Ansteckungen im Zusammenhang mit der in Großbritannien aufgetretenen Virus-Mutation. Nach amtlichen Angaben macht diese derzeit 13 Prozent der Neuinfektionen aus.
Die Zahlen Portugals seien „besonders dramatisch“, hatte Costa zuvor gesagt. Das Land hatte am Mittwoch einen neuen Höchstwert an Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Die 14.647 neuen Fälle würden auf Deutschland umgerechnet, das etwa acht Mal so viele Einwohner hat, knapp 120.000 Ansteckungen an einem einzigen Tag bedeuten. Am Donnerstag wurden in Portugal 13.544 Neuinfektionen gemeldet. Wegen der schlimmen Lage waren zuletzt auch Forderungen nach einer Verlegung der für Sonntag angesetzten Präsidentenwahl laut geworden. ourworldindata.org Die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen explodiert in Portugal.
Wie ernst die Situation in Portugal ist, zeigt auch ein Blick auf die Zahl der Todesfälle. In Portugal wurde am Donnerstag auch ein neuer Rekord von 221 Corona-Toten binnen eines Tages gemeldet. Bereits am Mittwoch war in dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land ein neuer Höchststand bei den täglichen Neuinfektionen von 14.647 Fällen erreicht worden. Die Explosion der Ansteckungszahlen wird weitgehend auf die Ausbreitung der besonders ansteckenden Corona-Mutante B1.1.7 zurückgeführt, die sich zunächst in Großbritannien ausgebreitet hatte.
Portugals Corona-Explosion als Mahnung für andere Länder
Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung auch für andere Länder wie Deutschland. Denn Portugal galt im vergangenen Jahr lange Zeit als Musterschüler in der Corona-Pandemie. Das Virus hatte dort kaum eine Chance, die Fallzahlen waren im internationalen Vergleich sehr niedrig. dpa Seit einer Woche herrscht bereits ein Lockdown, der dem vom Frühjahr 2020 ähnelt.
Nun ist Portugal scheinbar die Kontrolle entglitten, die Fallzahlen explodieren und ein Ende des Trends ist bisher nicht in Sicht. Portugal ist ein trauriges Beispiel dafür, wie die gefährliche, erstmals in England entdeckte Corona-Mutante die Zahlen explodieren lassen kann.
Wahlkampfendspurt fällt Corona zum Opfer
Wegen der Infektionsgefahr zeichnet sich eine äußerst geringe Wahlbeteiligung ab – und das gefährdet die zwischenzeitlich als sicher angesehene Wiederwahl des beliebten Amtsinhabers Marcelo Rebelo de Sousa. Wegen der besorgniserregenden Lage und des landesweiten Corona-Lockdowns wurde der traditionelle Wahlkampf-Endspurt gestrichen. Doch auch wenn Kandidaten und Beobachter eine historisch niedrige Wahlbeteiligung erwarten, kann der Urnengang nicht verschoben werden.
Im Vergleich zu anderen Ländern Europas war Portugal lange Zeit relativ glimpflich durch die Pandemie gekommen. Seit dem Herbst wird die Lage aber immer schlechter. Nach jüngsten Zahlen der EU-Agentur ECDC steckten sich zuletzt binnen 14 Tagen 1215 Menschen je 100.000 Einwohner mit dem Virus an. Nur zwei der 30 erfassten Länder stehen noch schlechter da: Irland mit rund 1444 sowie Tschechien mit 1362. Für Deutschland betrug dieser Wert etwas mehr als 319.
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