Um das Immunsystem möglichst dauerhaft robust gegen das Coronavirus zu halten, empfiehlt die Stiko die vierte Impfung – jedenfalls für vier Gruppen. FOCUS Online erklärt, welche das sind und wie Experten die erneute Impfdosis einschätzen.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) spricht sich für eine zweite Corona-Auffrischimpfung für gesundheitlich besonders gefährdete und exponierte Gruppen aus. Das teilte das Expertengremium am Donnerstag mit.
Damit empfiehlt die Stiko die vierte Corona-Impfung für vier Gruppen:
Ein entsprechender Beschlussentwurf sei zur Abstimmung an Fachkreise und Bundesländer gegangen, Änderungen seien prinzipiell noch möglich.
Wirksamkeit der vierten Impfung nicht so stark wie erhofft
Die Stiko-Empfehlung spiegelt den generellen Experten-Tenor wider. So mache eine neuerliche Dosis des Corona-Impfstoffs zwar für die genannten Gruppen Sinn. Insgesamt sei der durch die vierte Impfung entstehende Vorteil aber vermutlich zu gering, "um sie der ganzen Bevölkerung zu geben", erklärte unlängst die Leiterin der ersten Studie zur Wirksamkeit der zweiten Booster-Dosis in Israel, Gili Regev.
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Die bisher bekannten Daten stammen vorrangig aus Israel. Dort startete man als Erstes mit dem viertem Impf-Zykus. Nach der Veröffentlichung erster vorläufiger Ergebnisse zeigten sich viele Experten jedoch nur begrenzt optimistisch. Zwar beobachte man, dass die Antikörperspiegel um etwa das Fünffache anstiegen. Medizinerin Regev nannte den Anstieg aber "nicht sehr beeindruckend". Der Effekt sei "gut, aber nicht ausreichend".
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Warum Experten den zweiten Booster nur Risikogruppen empfehlen
Sebastian Ulbert, Impfstoff-Forscher vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, hatte sich in Sachen vierte Impfung ebenfalls für eine Unterscheidung zwischen immungesunden und immunschwachen Menschen ausgesprochen. Seiner Empfehlung nach komme die Gabe einer vierten Dosis vorerst nicht für alle infrage, sondern primär für Ältere und Risikogruppen.
Ob und wie die Wirkung der dritten Impfung bei Immungesunden nachlasse, sei noch unklar – und damit auch die Frage, ob eine erneute Impfung für sie überhaupt notwendig ist. Es könne auch sein, so der Impfstoffexperte, dass man "wesentlich länger" vor schweren Corona-Erkrankungen geschützt ist. Diese Annahme teilt die Stiko offenbar.
"Die vierte Impfung braucht die Normalbevölkerung nicht"
Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), hatte sich ebenfalls lediglich für eine vierte Dosis für Hochbetagte und Risikogruppen ausgesprochen. Für den größten Teil der Bevölkerung spiele der erneute Booster vorerst keine Rolle. "Die vierte Impfung braucht die Normalbevölkerung mit gesundem Immunsystem nicht", erklärte Falk.
Auch Immunologe Carsten Watzl nannte regelmäßige Booster für Menschen aus Risikogruppen sinnvoll. Bei jüngeren und gesunden Menschen sei künftig aber vorstellbar, dass keine regelmäßige Auffrischungsimpfung mehr nötig sei, solange sich das Virus nicht gravierend verändere, so die Prognose des Generalsekretärs der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.
Warum brauchen Risikogruppen laut Experten eine vierte Impfung?
Mit dem Aufkommen der neuen Virus-Varianten ist der Schutz vor dem Coronavirus langsam, aber stetig gesunken. Während die Impfstoffe beim ursprünglichen Wildtyp des Virus sogar noch mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einer Infektion schützten, ist das bei Omikron nicht mehr der Fall. Das Entscheidende: Vor einem schweren Verlauf schützen die Impfungen dennoch weiter die allermeisten. Entsprechend elementar bleiben sie im Kampf gegen Covid-19.
Weil die Schlagkräftigkeit des Immunsystems gegen den Corona-Erreger bei vielen Menschen mit eingeschränkt arbeitender Abwehr wie Ältere und Vorerkrankte aber schneller nachlässt und teilweise auch von Vornherein schlechter ausgeprägt ist als bei jungen und gesunden Menschen, empfiehlt die Stiko ihnen einen erneuten Immun-Push durch eine vierte Dosis.
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