Lange Bildschirmzeiten: Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Schlafstörungen
In einer aktuellen Studie hat sich gezeigt, dass fast jeder dritte Schüler in Deutschland unter Schlafstörungen leidet und nachts nicht ausreichend zur Ruhe kommt. Dadurch wird die Gesundheit beeinträchtigt. Der Schlafmangel steht im Zusammenhang mit den stark erhöhten Bildschirmzeiten der Kinder und Jugendlichen. Viele verbringen mehr als vier Stunden täglich vor Fernseher, Smartphone oder Tablet.
Beeinträchtigung der Gesundheit und Konzentration durch wenig Schlaf
Millionen Deutsche leiden unter Schlafstörungen. Die Folgen können gravierend sein: Betroffene sind tagsüber oft müde und haben Konzentrationsprobleme. Auch die Gesundheit wird dadurch gefährdet. Ein aktueller Bericht zeigt nun, dass auch viele Kinder und Jugendliche zu wenig schlafen. Dies hat vor allem damit zu tun, weil sie zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen, um beispielsweise Social Media zu nutzen.
Schwerwiegende gesundheitliche Probleme
Schlafstörungen können nicht nur Müdigkeit und Konzentrationsstörungen zur Folge haben, sondern auch schwerwiegende gesundheitliche Probleme.
Laut Gesundheitsexperten erhöhen Schlafstörungen das Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, psychische Erkrankungen wie Depressionen und führen zu einer Schwächung des Immunsystems.
Des Weiteren zeigte eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität Duisburg-Essen, dass Schlafstörungen auch das Schlaganfall-Risiko erhöhen können.
Erschöpft und müde
Der Präventionsradar 2018 der DAK-Gesundheit zeigt nun, dass fast jeder dritte Schüler unter Schlafstörungen leidet.
Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen fühlt sich tagsüber erschöpft und klagt über Müdigkeit.
Vor allem ältere Schüler schlafen zu wenig. So berichten Neunt- und Zehntklässler von im Durchschnitt nur rund sieben Stunden Schlaf pro Nacht. Auch infolge des Schlafmangels leiden Schüler verstärkt unter Stress.
Laut einer Mitteilung hat die Krankenkasse die aktuelle Schulstudie mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in sechs Bundesländern durchgeführt.
Dafür wurden fast 9.300 Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis zehn repräsentativ befragt.
Mädchen leiden häufiger unter Schlafstörungen
Die Studie zeigt, dass Mädchen häufiger unter Schlafstörungen leiden als Jungen: Während jede Dritte mindestens einmal pro Woche Schlafprobleme hat, sind es bei den Jungen nur 24 Prozent.
Je nach Klassenstufe schlafen die Befragten zu sehr unterschiedlichen Zeiten ein: Fünft- und Sechstklässler zwischen 20 und 22 Uhr, Neunt- und Zehntklässler mehrheitlich nach 23 Uhr. Etwa jeder sechste ältere Schüler gibt an, erst nach Mitternacht einzuschlafen.
So kommen die Jüngeren durchschnittlich auf 9,4 Stunden Schlaf pro Nacht, Zehntklässler nur noch auf 7,3 Stunden. Das ist ein Fünftel oder 120 Minuten weniger als von Experten für diese Altersgruppe empfohlen.
Schlafmangel steht in Zusammenhang mit stark erhöhten Bildschirmzeiten
Der Präventionsradar belegt, dass der Schlafmangel in Zusammenhang steht mit den stark erhöhten Bildschirmzeiten der Schüler: Viele sitzen mehr als vier Stunden täglich vor Fernseher, Smartphone oder Tablet. Knapp ein Fünftel zeigt depressive Symptome.
„Die Schüler kümmern sich nachts um volle Akkus bei ihren Smartphones, aber sie laden ihre eigenen Batterien nicht mehr ausreichend auf“, kommentiert Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, die Ergebnisse.
„Schlafmangel und Schlafstörungen werden leicht unterschätzt, dabei können sie ernsthafte Probleme verursachen.“
Tatsächlich zeigt der Bericht einen engen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Stressempfinden. Je weniger Schlaf die Befragten bekommen, desto mehr fühlen sie sich gestresst.
Von den Mädchen gibt fast die Hälfte (48 Prozent) an, oft oder sehr oft unter Stress zu leiden. Von den Jungen ist ein Drittel betroffen. Die empfundene Stresshäufigkeit nimmt mit dem Alter zu.
Unter den jüngeren Schülern fühlen sich nur fünf Prozent sehr oft gestresst, unter den älteren sind es 14 Prozent.
Erhöhtes Stressempfinden ist keine Lappalie, sondern geht mit häufigen Kopf-, Rücken– und Bauchschmerzen einher. Auch Niedergeschlagenheit kann sich verstärken.
Etwa ein Sechstel der Befragten (16 Prozent) fühlt sich oft oder sehr oft unglücklich. Insbesondere Mädchen (23 Prozent) machen Angaben, die auf depressive Symptome hinweisen.
Smartphones rauben Schülern den Schlaf
Eine Erklärung für die verkürzte Schlafdauer der Schüler ist die zunehmende Nutzung von Bildschirmgeräten.
Wie der DAK-Präventionsradar zeigt, schlafen sie umso weniger, je mehr Zeit sie vor Bildschirmen verbringen.
Smartphone und andere Geräte sind bereits bei Schülern der fünften Klasse beliebt. Die Mehrheit der Kinder (56 Prozent) gibt an, bis zu einer Stunde am Tag vor dem Bildschirm zu verbringen.
Neunt- und Zehntklässler kommen leicht auf das Dreifache: Ein Viertel (28 Prozent) der älteren Schüler spricht von mehr als vier Bildschirm-Stunden pro Tag. Das ist die Selbstwahrnehmung der Schüler.
Die Zeit, die sie tatsächlich mit Tablet, Computer, Handy und Fernseher zusammengerechnet verbringen, dürfte darüber liegen.
„Die Smartphones rauben den Schülern den Schlaf“, betont Studienleiter Prof. Dr. Reiner Hanewinkel vom IFT Nord.
„Unser Präventionsradar belegt eindeutig den Zusammenhang von Schlafmangel und langen Bildschirmzeiten. Um Gesundheitsproblemen vorzubeugen, brauchen wir wirksame Programme für einen bewussteren Umgang mit digitalen Medien.“
Vielen fehlt ausreichende Bewegung
Ein weiteres Defizit: Nur 35 Prozent der Schüler sind ausreichend körperlich aktiv.
Nach den nationalen Bewegungsempfehlungen sollen sich Kinder und Jugendliche täglich mindestens 90 Minuten bewegen, wovon 60 Minuten das Zurücklegen von Wegen per Rad- oder Tretroller sein können.
Die große Mehrheit wird diesen Empfehlungen jedoch nicht gerecht. Bei den Schülern der Klassen fünf und sechs sind Rad- und Tretrollerfahrten zwar noch verhältnismäßig beliebt: Ein Drittel fährt nach eigenen Angaben bis zu 60 Minuten pro Tag.
Aber bei den Neunt- und Zehntklässlern lässt das Interesse nach. Nur noch ein Fünftel (19 Prozent) der Älteren fährt längere Strecken mit dem Rad.
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