Omikron stellt Deutschland vor unlösbare Gleichung: So viele Tests gibt es einfach nicht

Deutschlandweit schlagen Test-Labore Alarm: Durch die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante könnten die Maximalkapazitäten von 2,4 Millionen Tests pro Woche überlastet werden. Sogar das Bundesgesundheitsministerium merkt an, dass man bei hohen Fallzahlen in bestimmten Fällen auf PCR-Diagnosen verzichten müsse.

Die Omikron-Welle droht die maximalen Kapazitäten von 2,4 Millionen PCR-Tests zu überlasten und zu erheblichen Rückstaus sowie zu späten Testergebnissen zu führen.

"Die Omikron-Variante wird auch zu mehr Infektionen bei Beschäftigten in den Laboren führen. Es ist also damit zu rechnen, dass die PCR-Testkapazitäten in Deutschland bald nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen", sagte die Vorsitzende des größten Ärzteverbands Marbuger Bund, Susanne Johna dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Dies sei leider schon jetzt in anderen EU-Ländern zu sehen. Während überlastete Labore Ende November Proben noch zu anderen Standorten transportieren konnten, wird ein solcher kurzfristiger Ausbau der Kapazitäten nur begrenzt möglich sein – denn das Personal fehle.

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Düstere Prognose: "So viele Tests gibt es einfach nicht"

Hendrik Borucki, Unternehmenssprecher von Testanbieter Bioscientia, zeichnet gegenüber "ZDFheute" eine düstere Prognose: "Wenn man von einer Positiv-Rate von 30 Prozent ausgeht, bedeutet das zwei Millionen Tests pro Tag. So viele Tests gibt es einfach nicht. Auch bei den größten Kapazitäten bekämen wir das nicht hin." Derzeit liegt die Positiv-Rate laut aktuellem RKI-Wochenbericht bereits bei 22 Prozent. Foto: dpa

Bei einer angenommenen Positivrate von 30 Prozent würden 2,4 Millionen PCR-Tests pro Woche nur etwa 100.000 tägliche Neuinfektionen nachweisen können. Bereits die Delta-Welle erreichte Ende November bis zu 75.000 tägliche Neuinfektionen. In Großbritannien, Frankreich und Italien werden derzeit über 200.000 Fälle gemeldet – noch höhere Infektionszahlen werden auch für Deutschland modelliert.

Während in der letzten Jahreswoche – den Feiertagen geschuldet – nur knapp 950.000 Tests durchgeführt wurden, waren es Ende November fast zwei Millionen, meldete das RKI. Die Maximalkapazität betrage 2,4 Millionen pro Woche. "Das ist eine enorme Kapazität", so Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im "heute-journal".  dpa Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit.

Gesundheitsministerium: Bei sehr hohen Fallzahlen auf PCR-Diagnose verzichten

Große Sorge hat das Bundesgesundheitsministerium derzeit nicht und verweist auf die überregionale Unterstützung der Labore. Doch man ist sich offenbar bewusst, dass der Personalmangel und die Omikron-Welle Teststationen an ihr Limit bringen könnten. "Bei sehr hohen Fallzahlen wird man gegebenfalls dazu übergehen müssen, eine Diagnose rein symptom- bzw. antigenschnelltest-basiert zu stellen, also auf eine PCR-Diagnostik bei bestimmten Personengruppen zu verzichten", heißt es vom Ministerium. Besonders wichtig seien PCR-Tests bei Mitarbeitern der kritischen Infrastruktur und in Krankenhäusern sowie der Pflege, so Lauterbach.

Die geplante verkürzte Quarantänezeit nach einem "Freitesten" via PCR-Test, die auf dem Corona-Gipfel am Freitag beschlossen werden soll, würde die Kapazitäten weiter belasten. "Wir brauchen deshalb einen Plan B, um die Quarantäne- und Isolationsregeln zu verkürzen", forderte Johna und schlug vor: "Möglich wären zwei Antigentests in Folge, mit denen man sich freitesten kann." 

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Ärzte-Vorstand: Zwei Antigentests müssen bei PCR-Überlastung reichen

Die Vorsitzende des Ärzteverbands betonte, dass im Krankenhaus grundsätzlich PCR-Tests eingesetzt werden sollten. Doch wenn das Ergebnis erst nach vier Tagen kommen sollte, sei ein PCR-Test für den Klinikalltag nicht mehr sinnvoll. Johna rechtfertigte den Einsatz von Antigentests damit, dass die Versorgung der Patienten an erster Stelle stehen müsse. "Wenn wir Engpässe bei den PCR-Kapazitäten bekommen, sind zwei Antigentests zur Verkürzung von Isolation und Quarantäne sicher gerechtfertigt."

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