Streit um Maskenpflicht in Bayerischen Apotheken

In puncto Maskenpflicht fährt die Bayerische Landesregierung einen harten Kurs: Trotz Plexiglasscheiben vor den HV-Tischen müssen die Apothekenmitarbeiter im Freistaat einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Das gilt auch im Backoffice. Drei Apotheker kritisieren diese Regeln jetzt in offenen Briefen an die Bayerische Landesapothekerkammer und Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Apothekerin Susanne Wiedemann aus Bad Tölz ärgert sich über die Maskenpflicht, die derzeit im Freistaat Bayern gilt. Dass sie und ihre Mitarbeiter trotz installiertem Spukschutz sowohl im HV als auch im Backoffice angehalten sind, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, findet sie unverhältnismäßig. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte sie sich während des Live-Talks mit Gabriele Regina Overwiening und Jens Spahn (CDU) telefonisch beim Bundesgesundheitsminister darüber beschwert.

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Jetzt geht Wiedemann einen Schritt weiter: Gemeinsam mit den Apothekern Patrick Dötsch (München) und Claudia Ochs (Burghausen) macht sie sich in offenen Briefen an die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK) und Ministerpräsident Markus Söder für eine Lockerung der Vorschrift stark. Immerhin sei es dem Apothekenpersonal in Zeiten des Masken-Mangels gelungen, sich anderweitig zu schützen, schreiben die drei Pharmazeuten an die Kammer. Zudem seien Apotheken zwar systemrelevant, ein direkter Kontakt des Personals mit COVID-19-Patienten bestehe aber nicht, sodass das Tragen einer Maske „nicht zwingend“ erforderlich sei. Darüber hinaus erschwere der Mund-Nasen-Schutz die Kommunikation derart, dass es kaum mehr möglich sei, der Beratungspflicht nachzukommen.

Hat Benkert die Maskenpflicht provoziert?

BLAK-Präsident Thomas Benkert werfen sie vor, die Maskenpflicht provoziert zu haben, indem er mehrfach öffentlich moniert hatte, die Apotheken würden bei der Verteilung von Schutzausrüstung weitgehend vergessen. Unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“ hatte darüber berichtet. „Durch Ihr Voranpreschen wird aus unserer Sicht unsere Kompetenz komplett hintangestellt, scheint es wichtiger, eine Maskenpflicht in der Apotheke zu haben, als hervorzuheben, dass wir in all den Wochen vorher ohne Maskenpflicht kaum Infektionen unter Apothekenmitarbeitern hatten“, heißt es in dem Brief.

Aus der Sicht von Wiedemann, Dötsch und Ochs muss die Kammer bei so weitreichenden Schritten zunächst grünes Licht bei ihren Mitgliedern einholen. „Die Forderung nach einer generellen Maskenpflicht für alle Apotheker und Apotheken muss durch Befragung aller Mitglieder legitimiert werden und die Mehrheit sollte entscheiden.“ Falle das Ergebnis contra Maskenpflicht aus, „so wäre es an Ihnen, uns gegenüber der Staatsregierung adäquat zu vertreten“. Söder gegenüber betonen sie, dass alle Apotheker in Hygiene geschult und fähig seien, sich selbst zu schützen. Sie bitten den Ministerpräsidenten auch vor dem Hintergrund der aktuell deutlich eingeschränkten Möglichkeiten, Patienten zu ihren Arzneimitteln zu beraten, darum, die Sinnhaftigkeit der Maskenpflicht in den Apotheken zu überdenken.

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