RKI: Coronavirus-Inzidenz in Deutschland liegt erstmals seit drei Monaten unter 100

Die Corona-Pandemie hat Deutschland und die ganze Welt weiter fest im Griff. Noch immer ist die Zahl der Toten sehr hoch. Die Rufe nach Ende des Lockdowns werden immer lauter. Die Regierung wird für die Maßnahmen immer stärker kritisiert. Alles Wichtige zur Corona-Pandemie finden Sie hier im News-Ticker von FOCUS Online.

Top-News zur Corona-Pandemie am 28. Januar 2021

  • "Stolpern von Lockdown zu Lockdown": Virologe Stöhr attackiert Regierung wegen "Salami-Strategie" (8.44 Uhr)
  • Bundesländer melden rund 15.500 neue Corona-Fälle – R-Wert liegt bei 0,77 (Donnerstag, 21.10 Uhr)
  • Sechs Fälle von britischer Corona-Mutation in vier Kölner Kitas (Donnerstag, 19.07 Uhr)

Corona im Überblick:

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"Stolpern von Lockdown zu Lockdown": Virologe Stöhr attackiert Regierung wegen "Salami-Strategie"

Freitag, 29. Januar, 8.44 Uhr: Der Epidemiologe und Virologe Klaus Stöhr, der 15 Jahre in führenden Positionen bei der Weltgesundheitsorganisation WHO tätig war, geht davon aus, dass das Coronavirus uns "Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte erhalten" bleiben wird. Auch für eine mittelfristige Entwarnung gebe es keinen Anlass.

"Ich sehe für die AHA-Regeln bis zum Jahresende gar keine Alternative. Auch im Sommer werden noch 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung voll empfänglich sein. Das sind 30 bis 40 Millionen, die können einen tollen Ausbruch verursachen, das wäre dramatisch", sagt er in der neuen Folge des Podcasts "Die Wochentester" (Freitag, 29. Januar) des "Kölner Stadt-Anzeiger". Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb Klaus Stöhr, ehemaliger Direktor des Influenza-Programms der WHO.

Er kritisiert die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung: "Die Salami-Strategie führt zur Verwirrung. Man kann sich mit einem guten Stufenplan, der eine Positiv-Agenda setzt und sich elastisch an die äußeren Bedingungen anpasst, viel besser durch diese saisonale Erkrankung auf das Ende zubewegen, als dass man von Lockdown zu Lockdown stolpert." Stöhr, der nach seinem Ausscheiden bei der WHO in der Impfstoffentwicklung beim Pharmakonzern Novartis arbeitete, bewertet auch den Vorwurf, die EU habe deutlich zu wenig Impfstoffe eingekauft: "Man hätte sicherlich mit mehr Ellenbogen noch mehr kaufen können, aber wir klagen auf einem sehr hohen Niveau."

Bundesländer melden rund 15.500 neue Corona-Fälle – R-Wert liegt bei 0,77

21.10 Uhr: In Deutschland haben sich nach Angaben der Gesundheitsämter der Bundesländer vom Donnerstag 15.555 weitere Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Somit stieg die Zahl der positiv getesteten Menschen seit Pandemiebeginn auf 2.186.823, wie aus der Auswertung der Zahlen von FOCUS Online hervorgeht.

55.456 Menschen sind bislang an oder mit dem Coronavirus gestorben (+940). Die Zahl der Genesenen liegt laut Robert Koch-Institut bei 1.883.700. Die Zahl der aktiven Fälle liegt somit bei 303.123.

Sie finden hier die aktuell gemeldeten Zahlen der Gesundheitsministerien der Länder.

  • Baden-Württemberg: 290.410 (+1619), 6947 Todesfälle (+83)
  • Bayern: 396.628 (+2448), 10.108 Todesfälle (+145)
  • Berlin: 118.950 (+503), 2195 Todesfälle (+31)
  • Brandenburg: 67.721 (+685), 2283 Todesfälle (+35)
  • Bremen: 15.718 (+106), 266 Todesfälle (+6)
  • Hamburg: 45.789 (+246), 1029 Todesfälle (+26)
  • Hessen: 168.871 (+1276), 4676 Todesfälle (+99)
  • Mecklenburg-Vorpommern: 19.431 (+242), 423 Todesfälle (+14)
  • Niedersachsen: 139.579 (+1388), 3171 Todesfälle (+46)
  • Nordrhein-Westfalen: 478.253 (+3246), 10.456 Todesfälle (+155)
  • Rheinland-Pfalz: 91.683 (+606), 2449 Todesfälle (+32)
  • Saarland: 25.280 (+284), 734 Todesfälle (+12)
  • Sachsen: 178.333 (+1189), 6142 Todesfälle (+149)
  • Sachsen-Anhalt: 51.086 (+709), 1679 Todesfälle (+49)
  • Schleswig-Holstein: 35.412 (+388), 834 Todesfälle (+19)
  • Thüringen: 63.663 (+620), 2067 Todesfälle (+39)

Gesamt (Stand: 28.01.2021, 20.47 Uhr): 2.186.823 (+15.555), 55.456 Todesfälle (+940)

Vortag (Stand: 27.01.2021, 21.10 Uhr): 2.171.268 (+15.263), 54.516 Todesfälle (+872)

Quelle zu Infizierten- und Todeszahlen: Landesgesundheits- und Sozialministerien

Die Zahl der Genesenen liegt laut Robert-Koch-Institut in Deutschland bei ca. 1.883.700 (+17.700). Die Zahl der aktiven Fälle liegt somit bei 303.123.

