Todkranker Mann wird verspottet, weil er Mundschutz trägt – jetzt spricht seine Frau

Schon eine Erkältung kann absolut tödlich für ihn sein. Svenja Steffens Mann hat Lungenkrebs und schützt sich seit Herbst mit einer Mundschutzmaske vor einer möglichen Infektion. In Zeiten des Coronavirus deuten das viele fehl – und lachen über ihn.

Ihre Stimme zittert am Telefon, als sie spricht. Svenja Steffen kann noch immer nicht fassen, was gerade passiert. Seit das Coronavirus in aller Munde ist, sind Steffens und ihr Mann fast täglich Spott und Gelächter ausgesetzt, das Einkaufen sei für sie „mittlerweile zu einer Tortur“ geworden – weil sie Mundschutzmasken tragen, um das Risiko einer Infizierung zu minimieren.

Was Außenstehende nicht ahnen: Steffens Mann wird in wenigen Monaten sterben. Er hat Lungenkrebs im dritten Stadium und leidet zusätzlich unter der chronischen Lungenerkrankung COPD. Schon eine normale Erkältung könnte sein Todesurteil sein.

Dass Steffens Mann ernsthaft krank ist, dürfte für jeden deutlich erkennbar sein. „Er sitzt im Rollstuhl und bekommt tagtäglich Sauerstoff“, erklärt die 48-Jährige. Dennoch halte das viele nicht davon ab, im Supermarkt mit dem Finger auf sie zu zeigen, sie zu belächeln, höhnische Bemerkungen zu machen.

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Reaktionen werden immer schlimmer

„Da tippen sich Menschen gegenseitig an, deuten auf uns, fangen an zu lachen und fragen dann zum Beispiel: Na, bringt’s was?“. Einige kläre Steffen auf, sage ihnen, dass sie die Schutzmasken schon seit Herbst tragen müssten, als ihr Mann die tödliche Diagnose bekommen habe. Die meisten reagierten daraufhin betreten.

Als das Virus Ende 2019 in China ausbrach, habe es nur vereinzelte Sticheleien gegeben, inzwischen müssten sie täglich damit rechnen, insbesondere nachdem es auch in Deutschland angekommen ist. Die Steffens leben in Borstel in der Gemeinde Sülfeld und gehen oft in Henstedt-Ulzburg einkaufen, wo es bereits eine mit Covid-19 infizierte Person gibt. Doch nun sei es zu einer Situation gekommen, die alle bisherigen in den Schatten gestellt hätte.

„In einem Geschäft habe ich gemerkt, wie drei junge Erwachsene zwischen 18 und 20 Jahren plötzlich anfingen zu lachen und sich neben uns stellten. Daraufhin kamen noch andere, ältere Kunden dazu. Am Ende waren mein Mann und ich umringt von einer Gruppe fremder Menschen, die sich einen Spaß daraus machten, uns anzuhusten und zu sagen: 'Heute Abend habt ihr Corona'“, schildert sie die Situation.

Wer sich vor dem Coronavirus – vor allem aber auch anderen, in Deutschland nach Experteneinschätzung deutlich wahrscheinlicheren Infektionen der Atemwege schützen will, sollte allgemeine Hygieneregeln einhalten. Diese sind bei allen Atemwegsinfekten gleich.

  • Häufig Händewaschen mit Wasser und Seife. Antimikrobielle Zusätze sind in der Regel nicht notwendig. Auch die Temperatur des Wassers spielt keine Rolle.
  • Mindestens 20 Sekunden Händewaschen.
  • Nach dem Waschen die Hände gründlich abtrocknen.
  • Abstand halten zu Menschen, die niesen oder husten und selbst Einwegtaschentücher benutzen. Nach dem Husten, Niesen und Naseputzen sollte man sich zudem möglichst umgehend die Hände waschen.

Nun will ihr Mann das Haus nicht mehr verlassen

Aus Entsetzen konnten sie sich nicht dagegen wehren, verließen kommentarlos den Laden. Steffens Mann hat persönliche Konsequenzen aus dieser Erfahrung gezogen, er wird seine Frau vorerst nicht mehr zum Einkaufen begleiten. „Ich weine normal nicht, weil ich meinen Mann nicht zusätzlich belasten möchte. Nach der gestrigen Situation konnte ich aber nicht anders. Ich bin zutiefst traurig.“

Das gemeinsame Einkaufen habe ihnen das nunmehr rare Gefühl gegeben, noch einen weitgehend normalen Alltag zu führen – trotz der Gewissheit, nur noch wenig Zeit miteinander verbringen zu dürfen. 

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Nun überlegen sie sogar, sich ihre Einkäufe nach Hause liefern zu lassen. „Nicht wegen des Coronavirus, sondern wegen der schäbigen Reaktionen solcher, die sich über Immunschwache lustig machen“, sagt Steffen. Die Ärztin ihres 56-jährigen Mannes, der nur noch palliativ versorgt wird, habe ihnen geraten, „den Tagen mehr Leben zu geben“.

Mehr Sensibilität und Empathie

„Aber das können wir ja gar nicht, wenn wir fertiggemacht werden, sobald wir aus der Haustür treten. Dabei wollen wir doch einfach nur noch eine schöne gemeinsame Zeit miteinander verbringen und nicht traurig sein über unser Schicksal.“

Steffen appelliert daher an die Bevölkerung, sensibler mit ihren Mitmenschen umzugehen. Nicht jeder, der dieser Tage einen Mundschutz trage, sei hysterisch. „Bei vielen steckt auch eine ernsthafte Vorerkrankung dahinter, und die Betroffenen müssen sich nicht nur vor dem Coronavirus schützen.“

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