Xsara Sanderson erkrankte 2018 an Krebs. Die 20-Jährige plante bereits ihre Beerdigung, weil eine Heilung unmöglich schien. Sie brach ihre Chemotherapie ab – und ist heute trotzdem gesund. Eine solche Spontanheilung ist extrem selten, sagen Ärzte, aber möglich.
Xsara Sanderson ist 19 Jahre alt, als sie die Diagnose Hodgkin-Lymphom erhält, Lymphdrüsenkrebs also. Sie unterzieht sich einer Chemotherapie. Weil der Krebs danach nicht verschwunden ist, bekommt sie kurz darauf eine zweite. Die aggressive Therapie setzt der Britin stark zu. So sehr, dass sie diese im November abbricht. „Es war viel brutaler als die erste Chemo“, sagt Sanderson der britischen „DailyMail“. „Am ersten Tag der Chemo musste ich mich ständig übergeben. Als meine Familie am nächsten Tag kam, um mich zu besuchen, sagte ich zu ihnen: Ich kann das nicht länger aushalten.“
„Ohne Behandlung verläuft die Krankheit praktisch immer tödlich“
Sanderson brach die Therapie ab, ihre Ärzte gaben ihr nur noch Tage, bis ihr Körper den Kampf gegen den Krebs verlieren würde. Auch die Deutsche Krebsgesellschaft meint: „Ohne Behandlung verläuft die Krankheit praktisch immer tödlich.“
Das war vergangenen November. Ihre Familie und Freunde waren mit dem Abbruch der Therapie nicht einverstanden. „Manche sagten, ich wäre egoistisch“, erzählt Sanderson. Einige redeten bis heute nicht mehr mit ihr. Sanderson plante sogar bereits ihre eigene Beerdigung.
Damit ihre Familie sich nicht auch noch um Finanzielles sorgen musste, startete ein Freund daraufhin einen Spendenaufruf auf der Plattform GoFundMe. 3130 Britische Pfund kamen dabei zusammen, umgerechnet rund 3600 Euro. Diese Summe will Sanderson jetzt den Spendern zurückzahlen. Denn: Heute ist sie gesund. Der Krebs ist verschwunden, wie sie im Interview erzählt.
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Heute ist Xsara gesund
Das zeigten die Ergebnisse der Untersuchung vom 18. März, zu der Sanderson zurück ins Krankenhaus ging. „Mein Arzt fragte mich, warum ich die erneute Untersuchung wollte und ich sagte: Ich glaube, es ist weg. Ich kann es nicht mehr spüren, ich weiß, dass es nicht mehr in meinem Körper ist.“
Und tatsächlich: Die Ärzte konnten keinen Hinweis mehr auf den Krebs feststellen. „Mein Arzt war vollkommen sprachlos. Er hat keine Ahnung, wie der Krebs verschwinden konnte, dafür konnte die kurze Chemo nicht ausgereicht haben.“
Es gibt Spontanheilungen – doch sie sind sehr selten
Kann das also überhaupt sein? Kann eine Krebserkrankung einfach verschwinden? Immer wieder würde zumindest über derartige Fälle weltweit berichtet, schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum. „Bei genauerer Prüfung erweisen sich viele dieser Aussagen jedoch als falsch oder unvollständig.“ Doch manche Spontanheilungen seien medizinisch durchaus einwandfrei nachweisbar.
Diese seien zwar sehr selten, doch bei einigen Krebsarten häufiger als bei anderen. „Offensichtlich schafft es das Immunsystem manchmal eben doch, Tumoren zu erkennen“, schreibt das Krebsforschungszentrum weiter. Darauf verlassen sollten sich Krebspatienten allerdings in keinem Fall: Dafür sei die Heilung ohne Behandlung viel zu selten. Krebs gehöre zu den Erkrankungen, die ohne Behandlung bei fast allen Patienten voranschreiten und einen schweren Verlauf nehmen.
Trotzdem gebe es Fälle, wo Tumoren von alleine schrumpfen oder nicht weiter wachsen. Experten sprechen dann von einer „Spontanremission“.
Der Tumor kann jederzeit wieder wachsen
Eine Remission sei allerdings noch keine Heilung, warnen die Forscher. Der Tumor könnte jederzeit wieder zu wachsen beginnen. „Als Heilung gilt in der Medizin, dass ein Patient dauerhaft gesund wird. Das heißt, ein Tumor muss nicht nur aufhören zu wachsen, sondern möglichst ganz verschwinden, es darf keine Krankheitszeichen mehr geben, auch langfristig nicht“, erklärt das Forschungszentrum. Langfristig heißt in der Krebsmedizin mindestens fünf Jahre. Doch auch danach sei ein Rückfall nicht ausgeschlossen. Ein Rückfall wird nur unwahrscheinlicher.
Besonders häufig werden solche wundersam erscheinenden Heilungen bei Nierenzellkarzinomen, Melanomen und bösartigen Lymphomen beobachtet. „Diese Tumoren sind sehr abhängig von Vorgängen im Immunsystem“, erklärt das Deutsche Krebsforschungszentrum auf seiner Internetseite. „Sie gehören zu den wenigen Krebsformen, bei denen das Immunsystem selbst größere Tumormassen zum Verschwinden bringen kann.
Was die Spontanheilung begünstigt, darüber weiß die Wissenschaft wenig
Was diese spontanen Heilungen begünstigt, darüber ist bislang nichts Genaues bekannt. Daher gebe es derzeit auch nichts, woran sich Krebspatienten orientieren könnten, heißt es vom Forschungszentrum. „Weder gibt es schon besondere Möglichkeiten der Immunstärkung, noch lässt sich nach bisherigem Wissensstand ein Tumor durch "positives Denken" zum Schrumpfen bringen“, erklären die Wissenschaftler.
Dass die Rückbildung des Tumors bei Xsara Sanderson dauerhaft ist, ist ihr daher nur zu wünschen. Sie plant jetzt jedenfalls wieder ihre Zukunft – mit deutlich schöneren Dinge, als noch vor ein paar Monaten. Sie will mit ihrem Freund zusammenziehen.
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