Aktuell vom RKI gemeldete Reproduktionszahl: 0,77 (Vortag: 0,76)

Zahl der Intensivbetten laut DIVI-Intensivregister, die von Covid-19-Patienten belegt werden: 4437 (Vergleich zum Vortag: -64)

Zahl der aktuell invasiv beatmeten Covid-19-Patienten: 2485 (Vergleich zum Vortag: -18)

Die Reproduktionszahl (4-Tage-R-Wert) lag am Donnerstag laut Angaben des Robert-Koch-Instituts bei 0,77 (Vortag 0,76) und änderte sich somit kaum. Die Reproduktionszahl R (auch R-Wert genannt) bezeichnet die Anzahl der Personen, die im Durchschnitt von einem Fall angesteckt werden.

Wissenschaftler fordern europaweiten Aktionsplan gegen Corona

20.01 Uhr: Eine Gruppe renommierter Wissenschaftler von Medizin bis Volkswirtschaft fordert einen europaweit koordinierten Aktionsplan zur schnellen Eindämmung des Coronavirus und seiner Varianten. Das Konzept unter dem Oberbegriff "No Covid" sieht vor allem eine von den europäischen Staaten koordinierte bessere Überwachung des Infektionsgeschehens vor, nicht zusätzliche Verbote.

Die "Zero Covid"-Initiative eines weitgehenden und langen Lockdowns lehnen die beteiligten 13 Wissenschaftler dagegen wegen der gravierenden wirtschaftlichen Folgen ab. "Das ist einfach nicht sinnvoll", sagte Clemens Fuest, der Präsident des Münchner ifo-Instituts.

Die schnelle Senkung der Fallzahlen soll die schnelle Rückkehr zur Normalität möglich machen. "Wir wollen unsere Freiheit zurück", sagte die Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung. Die Medizinerin kündigte ein detailliertes "No Covid"-Papier mit konkreten Vorschlägen für Deutschland an. Ein Bestandteil sind regional unterschiedliche Beschränkungen je nach Infektionsgeschehen. Wo die Lage unter Kontrolle ist, sollen die Bürger in "grünen Zonen" wieder mehr Freiheiten haben.

Ein Kernpunkt des am Donnerstag vorgestellten Aktionsplans ist die europaweite Beschränkung des Reiseverkehrs auf das Notwendige, inklusive Quarantäne und doppelter Corona-Pflichttests vor der Abreise und nach der Rückkehr. Als "gute Zahl" nannte Brinkmann einen Inzidenzwert von 10 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner. Am Donnerstag lag dieser in Deutschland laut Robert Koch-Institut bei 98, das derzeitige Ziel der Bundesregierung ist eine Inzidenz von 50.

Eine schnelle Senkung der Infektionszahlen sei möglich, betonte die Physikerin Viola Priesemann. Laut RKI lag Deutschland am Mittwochabend bei einem Reproduktionsfaktor von 0,87 – das sind 87 Neuansteckungen pro 100 Infizierten. Wenn es gelinge, den R-Wert auf 0,7 zu senken, würden sich die Fallzahlen jede Woche halbieren, erklärte die Wissenschaftlerin, die am Max Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation forscht.

Daneben plädieren die Wissenschaftler für konsequente europaweite Maßnahmen, die es international in unterschiedlicher Ausprägung bereits gibt: die Reduzierung der Kontakte auf kleine "soziale Blasen", Heimbüro und Online-Schule, kostenlose Coronatests an Schulen und Arbeitsplätzen, mehr und schnellere Impfungen, Tests für bereits geimpfte Bürger.

Sechs Fälle von britischer Corona-Mutation in vier Kölner Kitas

19.07 Uhr: In vier Kölner Kitas sind Fälle der britischen Coronavirus-Variante aufgetreten. Wie die Stadt Köln am Donnerstagabend mitteilte, sei das mutierte Virus nachträglich bei insgesamt vier Erzieherinnen und Erziehern sowie bei zwei Kindern nachgewiesen worden. Bei einem weiteren positiv getesteten Kind und bei einer Erzieherin ist noch offen, ob es sich um das mutierte Virus handelt. Außerdem steht noch das Testergebnis für zwei Kinder aus, in deren Familien die britische Variante festgestellt worden war.

Zuvor hatte der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet. Der Zeitung zufolge traten auch Fälle in einer Kölner Unterkunft für Geflüchtete und in einem Krankenhaus auf. In Köln werden seit vergangener Woche alle positiven Corona-Tests auf mutierte Viren untersucht.

Auch im Kreis Paderborn wurde nach Angaben einer Sprecherin bei zwei Personen die britische Variante des Virus nachgewiesen. Diese Variante gilt als ansteckender als der bisher verbreitete Stamm.

Zuvor waren in NRW bereits elf Fälle der zuerst in England entdeckten Mutation B.1.1.7 bekanntgeworden sowie drei der zuerst in Südafrika aufgetretenen Variante. Das Gesundheitsministerium hatte am Mittwoch ein Projekt gestartet, um die Verbreitung von Corona-Mutationen in dem Bundesland zu erfassen.

Das Familienministerium teilte mit, man sei mit den Behörden der Stadt Köln und dem Gesundheitsministerium im engen Austausch: "Wir nehmen die genannten Fälle sehr ernst, mahnen aber gleichzeitig zur Besonnenheit." Eine Ministeriumssprecherin wies darauf hin, dass es trotz der Mutation nach bisherigen Erkenntnissen in keiner Kita zu höheren Infektionszahlen gekommen sei. "In jedem Fall bestätigt sich, dass die landesweit vorgenommenen Gruppentrennungen richtig waren."

Die Kitas in NRW sind im eingeschränkten Regelbetrieb offen, die Gruppen bleiben aber autark voneinander – das heißt, dass Kinder verschiedener Gruppen sich nicht mehr besuchen sollen. Dadurch soll verhindert werden, dass sich das Virus leicht in der ganzen Kita ausbreiten kann.

Dramatische Corona-Lage: Portugal schließt Grenze zu Spanien

18.24 Uhr: Die portugiesische Regierung hat wegen extrem hoher Corona-Infektionszahlen die Schließung der Grenze zum Nachbarland Spanien ab Freitag angeordnet. Für zunächst zwei Wochen darf die Grenze demnach nur noch in Notfallsituationen überschritten werden, wie Innenminister Eduardo Cabrita laut Medien am Donnerstag in Lissabon mitteilte. Schon während der ersten Corona-Welle im Frühjahr vergangenen Jahres war die gemeinsame Grenze monatelang geschlossen. Erst am 1. Juli wurde sie wegen damals stark rückläufiger Corona-Zahlen wieder geöffnet.

Die Corona-Lage ist nach Worten von Ministerpräsident António Costa "sehr schlimm". Am Donnerstag wurden in dem Land mit 10,3 Millionen Einwohnern 16.423 Neuinfektionen und 303 weitere Corona-Tote registriert. Das war ein Höchststand seit Beginn der Pandemie. Auf Deutschland hochgerechnet entspräche das etwa 130.000 Neuinfektionen und rund 2400 Toten binnen 24 Stunden. dpa/Armando Franca/AP/dpa Nahezu eine ganze Armada von mehr als ein Dutzend Krankenwagen steht Schlange, um Covid-19-Patienten im Santa Maria Krankenhaus in Lissabon an die Sanitäter zu übergeben.

Das Gesundheitssystem in Portugal ist aktuell extrem überlastet, zumal es auch weniger Betten auf Intensivstationen im Verhältnis zur Einwohnerzahl als in Deutschland gibt. Die Regierung schätzt, dass der Anteil der vermutlich ansteckenderen Sars-CoV-2-Variante aus Großbritannien im Großraum Lissabon schon etwa 50 Prozent aller Neuinfektionen ausmacht, wie die Zeitung "Público" schrieb. Die Bundesregierung erklärte das auch bei Deutschen beliebte Urlaubsland deshalb am vergangenen Wochenende zum Hochrisikogebiet, was Reisen in das Land weiter erschweren soll.

Studie: Neuseeland hat bestes Corona-Management – Deutschland nur 55.

16.21 Uhr: Neuseeland hat einem australischen Thinktank zufolge das weltweit beste Management der Corona-Krise bewiesen. Gefolgt wird der Pazifikstaat von den asiatischen Ländern Vietnam, Taiwan und Thailand. Deutschland rangiert in der Liste nur auf Platz 55. Das 2003 gegründete Lowy Institute mit Sitz in Sydney hatte zuvor 98 Länder bezüglich ihres Umgangs mit der Pandemie analysiert. Speziell ging es um die 36 Wochen, nachdem in einem Land der einhundertste Infektionsfall bestätigt worden war.

Die USA stehen auf Platz 94, während Brasilien das Schlusslicht bildet. Auch afrikanische Staaten wie Ruanda (Platz 6) und Togo (Platz 15) liegen weit vor den meisten EU-Ländern.

Die Denkfabrik hatte unter anderem die Infektionszahlen, die Zahl der Todesopfer und die Corona-Tests pro 1000 Einwohner untersucht. Besonders Länder in der Asien-Pazifik-Region waren demnach sehr erfolgreich im Kampf gegen das Virus. China wurde "wegen des Fehlens öffentlich verfügbarer Testdaten" nicht in das Ranking aufgenommen.

  
 

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